Waigel mahnt CSU: Sogar bei den Passionsspielen dürfen Muslime mitmachen
Exklusiv Sener Sahin wollte für die CSU als Bürgermeister kandidieren. Weil er Moslem ist, stieß das auf Proteste. Der CSU-Ehrenvorsitzende Waigel kritisiert seine Parteifreunde.
Wenn es nach dem neuen Grundsatzprogramm der CSU geht, ist der Fall völlig klar. „Unsere Grundwerte leiten sich aus dem christlichen Menschenbild ab. Unsere Partei steht allen Menschen offen, die sich zu diesen Grundwerten und unseren Zielen bekennen – unabhängig von ihrem persönlichen Glauben“, heißt es da. Doch diese Haltung ist offenbar noch nicht in den Köpfen aller CSU-Mitglieder angekommen.
Im kleinen Markt Wallerstein im Landkreis Donau-Ries hat der türkischstämmige Deutsche Sener Sahin seine bereits verabredete Kandidatur für den Bürgermeisterposten zurückgezogen. Zuvor hatte es im Ortsverband heftigen Protest gegeben – eben wegen seines persönlichen Glaubens. Denn der 44-Jährige ist Moslem. Wie weit ist die Christlich-Soziale Union also tatsächlich in Sachen Religionsfreiheit?
Diese Grundsatzfrage ereilt am Dreikönigstag die CSU-Spitze. Zum Auftakt der Klausur der Landesgruppe im oberbayerischen Seeon löst der Fall Wallerstein vor allem Bedauern aus. „Sener Sahin ist ein cooler Kandidat, bestens integriert im Ort, als Unternehmer, im Sportverein – ein klassischer CSU-Kandidat eben“, sagt der schwäbische Bezirkschef Markus Ferber und verweist auf jenes Grundsatzprogramm. „Die CSU ist keine Partei von Katholiken und Protestanten, sondern eine werteorientierte Partei. Und ein Moslem kann genauso unsere Werte teilen wie ein Christ.“
Theo Waigel: "CSU darf keinen Kandidaten wegen seines Glaubens ausschließen"
Auch Theo Waigel hat kein Verständnis für das Verhalten seiner Parteifreunde in Nordschwaben. „Gerade in einer Zeit, in der ein Dialog zwischen den Weltreligionen so dringend nötig ist, darf so etwas nicht passieren“, sagt der CSU-Ehrenvorsitzende und fügt hinzu: „Sogar bei den Oberammergauer Passionsspielen dürfen Muslime mitmachen, dann muss das doch in der CSU auch möglich sein.“
Der bekennende Katholik Waigel betont, schon in den 50er Jahren habe der damalige CSU-Chef Hanns Seidel dafür gekämpft, dass auch Andersgläubige einen Platz in der Partei haben. „Wenn das schon damals, als das Land weit weniger tolerant war, gegolten hat, muss das heute erst recht gelten“, findet der 80-Jährige.
Muslimischer Bürgermeisterkandidat: Söder will den Vorfall aufklären
Der amtierende Parteivorsitzende Markus Söder ist sichtlich unglücklich über die Vorgänge in Wallerstein. „Ich bedaure diese Entwicklung“, sagt er im Kloster Seeon. „Denn jemand, der sich für uns engagiert und der in unserer Partei Mitglied ist und aufgestellt ist, der hat auch Respekt und Unterstützung verdient“, betont Bayerns Ministerpräsident. „Wir sind ein freies und auch frei denkendes Land und wer sich zu den Grundsätzen der CSU bekannt hat, sollte auch ein guter Kandidat sein.“ Er habe seinen Generalsekretär Markus Blume gebeten, die Sache genau aufzuarbeiten, sagt Söder.
CSU-Bezirkschef Ferber hat wenig Hoffnung, dass sich das Blatt in Wallerstein noch wendet. Er hätte sich gefreut, wenn Sahin aufgestellt worden wäre. Dass jetzt Rassismus-Vorwürfe gegen die CSU laut werden, findet er „absolut abenteuerlich“. Für ihn steht fest: „Menschen muslimischen Glaubens gehören selbstverständlich zu Deutschland.“
Ganz so selbstverständlich scheint dies in der CSU nicht zu sein. Unter den 46 Bundestags- und 85 Landtagsabgeordneten gibt es nach Angaben eines Sprechers aktuell keinen, der muslimischen Glaubens ist. Und das, obwohl die CSU mit mehr als 140.000 Mitgliedern die drittgrößte Partei Deutschlands ist.
Manfred Weber über Sener Sahin: CSU offen für alle, "die unsere Werte und Überzeugungen teilen"
Der Europapolitiker Manfred Weber betont: „Die CSU ist als Volkspartei offen für alle Menschen, die unsere Werte und Überzeugungen teilen. In der Gründungsphase der CSU war die Union eine neue Idee. Nicht mehr die Aufspaltung zwischen den christlichen Konfessionen sondern das Miteinander brachte den Erfolg. Das gilt heute ebenso."
Ulrich Lange (CSU-Kreisvorsitzender Donau-Ries) findet Sahins Rückzug persönlich sehr schade. „Die Kandidatur war gut und spannend und wurde vom Kreisverband mitgetragen“, sagt der Bundestagsabgeordnete. Ein besseres Beispiel für gelungene Integration als Sahin werde man kaum finden. Bei der Aufstellung der Wallersteiner Gemeinderatsliste am kommenden Donnerstag will Lange persönlich dabei sein.
Auch der Augsburger Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich bedauert die Entscheidung: „Persönlich finde ich es sehr schade, dass Sener Sahin seine Kandidatur für die CSU aufgegeben hat. Ich kenne ihn leider nicht persönlich, aber das was über ihn berichtet wurde, zeigt, dass er ein sehr guter Kandidat und ein absoluter Gewinn für die CSU gewesen wäre.“
Lesen Sie dazu auch unser Porträt: Muslimischer Bürgermeisterkandidat: Das ist der Mann, über den alle sprechen
Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: CSU: "Noch nicht so weit" für Muslime - was soll das heißen?
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Die Diskussion ist geschlossen.
Die Moral von der Geschicht: Integration lohnt sich eben nicht!
Lieber CSU - Ortsverein in Wallerstein. Zur Integration gehört auch integrieren lassen und nicht wegen Religion ausgrenzen.
Müssen jetzt alle Juden, Atheisten die CSU verlassen und/oder von den Kandidatenlisten gestrichen werden?
Zu Verfassungstreue gehört das Bekenntnis zum Grundgesetz, zu den Grundrechten und damit zur Religionsfreiheit! Diese kann man von der CSU eigentlich erwarten. Dis CSU sollte da ernsthaft Ihre Kandidaten überprüfen.
Der Herr Waigel hätte mal zu seiner aktiven Zeit dafür sorgen sollen, dass das C aus dem Parteinamen gestrichen wird, dann bräuchte er jetzt nicht so einen Unfug zu verzapfen. C steht für christlich. Und wegen diesem C hat seine Partei auch schon viele Wahlen gewonnen. Für Andersgläubige gibt es immer noch genügend andere Parteien. Ein Spieler von Bayern München läuft auch nicht für die 60er auf. Aber heute ist ja alles möglich...
Der Herr Waigel soll sich lieber mal um SEINEN Euro kümmern, den hat er uns ja auch untergejubelt.....
Das ist das traurige Ergebnis, wenn man nicht trennscharf Linien zieht und mit Allgemeinplätzen wie der "Islam gehört zu Deutschland" arbeitet.
Es gibt viele Menschen wie Herrn Sahin aber wir hören aktuell auch von schrecklichen Drohungen in der islamischen Welt - Vereinfacher mögen diese unter einen einheitlichen Begriff des Glaubens zusammenfassen wollen, das wird aber der Situation kaum gerecht.
Wir müssen im Alltag deutlicher machen, was zu Europa gehört und was in Europa niemals akzeptabel ist. Klare Kante, dass diese blamable Kandidatenauswahl ein Einzelfall bleibt!
Bitte hören Sie endlich mit Ihrer Hetze auf.
Der Rechtsweg seht Ihnen offen.
Herr Sahin und sein Islam gehören zu uns aber sicher nicht der Islam einer schwarz verhüllten Frau die uns Gewalt androht und deren Vater seit Jahren den Terrorismus gefördert hat.
Der radikale undemokratische Islam besteht nicht aus Einzelfällen.
https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Tod-fuer-Amerika-Hunderttausende-bei-Trauermarsch-fuer-Soleimani-id56378616.html
Haben Sie irgendeinen Grund anzunehmen daß Herr Sahin kein anständiger Mensch ist, mit Islamaismus terroristischer Prägung irgendetwas am Hut hat?
Mit lesen und verstehen haben Sie so Ihre Schwierigkeiten Herr Keller?
Nennen Sie mir doch bitte mal Länder mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit, in welchem Demokratie, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Gleichberechtigung der Geschlechter gelebte Realität sind.
Das sind die Verhältnisse, die zusammen mit dem o.g. unsinnig verallgemeinerndem Spruch manchen alten CSU´ler wohl von der hier richtigen Entscheidung abgehalten haben.
Wir können Herrn Sahin wählen, auch wenn im Iran vom Regime hunderte niedergemetzelt werden, Herr Erdogan mal wieder ein paar Opponenten in den Knast schickt oder in S-A Frauen irgendwas mal nicht dürfen.
@ PETER P.
"blamable Kandidatenauswahl"
Einer hat sich mit Sicherheit nicht blamiert - Herr Sahin.
Die CSU jedoch bis auf die Knochen.
Ein kleiner Vorhalt kann Herrn Sahin jedoch nicht erspart werden: Eigentlich hätte er wissen müssen, welche Einstellung zu Menschen mit Migrationshintergrund und seiner Religion gerade in der CSU und ländlichen Räumen noch weit verbreitet ist.
Warum haben seine Partei"freunde", statt ihn ins offene Messer rennen zu lassen, nicht vorher ehrlich mit ihm darüber gesprochen, was eine Kandidatur vermutl. auslösen wird? Eine gewisse Hinterfotzigkeit scheint da schon eine Rolle gespielt zu haben.
Auffällig ruhig verhält sich bis jetzt einer, der sonst an keinem Mikrophon vorbeikommt, ohne seine Meinung zu verkünden - der CSU-Kreisvorsitzende Ulrich Lange . . .
Die CSU in Wallerstein hat sich vergaloppiert. Doch das wird dazu beitragen, dass immer mehr CSU-Führungspersonen erklären werden, dass natürlich auch Muslime oder Juden oder Atheisten oder … zur CSU gehören können. Sonst hätte die CSU bald auch keine Chance mehr, als Volkspartei bei Wahlen erfolgreich zu sein.
Doch zu den Kommentaren hier im Internetforum der AZ, wo ein Peter P. wiedermal hetzt. (edit/mod) Wer einen Muslimen mit Aussagen abqualifiziert, dass es muslimische Verbrecher gibt, übersieht, dass es christliche, jüdische, atheistische, hinduistische, buddhistische usw. Verbrecher gibt. Und dass es atheistische, buddhistische, christliche, hinduistische, jüdische, usw. Demokraten und Menschenfreunde gibt. Und dass unsere Verfassung wie unser Strafgesetzbuch Werte und Fehlverhalten benennen:
GG Art. 26
(1) Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, …, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.
Strafgesetzbuch (StGB)
§ 130 Volksverhetzung
(1) Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,
1.
gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen auffordert oder
2.
die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet,
wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.
Raimund Kamm
@ PETER P.
"Herr Sahin und sein Islam gehören zu uns aber sicher nicht der Islam einer schwarz verhüllten Frau die uns Gewalt androht und deren Vater seit Jahren den Terrorismus gefördert hat."
Wie immer eine Mischung aus Un- und Halbwahrheiten.
Diese Frau hat nicht uns Gewalt angedroht, sondern den Mördern Ihres Vaters, der lange Zeit und sehr wirkungsvoll an der Seite auch der Amis gegen den sog. IS kämpfte. Wer den Terrorismus im Nahen Osten mit dem verlogenen Krieg gegen den Irak und Tausenden unschuldigen Toten am meisten gefördert hat und mit dem völkerrechtswidrigen Attentat auf fremdem Staatsgebiet jetzt noch einmal mächtig Auftrieb verschaffte, ist inzwischen völlig unstreitig.
Warum Sie das alles mit der Kandidatur des in Deutschland geborenen, mit einer evangelischen Frau verheirateten Herrn Sahin und dem dämlichen Verhalten der örtlichen CSU in Verbindung bringen, ist mir nicht klar.
Herr Kamm der Rechtsweg steht Ihnen offen. Lassen Sie es doch einfach prüfen, was ich hier geschrieben habe.
@ Kr.
Ihr Marketingfeldzug für den Iran und seinen General ist einfach nur lächerlich.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-12/iran-unruhen-todesopfer-verletzte-amnesty-internationa
Ich wünsche noch viel Schadenfreude über einen CSU Ortsverband; ja man hat dort einen Jackpot verspielt. Aber dieser Vorgang wird bei Wahlen keinen Unterschied machen. Die Leute die hier am lautesten rufen, wählen sowieso nicht CSU.
@ PETER P.
"Ihr Marketingfeldzug für den Iran und seinen General ist einfach nur lächerlich"
Mit lesen und verstehen haben Sie so Ihre Schwierigkeiten, Herr P.?
Kommt Ihnen der Satz irgendwie bekannt vor?
(edit/mod)
Die heiligen Kriege der heiligen katholischen Kirche waren auch nicht von schlechten Eltern. Den halben nahen Osten abgeschlachtet im Namen Gottes.
Was wir brauchen haben wir schon: Demokratie und Rechtsstaat.
Jetzt melden sich all die zu Wort, die über Jahre die Deftigkeit des Stammtisches bedient haben.
Die geistigen Väter sozusagen.
Da mag sich jeder seinen Reim drauf machen!
„Die CSU ist keine Partei von Katholiken und Protestanten, sondern eine werteorientierte Partei. Und ein Moslem kann genauso unsere Werte teilen wie ein Christ.“ - um die Werte geht es. Egal welche Partei, solange die Werte unserer freiheitlichen pluralistischen Demokratie geachtet werden soll jeder seinen Platz in Deutschland finden können. Für diese Worte ist Herrn Ferber zu danken.