Weniger Menschen sind durch Zeckenstiche krank geworden
Die Infektionszahlen von durch Zecken übertragenen Krankheiten gehen stark zurück. Das liegt auch am menschlichen Verhalten.
Im Jahr 2020 gab es in Bayern so viele Infektionen von durch Zecken übertragenen Krankheiten wie noch nie. Der milde Winter und das feuchte Frühjahr deuteten dann darauf hin, dass auch dieses Jahr eines mit vielen Zeckenstichen und Infektionen werden würde – doch es kam anders. 2021 seien die Infektionszahlen der von Zecken übertragbaren Krankheiten – Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) – im Freistaat deutlich zurückgegangen, erklärt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).
Weniger als halb so viele FSME-Infektionen wie im Vorjahr
Und das habe einen einfachen Grund: „Ist das Wetter schlecht, geht der Mensch seltener in die Natur. Es gibt somit weniger Kontaktmöglichkeiten und daher wenig Zeckenstiche, selbst wenn es viele Zecken gibt“, sagt Martina Junk vom LGL. Bei schönem Wetter sei die Gefahr, einen Zeckenstich zu erleiden, deshalb höher.
Dass die Zeckengefahr bei schlechtem Wetter geringer ist, zeigen die Infektionszahlen. So haben sich in diesem Jahr deutlich weniger Menschen mit der Lyme-Borreliose, auch Lyme-Krankheit genannt, infiziert. Sie ist die am meisten durch Zecken verbreitete Krankheit in Europa. Im vergangenen Jahr wurden bayernweit mehr als 6000 Fälle gemeldet. Die meisten Fälle, nämlich 1541, gab es in Niederbayern. Auf dem zweiten Platz lag Oberbayern mit 1336 Infektionen. In Schwaben haben sich die wenigsten Menschen infiziert, nämlich 477.
Gegen die Lyme-Borreliose gibt es keine Impfung
Bis zum 4. Oktober dieses Jahres wurden dagegen nur 3410 Infektionen gemeldet – zu einem Zeitpunkt, an dem es im Vorjahr bereits fast 2000 mehr waren. In Oberbayern haben sich den Angaben zufolge 600 Menschen infiziert, in Schwaben 286. Gegen die Lyme-Borreliose gibt es keinen Impfschutz. Sie löst grippeähnliche Symptome aus und kann auch das Nervensystem oder die Organe befallen. Rechtzeitig diagnostiziert ist sie allerdings mit Antibiotika gut behandelbar.
Gegen die andere von Zecken übertragene Krankheit, die Frühsommer-Meningoenzephalitis, hilft hingegen eine Impfung. Auch die Infektionszahlen dieser Erkrankung sind deutlich zurückgegangen: Waren es im Rekordjahr 2020 insgesamt 281 gemeldete Infektionen in Bayern, sind es dieses Jahr mit 126 bislang weniger als die Hälfte. Im vergangenen Jahr wurden in Oberbayern mit 62 die meisten Infektionen gemeldet. In Schwaben waren es 36, nur in Ober- und Mittelfranken gab es weniger Fälle. 2021 gab es bis zum 4. Oktober elf Fälle in Schwaben, die zweitwenigsten in Bayerns Bezirken. In Oberbayern sind es mit 26 die zweitmeisten.
Die Stiko empfiehlt eine FSME-Impfung
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist unter anderem deshalb gefährlich, weil sie eine Hirnhaut- oder Knochenmarksentzündung auslösen kann. Die ständige Impfkommission (Stiko) weist darauf hin, dass, trotz des gesunkenen Risikos, gerade in FSME-Risikogebieten eine Impfung gegen FSME empfohlen werde. 98 Prozent der 2019 gemeldeten an FSME-Erkrankten seien nicht oder unzureichend geimpft gewesen. Bei der Schutzimpfung erfolge eine Grundimmunisierung mit drei Impfstoffdosen. Alle drei bis fünf Jahre sei dann eine Auffrischungsimpfung nötig.
In den Jahren 2013 bis 2018 sei die Impfquote in Bayern von 22 auf 20 Prozent leicht gesunken. Aufgrund der Corona-Pandemie seien die FSME-Impfquoten seit 2019 noch nicht abschließend ausgewertet worden, teilt die Stiko mit. Vor allem ab dem 40. Lebensjahr steige das Risiko einer FSME-Erkrankung deutlich an.
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