Netzagentur will zwei Stromtrassen
Stromtrassen: Die Bürger sind verunsichert, die Politik noch unentschlossen. Nun lud die Bundesnetzagentur zum Informationstag in München. Ihr Chef Jochen Homann mahnt zur Eile.
Der Chef der Bundesnetzagentur Jochen Homann hält zwei neue Stromtrassen in Bayern weiter für unabdingbar: "Dass wir alle vorgesehenen Trassen brauchen, das glauben wir ganz fest", sagte er vor einem öffentlichen Informationstag seiner Behörde zum Netzausbau am Dienstag in München.
Auch der im Februar beendete bayerische Energiedialog habe schließlich eine drohende Versorgungslücke im Freistaat nach der Abschaltung aller bayerischen Atomkraftwerke von 25 Terawattstunden (TWh, 25 Milliarden Kilowattstunden) festgestellt, argumentiert Homann. Eine Leitung könne nach derzeitigem Standard aber nur rund 14 TWh Strom transportieren. "Damit kann die bayerische Trassenrechnung ,zwei minus x‘ aber nur aufgehen, wenn x gleich null ist", findet der Chef der Genehmigungsbehörde. Bayerns Energieministerin Ilse Aigner (CSU) hatte diese Formel als Grundlage für die Berliner Verhandlungen erfunden.
Der Strombedarf, der in Bayern ohne Atomkraft nicht gedeckt ist, sei mit rund einem Drittel der benötigten Leistung erheblich, warnt Homann. Der nach der Energiewende politisch gewünschte Ausbau der erneuerbaren Energien finde aber vor allem in Norddeutschland statt. Daher müsse Strom nach Süden transportiert werden.
Netzagentur will Klarheit noch in diesem Sommer
Um eine Lücke zu vermeiden sei zudem eine politische Entscheidung auch zur Trassenfrage noch in diesem Sommer notwendig, fordert der Chef der Netzagentur. Der Bau der "Thüringer Strombrücke" aus Thüringen ins unterfränkische Grafenrheinfeld werde schließlich von den ersten Plänen bis zur voraussichtlichen Fertigstellung im nächsten Jahr wohl sieben Jahren brauchen. Die umstrittenen Trassen "Suedlink" und "Süd-Ost-Link" seien noch kompliziertere Themen, glaubt Homann – sollten aber aus Sicht der Netzagentur bis zum Aus des AKW Gundremmingen 2021 fertig sein. "Wir sind also jetzt schon zeitlich sehr eng", sagt er.
Dass neue Gaskraftwerke, wie von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) gefordert, eine Alternative zu den neuen Trassen sein könnten, glaubt Homann nicht. Der von Seehofer letzte Woche angekündigte Stromtrassen-Vorbehalt für landschaftlich sensible Gebiete im neuen bayerischen Landesentwicklungsprogramm werde den Netzausbau wohl nicht bremsen, glaubt Homann: Der konkrete Trassenverlauf sei noch völlig offen und die Bundesnetzagentur bereit, auf Vorgaben der Länder Rücksicht zu nehmen. Im Zweifel gelte allerdings, dass beim Netzausbau im Zuge der Energiewende Bundesplanung vor Landesplanung gehe.
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