Neue Dokumentation über Dachau
KZ-Gedenkstätte plant aufwendigen Film. Und braucht Hilfe
Sie planen einen neuen Dokumentationsfilm für die KZ-Gedenkstätte in Dachau. Wie kamen Sie auf die Idee?
Seit fünfzig Jahren wird in der Hauptausstellung der KZ-Gedenkstätte Dachau mehrmals täglich der 22-minütige Dokumentarfilm „KZ Dachau“ gezeigt. Dieser erste Dokumentarfilm wurde zwischen 1967 und 1969 im Auftrag des Comité International de Dachau produziert. Er spricht zwar viele Themen der KZ-Geschichte an, die in den Nachkriegsjahrzehnten oft noch verschwiegen wurden, zahlreiche Aussagen stimmen aber nicht mehr mit dem aktuellen Forschungsstand überein.
Was heißt das konkret?
So ging man damals noch von 32000 KZ-Toten aus. Heute wissen wir, dass mindestens 41500 Menschen starben. An dem Sprechertext des Films zeigt sich, dass er unter der maßgeblichen Beteiligung von ehemaligen politischen Häftlingen entstanden ist. Der Sprecher des Films wechselt unter Rückgriff auf Textpassagen aus Zeitzeugenberichten immer wieder unversehens in die Perspektive von Überlebenden. Die verwendeten Zitate werden jedoch nicht als subjektive Erfahrungen Einzelner gekennzeichnet, sondern vermischen sich zu einer geeinten Stimme aller ehemaligen Häftlinge. Es entsteht der Eindruck einer Solidargemeinschaft aller Häftlingsgruppen, wohingegen Konflikte und Hierarchien in der Zwangsgemeinschaft der Häftlinge ausgeklammert werden. Auch hier würde man heute natürlich anders vorgehen.
Was soll der Film zeigen?
Der neue Film soll einen prägnanten Überblick über die historischen Fakten geben. Außerdem werden die individuellen Erfahrungen, die die Gefangenen im KZ Dachau machen mussten, in der Form von Zeitzeugenvideos eine bedeutende Rolle spielen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass aus dem Konzentrationslager selbst nur wenig Bildmaterial existiert. Da die bildliche Überlieferung zum KZ Dachau sehr lückenhaft ist, wären wir sehr dankbar, wenn es aus der Bevölkerung noch Aufnahmen aus der Zeit geben würde, die uns für den Film zur Verfügung gestellt werden könnten.
Wie aufwendig ist es, einen Film aus Fotos zu machen?
Noch sind wir und das Filmteam, das den Film in Kooperation mit der Gedenkstätte produziert, am Anfang. Viel Recherche-Arbeit in Archiven liegt vor uns. Es wird sich um einen sogenannten Kompilationsfilm handeln, bei dem das vorhandene Material durch Montage neu arrangiert wird. Die historischen Fotografien und Filmsequenzen, Zeitzeugenberichte, Pläne und Dokumente werden in einem neuen Sinnzusammenhang angeordnet und mit einer Tonspur kombiniert. Der Film soll ein Bewusstsein für die fragmentarische bildliche Überlieferung der Geschichte des Konzentrationslagers schaffen.
Wann ist der Film zu sehen?
Die Filmpremiere soll am 3. Mai 2020 im Rahmen der Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau sein. Interview: Birgit Schindele
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