Von Rupert Huber, Augsburg/Dachau Auch bei harmlos erscheinenden Fernsehserien aus dem bayerischen Leben heißt es aufpassen. Zumal zu einem echten Dorf auch ein Kriegerdenkmal gehört. In dem ausgedachten Ort Lansing, der Schauplatz der täglichen Serie "Dahoam is Dahoam" ist, hatte die Produktion schon mit der Aufschrift "Den Gefallenen der beiden Weltkriege" geliebäugelt, wie man das so kennt.
Aber da Lansing auf dem Grund von Dachau entstand - nicht allzu weit von der KZ-Gedenkstätte entfernt - entschied man sich, in der Historie etwas zurück zu gehen, wie Rudi Küffner, Pressesprecher des Bayerischen Rundfunks (BR) erklärt. Und so wird jetzt eben der Opfer "des Krieges von 1870/1871" gedacht. Man möchte sich ja nicht unnötig Probleme schaffen.
Wozu auch. Dieses Lansing hat etwas Heimeliges, lässt Erinnerungen aufsteigen, daran, wie Autowerkstätten aussehen, die nicht an Ausfallstraßen liegen, an kleine Metzgereien mit unbeleuchteten Vitrinen und Wirtschaften, in denen alles massiv Holz ist. Wer an die Hauswand schaut, erfährt auf einem schönen Täfelchen, dass Walburga Ertl eine Maßschneiderei betreibt. Das alles gibt es auch heute noch auf dem Land, aber bislang nicht in einer "Daily Soap".
Das Bayerische Fernsehen versucht sich ab 8. Oktober an dieser Gattung. Was einerseits ungewöhnlich ist, weil der englische Begriff so gar nicht in die TV-Landschaft passen mag. Andererseits aber auch nicht, da der Sender das bayerische Gefühl nicht nur im "Komödienstadel" und im "Chiemgauer Volkstheater" pflegt, sondern auch in Kultserien wie "Irgendwie und sowieso" von Franz Xaver Bogner.
Die Schlagzahl wird allerdings eine andere sein. Viermal in der Woche, von Montag bis Donnerstag, werden die Zuschauer Zeugen der seit 55 Jahren schwelenden Auseinandersetzung zwischen den Familien Brunner und Kirchleitner, seitdem Theo Brunner an einem tragischen Spätsommertag bei einer Bergtour tödlich verunglückte -in Gegenwart seines Freundes Franz Kirchleitner.
Handlungsort des Ganzen ist der "Brunnerwirt". Beim BR jedenfalls hat man das lockere Motto ausgegeben: "Bei mir zuhause bin ich nie zuhause, aber im Wirtshaus, da bin ich wie zu Hause". Dazu kommt eine ganze Dorfgemeinschaft mit Bürgermeister und Kosmetiksalon, Apotheke, Polizei und Pfarrer. Peter Rappenglück spielt den Pfarrer, und er schaut drein, als wäre er der Don Camillo von Dachau.
Produziert wird die Daily, in der aktuelle Probleme und Konflikte "mit typisch bayerischem Humor" (Senderankündigung) gelöst werden, als Auftragsproduktion des Bayerischen Rundfunks von der Polyscreen mit Sitz in München. Das Joint Venture der Constantin Film und Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft wird von den Geschäftsführern Hubertus Meyer-Burckhardt und Fred Kogel geleitet. Ein Team von 130 Leuten produziert die "Lansinger G¿schichten".
Dietmar Hammer, als "Creative Producer" für die Drehbuchentwicklung zuständig, definiert "Dahoam is Dahoam" so: "Wir wollen eine bayerische Geschichte erzählen, die sich zwischen Moderne und Tradition bewegt und gleichzeitig ein modernes Produkt herstellen, wie es weltweit genau so gemacht wird."
Das Wort "Daily Soap" hört Hammer nicht so gern. "Wir bringen im Gegensatz zu anderen Serien nur wenige Jugendgeschichten, wir erzählen generationsübergreifend - der Jüngste ist 16, die Älteste ist 79." Und ausschlaggebend sei das Bayerische, so Hammer. Mit der Philosophie "Wir gehören zusammen, und zusammen packen wir das schon."
Übrigens: Das verpönte "Daily" will der Sender für sich so übersetzt haben: "Täglich einen festen Termin vor dem Fernseher haben." Das allerdings wird der Zuschauer entscheiden.