Endlich steht die Null: So verbannte Tirschenreuth das Coronavirus
Erstmals seit Monaten weist eine Region in Bayern keine Corona-Inzidenz auf – mit dem Landkreis Tirschenreuth ist es ausgerechnet ein früherer Hotspot.
„Die Null muss stehen“ – ein geflügeltes Wort aus der Welt des Fußballs, das in Bezug auf das Coronavirus im Freistaat Bayern seit Monaten kaum eine Rolle spielte. Vielerorts war man schon froh, wenn die Inzidenzwerte erstmals nicht mehr weiter stiegen oder gar unter die mit Lockerungen verbundene „100“ sanken. Von der „0“ zu träumen war – um kurz in die Welt des Fußballs zurückzukehren – wie die Hoffnung, dass der FC Bayern München dieses Jahr einmal nicht deutscher Meister werden würde.
Doch die Zeiten ändern sich, jedenfalls Corona betreffend. Seit Wochen kennen die Inzidenzen fast überall nur noch eine Richtung: nach unten. In Tirschenreuth erreichten sie nun den absoluten Tiefpunkt: Laut Robert-Koch-Institut (RKI) gab es in dem Landkreis an der deutsch-tschechischen Grenze in den vergangenen sieben Tagen keine einzige Corona-Neuinfektion mehr. Sprich: Die Inzidenz lag bei 0. Seit Monaten ist das keiner Stadt und keinem Kreis in Bayern mehr gelungen.
Impfen, Testen - Tirschenreuth war mit vielem früh dran
Dass nun ausgerechnet Tirschenreuth zur Vorzeigeregion wurde, ist erstaunlich und erklärbar zugleich. Erstaunlich, weil der Landkreis in der Oberpfalz zwischenzeitlich zu den Hotspots mit den höchsten Inzidenzen in ganz Deutschland zählte. Doch genau daraus ergeben sich auch die Erklärungsversuche für die aktuelle Situation. Da wären zum einen die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus, wie die Verteilung von Schnelltests an Betriebe, die Einführung einer Testpflicht für Pendler oder die Versorgung mit Sonderlieferungen an Impfstoff. Maßnahmen, wie es sie quer durch den Freistaat gab und gibt – in Tirschenreuth aber schon recht früh.
Zum anderen waren die hohen Inzidenzen von einst logischerweise darin begründet, dass sich in der Region zeitweise besonders viele Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben. 5321 Infektionen wurden bis Donnerstag beim RKI registriert, der Landkreis hat rund 72.000 Einwohner. Die meisten dieser Personen dürften längst genesen und damit den geltenden medizinischen Erkenntnissen nach auch gegen das Virus immun sein. Dazu sind 44,8 Prozent der Bürger mittlerweile mindestens einmal geimpft – der bayernweite Schnitt lag am Donnerstag bei 45,3.
Ostallgäu mit niedrigster Inzidenz in Schwaben
Und zu guter Letzt: die Mithilfe der Bürger. „Ich möchte dies zum Anlass nehmen, mich bei allen für den Einsatz, das Durchhaltevermögen und die Disziplin zu bedanken. Wir haben uns diesen Erfolg neben dem Testen und dem Impfen auch ein Stück selbst mit erarbeitet“, erklärte Landrat Roland Grillmeier am Donnerstag. Eine große Feier werde es deswegen nicht geben. „Ich werde aber sicher ein Bierchen darauf trinken“, sagte der Landrat.
Während sich Tirschenreuth also darüber freut, dass endlich mal wieder die Null steht, sind andere Regionen davon weiterhin deutlich entfernt. Die bayernweite Inzidenz lag laut Robert-Koch-Institut am Donnerstagmorgen bei 21,9. Die höchsten Werte wiesen die Stadt Schweinfurt mit 73,0 und der Landkreis Lindau mit 57,3 auf. In unserer Region werden auf der Corona-Landkarte des Instituts zudem noch die Landkreise Donau-Ries (55,3) und Günzburg (55,1) in kräftigem Rot dargestellt. In Tirschenreuther Gefilde stößt noch am ehesten der Landkreis Ostallgäu vor mit einer Inzidenz von 5,7.
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