Petition gegen das "Donaulied" löst in Bayern kontroverse Diskussionen aus
"Ich machte mich über die Schlafende her" heißt es im "Donaulied". Passauer Studenten gehen nun gegen den Bierzeltsong vor. Das kommt nicht überall gut an.
Obwohl die Bierzeltsaison in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie wohl ausfällt, sind viele Partygänger derzeit in heller Aufregung. Es geht um das allseits bekannte "Donaulied", in dessen gebräulicher Textform es darum geht, wie sich ein junger Mann an einer schlafenden Frau vergeht. Dieses Volkslied wollen die Passauer Studentin Corinna Schütz und ihre Mitstreiter nun in den Kneipen und Bierzelten der Donaustadt abschaffen, weil es Vergewaltigung explizit verharmlose. Dafür hat die 22-Jährige Mitte Mai die Petition "Aktion gegen Bierzeltsexismus" ins Leben gerufen. Mit der Unterschriftenaktion wollen die Initiatoren einen "Denkanstoß über jegliche Form von Bierzeltsexismus anregen und Passau zu einer sexismusfreien, lebenswerteren Stadt für Passauer*innen machen."
Das Ausmaß der Rückmeldungen ist immens - positiv und negativ. Dass die Petition solche Wellen schlägt, damit hätte Initiatorin Schütz selbst nicht gerechnet, wie sie im Gespräch mit unserer Redaktion sagt. Ihr sei nicht bewusst gewesen, dass sie damit ein Tabuthema anspreche.
Der Gegenwind kommt im weitesten Sinne von Traditionalisten, wie etwa ein Beitrag auf Twitter zeigt. Die Nutzerin äußert darin ihre Wut über "die Weiber, die nichts anderes zu tun haben, als uraltes Liedgut auseinander zu nehmen und anzuprangern."
Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht Initiatorin Schütz sogar von einem Shitstorm im Internet: "Es geht selten um die Sexismusdebatte um sich, sondern darum, dass ich mit meiner Art falsch bin." Dabei sei die Gruppe von etwa 40 Studentinnen und Studenten offen für Diskussionen: "Wir freuen uns über Diskurs."
Mehr als 32.000 Menschen haben die Petition gegen das "Donaulied" bereits unterschrieben
Doch auch der Zuspruch für die Aktion ist riesig. Mehr als 32.000 Menschen - angepeilt waren 300 - haben die Onlinepetition unterschrieben (Stand: 10. Juni 2020), die sich an die Stadt Passau und ihren Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) richtet. Der schrieb nun auf Instagram und in einem Brief an Schütz: "Sexismus hat selbstverständlich auch für mich keinen Platz in unserem schönen Passau. Ich werde mich deshalb dafür einsetzen, dass wir gemeinsam mit den Wirten eine Lösung finden, damit dieses Lied auf den Passauer Dulten nicht mehr gespielt wird."
Basierend auf dem Erfolg der Aktion will die Studentengruppe um Corinna Schütz jetzt sogar eine bayernweite Bürgerinitiative gründen, wie sie auf ihrer Facebook-Seite schreibt. Vor allem einige Landtagsabgeordnete der Grünen wie deren Fraktionschefin Katharina Schulze stellen sich im Schreiben der Petition offiziell hinter die Pläne. Auch im Netz sprechen sich viele für die "Aktion gegen Bierzeltsexismus" aus. Eine Twitter-Userin schreibt: "Wer das Donaulied ernsthaft retten will, dem ist nicht mehr zu helfen. Irre genug, dass das so lange unreflektiert gesungen wurde."
Gegenpetition für das "Donaulied": Die "Aktion gegen Bierzeltsexismus" erntet auch Kritik
Das sehen die Initiatoren der Gegenpetition "Rettet das Donaulied" freilich anders. Mario Süß, Fabian Bruckmeier, Fabian Fenzl und Ralph Seider aus Salzweg im Landkreis Passau plädieren für den Erhalt des "Donaulieds" und schreiben: "Dieses Lied, das erstmals 1826 erwähnt wurde, gehört einfach zur Bierzelt- und Kneipenstimmung!" Anhänger haben sie allerdings noch nicht so viele gefunden wie die Gruppe um Corinna Schütz: Gut 2800 Menschen haben die Gegenpetition seit dem 7. Juni unterschrieben.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Kann mich noch gut erinnern, dass das Absingen des "Donauliedes" Pflichtprogramm auf unseren Klassenfahrten (8 Jungs, 20 Mädels) in den späten Siebzigern war.
Am lautesten mitgegrölt haben die Mädels - die hatten damals wohl kein Problem mit dem Text...
Man muss nur oben mal den Twitter Account von Frau Tillack ansehen, dann erkennt man den thematischen Gesamtzusammenhang dieser neuen Initiative. Die neuere Version des Liedes ist schlicht und einfach in Ordnung!
Bayern scheint trotz grenzwertiger Bierzeltspäße auch nicht übermäßig vom Thema betroffen zu sein.
https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/PKS2018/InteraktiveKarten/04VergewaltigungSexNoetigung/04_VergewaltigungSexNoetigung_node.html
Und wenn sich die bay. Statistik zu Sexualdelikten bis zur letzten Zeile ansieht, zweifelt man erst recht am Zusammenhang mit "Bierzelt".
https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/PKS2018/InteraktiveKarten/04VergewaltigungSexNoetigung/04_VergewaltigungSexNoetigungBayern.pdf?__blob=publicationFile&v=3
"Die neuere Version des Liedes ist schlicht und einfach in Ordnung!"
Na dann . . . Dazu Wikipedia:
"In den meisten vor 2012 veröffentlichten Versionen findet der Beischlaf mit dem „schlafenden Mädchen“ statt, richtiger formuliert eine Vergewaltigung. In der 2012 veröffentlichten Partyversion von Micky Krause hat das Lied acht Strophen und ist dahingehend entschärft, dass das Mädchen aufwacht und den Mann auffordert. Damit wird die Vergewaltigung zu einem einvernehmlichen Geschlechtsverkehr umgedichtet. Krause trägt auch bei Liveauftritten die „entschärfte“ Textversion vor."
Die von Ihnen bevorzugte entschärfte Version des Liedchens ist noch ziemlich unbekannt, außer wohl bei Ballermann-Stammgästen.
"Und wenn sich die bay. Statistik zu Sexualdelikten bis zur letzten Zeile ansieht, zweifelt man erst recht am Zusammenhang mit "Bierzelt".
Da können Sie - gerade in Bayern wo gewisse Anzüglichkeiten mit sexuellem Background zur Folklore gehören - von einer gewaltigen Dunkelziffer ausgehen.
Etwas aktueller als Ihre Polizeistatistik von 2018:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/immer-mehr-sexuelle-gewalt-auf-der-wiesn,RdfDCGA
https://www.dw.com/de/oktoberfest-die-dunkle-seite-der-wiesn/a-50679576
Wes Geistes Kind die Freunde derartigen Liedgutes - ob entschärft oder nicht - sind, ist unschwer zu erkennen.
"in dessen gebräulicher Textform"
Schöne freudsche Fehlleistung oder Absicht?
Wenn jemand sich den Text "nüchtern" betrachtet muss man einfach sagen: "nur bescheuert".
(edit/mod/bitte sachlich kommentieren)
Wenn ein Mensch böse ist, wird er böses tun! Wenn ein Mensch nicht böse ist, wird er darüber natürlich nachdenklich werden!! Haben wir Weltverschwörer, werden sie sich darauf stürzten?? Ich bin selber ein älteres Baujahr, als ich in meiner Kindheit zum Bäcker gegangen bin habe ich mir eine Mohrenkopf- Semmel für 50 Pfennig bestellt. Ich habe diese geliebt, wer von euch denn nicht? Hier ging es nicht um Rassismus, sondern um etwas Süßes? Genauso die Kaugummi Zigaretten?! Ja, man muss seine Sprache anpassen und ja, es muss Gleicheit herrschen. Dann aber bitte nicht polarisierend und ketzerisch... Lass mal die Butter bei die Fisch! "So long and goodbye, thanks for all the fish!"
Es ist ganz egal, woran sich die Vertreter allumspannender politischer Korrektheit abarbein, dieses Mal hat es eben ein Lied erwischt. Man braucht nur die richtige Taste zu drücken und ein PC-taugliches Schlagwort dazupacken - und schon läuft die Maschinerie.
So viel zum Procedere.
Zum Lied selbst ist zu sagen, dass eine alternative Lösung anstelle der Anstoß erregenden Textzeile ersonnen werden könnte (z.B. "Sie erwachte und wir fielen übereinander her, Ohohoholalala"), und in der nächsten Strophe das "im Schlafe" weg, dann ergibt es wieder Sinn.
Aber wie ich die Sache einschätze, würden sich die "Skandalisierten" nicht auf einen solchen Kompromiss einlassen. Die andere Seite vermutlich eher.
Ich als Frau, muss mich schon mal sehr darüber wundern, dass aus dem Liedtext eine Vergewaltigung rausgehört wird. Wer den ganzen Text kennt der weiss. dass da gar nichts von Vergewaltigung steht (eher von einvernehmlichem Sex). Wer da mehr daraus hört, der sollte erstmal in seinem Kopf mit der Analyse beginnen. Ausserdem bin ich der Überzeugung, dass ein potentieller Vergewaltiger bestimmt keinen Liedtext braucht, um zu tun, was er will.
Die Variante, wie sie in bay. Bierzelten gesungen wird, ist mit "übelster Dreck" noch freundlich umschrieben:
https://www.liederkiste.com/Text/Einst_ging_ich_am_Ufer.html
Und hier mit Songtext (ganz unten) aus dem "Münchner Merkur":
https://www.merkur.de/bayern/passau/donaulied-petition-passau-bierzelt-vergewaltigung-ballermann-studentin-mickie-krause-zr-13780821.html
Greta vergessen, Corona läuft aus, Rassismus erledigt, jetzt das Problem Donaulied.
Oh Herr lass Verstand regnen, Platsch wieder daneben.
Man kann es mit der Angst zu tun bekommen, wenn die richtigen Probleme beginnen werden.
"Greta vergessen, Corona läuft aus, Rassismus erledigt, jetzt das Problem Donaulied."
Ganz so hoch würde ich die Sache nicht hängen.
Doch dass Vergewaltigung ausgerechnet im überwiegend katholischen Bayern - das ja unter dem besonderen Schutz der Gottesmutter Maria (patrona bavariae) steht - quasi als althergebrachtes Brauchtum einzuordnen ist und auf zünftigen Volksfesten besungen wird, hat schon ein "Gschmäckle".
Vielleicht sind damit ja auch manche Vorkommnisse am Rande des Münchner Oktoberfestes und die von ihm ausgehende Faszination erklärbar . . .