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Porträt: Sport, Film und Mode – Willy Bogner wird 75

Porträt

Sport, Film und Mode – Willy Bogner wird 75

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    Ski- und Filmstar Willy Bogner feiert seinen 75. Geburtstag.
    Ski- und Filmstar Willy Bogner feiert seinen 75. Geburtstag. Foto: dpa

    Diesen Mann zu erreichen ist in diesen Tagen schwer. Die Firmen-Pressesprecherin beantwortet Interviewanfragen erst gar nicht. Darum müssen wir an dieser Stelle spekulieren, wie und wo Willy Bogner seinen 75. Geburtstag am Montag verbringt. Möglicherweise im schweizerischen Sankt Moritz. Dort feierte er zumindest seinen 70. – im kleinen Rahmen. Dort besitzt die Familie seit 1964 ein Haus. „Moritz ist unsere Winterheimat“, sagte Bogner einmal. Vielleicht ist er jetzt ja dort.

    Und heute dürfte die bayerische Ski-Legende auch ein wenig mehr Zeit haben als damals, um sich noch intensiver um die Bergwelt zu kümmern. Hat Bogner doch im September die Geschäftsführung seiner Firma abgegeben. Das war eine Zäsur in der über 80-jährigen Geschichte der Sportmodemarke. Zum ersten Mal führt jetzt kein Mitglied der Familie Bogner mehr die Geschäfte.

    Mut und Glück sind wichtig

    Dabei hat Beständigkeit Tradition in der Familie. Das gilt auch für die Ehe. Seit 1972 ist Bogner mit seiner Sônia, 54, Designerin und Ex-Model aus Brasilien, verheiratet. Sein Eheversprechen hält er für einen der mutigsten Entschlüsse seines Lebens. „Es gibt keine Entscheidung, die langfristiger und unvorhersehbarer ist“, gestand er dem Playboy. Er habe aber das Glück, dass sein Mut belohnt worden sei.

    Glück und Mut benötigte Willy Bogner auch bei der Führung des Unternehmens. Doch er musste nicht bei null anfangen. Schon sein Vater Willy senior hat Skibekleidung verkauft, die er zunächst aus Norwegen importierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwarf er selbst Jacken und Hosen. Später setzte Bogner auf ausgefallene Schnitte sowie knallige Farben und war damit erfolgreich. Bis heute rüstet das Unternehmen die deutsche Skinationalmannschaft aus.

    Skiprofi: Der 17-jährige Willy Bogner freut sich über die Glückwünsche seines Vaters.
    Skiprofi: Der 17-jährige Willy Bogner freut sich über die Glückwünsche seines Vaters. Foto: dpa

    Auch für die etwas in Vergessenheit geratenen Keilhosen war Bogner bekannt. Doch zu deren Zeit war der Junior längst ein Star im Nachkriegsdeutschland. Denn Bogner hatte in der ersten seiner drei Karrieren mächtig angeschoben. Bereits mit 18 nahm er an den Olympischen Winterspielen 1960 teil. Er hatte die historische Chance auf den Sieg. Nach dem ersten Lauf im Slalom lag er mit einer Sekunde Vorsprung auf Platz eins. Doch der Traum platzte: Bogner stürzte im zweiten Lauf.

    Bogners Motto: Immer am Limit

    Der Übergang zu seinen nächsten Karrieren war fließend. Der Mann mit dem breiten Lächeln begann schon während seiner Zeit als Skirennläufer zu filmen. Sein Motto: immer am Limit. Die Ski-Verfolgungsjagden in vier James-Bond-Filmen, unter anderem in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, sind legendär. Willy Bogner wurde so auch Liebling der Society – aber er galt im Gegensatz zu vielen anderen nicht als Aufschneider. Vielleicht auch, weil Bogner wusste und weiß, dass zum Erfolg auch viel Glück gehört.

    Denn der gebürtige Münchner musste immer wieder Rückschläge hinnehmen. Am unbedeutendsten ist in dieser Reihe sicher zu nennen, dass er Lebensmitglied bei 1860 München ist. Schwerer hatte er daran zu knabbern, dass er als Vorsitzender und Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft für die Olympischen Spiele 2018 in München scheiterte. Bogner musste aber auch Schicksalsschläge verkraften.

    Der erste hat sich schon 1964 zugetragen, als bei Dreharbeiten zu seinem Skifilm zwei Menschen ums Leben kamen. Eine Gruppe von 14 Weltklasse-Skiläufern löste bei den Dreharbeiten für einen Skifilm im Engadin eine Lawine aus. Mehrere Mitglieder wurden verschüttet. Unter anderem Bogners damalige Lebensgefährtin, die Skirennläuferin Barbi Henneberger aus Oberstaufen im Oberallgäu. Bogner wurde zu einer zweimonatigen Bewährungsstrafe wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Mindestens so dramatisch war der Selbstmord seines damals 17-jährigen Adoptivsohnes Bernhard. Bleibt zu hoffen, dass dem früheren Frauenschwarm weitere Erschütterungen erspart bleiben.

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