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Projekt
19.08.2010

Mini-München: So funktioniert eine Stadt

Hier bewirbt sich der 14-jährige Julius für den Stadtrat des Paralleluniversums.
Foto: Ulrich Wagner

Mini-München ist eine Spielstadt mit Einwohnermeldeamt, Arbeitsamt, Rathaus, einem Markt und mehr. Kinder können hier lernen, wie eine Stadt funktioniert. Von Jan Chaberny

Später, beim Kaffee in einer ruhigen Ecke, wird Gerd Grüneisl lange erzählen. Über das Inszenieren von offenen Lernorten und die ästhetische Annäherung an die Wirklichkeit. Über Lebenswelten und Lernwelten, die sie zusammenführen wollen. Darüber, warum Mini-München kein Ferienangebot wie jedes andere ist, sondern ein ausgeklügeltes kulturpädagogisches Konzept, das heute auf der ganzen Welt zu finden ist. In Tschechien, in Italien, in Peru, in Japan. "Aber bevor wir darüber reden, machen sie sich vor Ort ruhig selbst einen Eindruck", hatte Gerd Grüneisl am Telefon gesagt.

Da steht man also an einem trüben Vormittag kurz vor zwölf mitten in der Spielstadt, die sich über zwei Etagen ausbreitet, und versteht: nichts. Vor, neben und hinter einem ein einziges großes Gewusel und Gewimmel, ein Getröte und Gekreische, ein Gehüpfe und Gespringe. Kinder, überall Kinder. Sie laufen, sie rennen, sie tanzen. Sie reden, singen, flüstern, sie stehen in Gruppen beisammen, sind zu zweit gekommen oder alleine. Sie sägen Holz, bemalen Leinwände, hacken in die Tastatur, nähen Stoffe, sie laufen mit einem Mikrofon umher. Man kommt sich reichlich verloren vor, so als sei man versehentlich in ein Paralleluniversum eingetreten. In einen unbekannten Kosmos, in dem aber alle den Eindruck machen, einen genauen Plan zu verfolgen - nur man selbst hat keine Ahnung von dem, was gerade vor sich geht.

"Dazu muss man sich ins Spiel begeben", sagt Gerd Grüneisl und nippt an seinem Kaffee, "erst dann versteht man die Strukturen und die Abläufe." Von denen gibt es nicht gerade wenig.

Im Olympia-Park in München, in der so genannten "Event-Arena", ist derzeit und noch bis zum 21. August das größte Ferienprogramm Bayerns zu besichtigen: Mini-München, eine riesige Spielstadt für Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 15 Jahren. Alle zwei Jahre findet dieses Groß-Ereignis statt, 2000 Besucher kommen dann täglich von Dienstag bis Samstag an jedem Morgen hierher, warten auf den Einlass ab elf. In diesem Jahr feiert Mini-München Jubiläum, die Spielstadt läuft zum 15. Mal und 30 Jahre ist es her, dass die Idee in die Wirklichkeit transformiert wurde. Von einem kleinen Team, einer Handvoll Lehrern, Pädagogen, Kunsterziehern.

Mini-München ist eine Spielstadt. Die Idee ist, eine ganze Stadt abzubilden, en miniature. Deshalb gibt es hier ein Einwohnermeldeamt, ein Arbeitsamt, ein Rathaus, einen Markt, Werkstätten, Fernsehen, Radio, eine Zeitungsredaktion, eine Universität, ein Theater. Wie in einer richtigen Stadt eben. Die Kinder können hier viele praktische Dinge lernen, aber vor allem sollen sie lernen, wie das so funktioniert: Eine Stadt. Ein Stadtleben. Und sie sollen lernen, wie sie sich in dieses integrieren können. Was sie dazu zu tun und was sie besser zu lassen haben. Wie sie Verantwortung übernehmen. Wie sie ihre Talente richtig einsetzen.

Zugegeben, das hört sich zuerst nach allem an - bloß nicht nach Spaß. Und doch braucht man sich gar nicht mal die Mühe machen und die Kinder, die einem über den Weg laufen, umständlich befragen, um zu merken, dass sie hier Spaß haben. Dass sie sich freiwillig beim Einwohnermeldeamt ihren Stadtausweis abholen, die Eintrittskarte für das Spiel. Dass sie sich ohne zu murren in die lange Schlange vor dem Arbeitsamt anstellen, wo sie sich dann für einen Job eintragen lassen können - und dann entweder pro Stunde vier "MiMüs", die Währung in der Spielstadt, ausbezahlt bekommen, nach vier Arbeitsstunden "Vollbürger" werden und damit, so sie möchten, als Bürgermeister kandidieren können. Oder aber erleben müssen, dass es in ihrem Wunschberuf keine freien Stellen mehr gibt. Ernst und Spiel - das liegt hier eng beieinander.

Und das ist gewollt. "Kinder können gar nicht anders als lernen", sagt Gerd Grüneisl, "sie sind neugierig und wissbegierig und alles was wir Erwachsenen tun müssen, ist, Ihre Umwelt als Lernraum zu gestalten."

Umwelt als Lernraum - ja, hier spricht ein Pädagoge. Allerdings einer, der sich gegen das staatliche Schulsystem aufgelehnt hat. Der in seinen jungen, wilden Jahren, Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger, zusammen mit ein paar Weggefährten verzweifelt versuchte, dieses von innen heraus zu reformieren - und scheiterte. "Die Alltagswelt der Kinder und die Schulwelt haben nichts miteinander zu tun", sagt Grüneisl, mittlerweile ist er 66 Jahre alt. "Wir wollten beide Sphären miteinander verbinden, weil nur so ein sinnvolles Lernen möglich ist."

Wie das gelingen kann? Als Kunstlehrer an einem Gymnasium in Bogenhausen, erzählt Grüneisl, musste er einmal das Thema "Die Rolle der Frau in der Gesellschaft" behandeln. Grüneisl zeigte seinen Schülern keine Exponate aus der Kunstgeschichte. Er schickte sie raus aus dem Klassenzimmer. Die Kinder gingen in Wäschereien, sie besuchten Verkäuferinnen und Fabrikarbeiterinnen. Sie erfuhren, was es bedeutet, jeden Tag um fünf Uhr aufzustehen. Sie sollten die Lebenswirklichkeit der Frauen kennenlernen, die sie später fotografierten. "Die Kinder haben gelernt, wie Lebenswirklichkeit visuell erlebbar wird", sagt Grüneisl. Er klingt ein bisschen stolz dabei. Aber am Ende hat es nichts genutzt. Am Ende hat Gerd Grüneisl den Dienst quittiert.

Seit Mitte der siebziger Jahre stellen sie nun ihre Konzepte außerhalb der Schule auf die Beine, seit 1979/1980 veranstalten und betreuen sie Mini-München. Die Spielstadt ist das wichtigste Projekt vom Verein "Kultur- und Spielraum" geworden, das weit über die Stadtgrenzen hinaus leuchtende Aushängeschild ihrer Arbeit. Hier haben sie ihre Ideen umsetzen können, im großen Rahmen, und damit sind weder die 140 Mitarbeiter gemeint, Pädagogen, Handwerker, Künstler, Berufsexperten, die das Ganze am Laufen halten, noch die 225 000 Euro, die das Programm kostet.

Nein, damit ist die Welt gemeint, die sie geschaffen haben. Eine Welt, die zugleich offen und reglementiert ist, die Freiräume für Kreativität ermöglicht. Gerade indem sie feste Strukturen, Rahmen, Zeiten setzt. Die Kinder, die die Stadt besuchen, können kommen, wann sie wollen und sie können gehen, wann sie wollen. Niemand zwingt sie zu irgendetwas. Das, was vor ihnen liegt, ist ein jederzeit betretbares Angebot. In diesem aber gelten Regeln. Die Kinder organisieren sich selbst, sie können alle Regeln abändern und aushandeln. Und die Erwachsenen bleiben im Hintergrund. Ihre Aufgabe ist es, einen Rahmen vorzugeben, ihr Ziel, "die Fantasie der Kinder auf Schienen zu stellen, sodass sie in die Unendlichkeit fahren kann". So schön drückt das Gerd Grüneisl aus.

Jetzt, am frühen Nachmittag, versucht er das in der Architekturwerkstatt. Um ihn herum sitzen und stehen Kinder, Grüneisl spricht über "ökologischen Hausbau". Später verteilt er noch Spanplatten und zeigt, wie man Laubsägen richtig ansetzt. "Schaut mal, so hält man die am besten", sagt Gerd Grüneisl. Aber die Kinder finden ihren eigenen Weg. Jan Chaberny

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