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Ingolstadt: Prozess gegen mutmaßlichen Rathaus-Geiselnehmer beginnt
Ingolstadt
21.09.2014
Prozess gegen mutmaßlichen Rathaus-Geiselnehmer beginnt
Es waren bange neun Stunden, bis die dramatische Geiselnahme im Rathaus von Ingolstadt im Augsust 2013 beendet werden konnte. Nun steht der mutmaßliche Täter vor Gericht.
Erst ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei konnte die Geiselnahme nach fast neun Stunden beenden. Beamte schossen den 24-Jährigen am Abend des 19. August 2013 im Rathaus von Ingolstadt nieder. Die Geiseln wurden unverletzt befreit. Der Mann hatte einer Mitarbeiterin der Behörde seit Jahren nachgestellt - ein klassischer Fall von Stalking. Von diesem Dienstag (23. September) an steht der mutmaßliche Täter wegen Geiselnahme in vier Fällen vor dem Landgericht Ingolstadt.
Das Drama hatte an jenem Montag kurz vor 9.00 Uhr begonnen. Bewaffnet mit einem Messer und der Attrappe einer Pistole betrat der Mann das Alte Rathaus und brachte vier Geiseln in seine Gewalt. Die erste ließ er schon kurze Zeit später laufen. Am frühen Nachmittag kam auch Ingolstadts Dritter Bürgermeister Sepp Mißlbeck (Freie Wähler) frei. Vorausgegangen waren langwierige Verhandlungen zwischen dem Krisenstab und dem 24-Jährigen.
Polizisten schießen mutmaßlichen Geiselnehmer in die Schulter
Bei der Befreiung der beiden anderen Geiseln schossen die SEK-Beamten auf den Mann und trafen ihn an Schulter und Hand. Die Polizei hatte sich für den Zugriff durch das Spezialeinsatzkommando entschieden, als sich die Situation am späten Nachmittag zuspitzte. Sie wollte eine Situation wie 2009 im Straubinger Hochsicherheitsgefängnis verhindern. Damals hatte ein Häftling eine Therapeutin als Geisel genommen und vergewaltigt.
Als Motiv für die Geiselnahme von Ingolstadt gilt massive Verärgerung des mutmaßlichen Täters über ein Hausverbot im Rathaus, das wegen des Stalkings einer Mitarbeiterin ausgesprochen worden war. Der 24-Jährige verstieß gegen die Auflage. Zudem soll er mehrere Angestellte der Stadt bedroht und Mitarbeiterinnen sexuell belästigt haben.
Angeklagter war bereits in Therapie
Während der Geiselnahme verlangte er, das Hausverbot aufzuheben. Psychiater des Mannes berieten die Polizei. Der mutmaßliche Täter ohne festen Wohnsitz war in Therapie gewesen. Wenige Wochen vor der Geiselnahme wurde er wegen Stalkings, Beleidigung und Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Mehr als 200 Polizisten hatten den Rathausplatz während des Dramas weitläufig abgesperrt, Geschäfte mussten schließen. Sogar ein Wahlkampfauftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor dem Rathaus wurde abgesagt. Der Fall löste eine Diskussion über härtere Gesetze gegen Stalking aus.
Für den Prozess vor dem Landgericht Ingolstadt sind neun Verhandlungstage vorgesehen. Es werden zahlreiche Zeugen und Sachverständige gehört. Das Urteil soll am 24. Oktober verkündet werden.
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