
Schreibers Frau will nichts sagen

Im Prozess gegen Karlheinz Schreiber redete der Richter dessen Frau Barbara ins Gewissen. Sie war als wichtige Zeugin geladen, doch sie schwieg. Von Holger Sabinsky
Barbara Schreiber hat schon einiges mitgemacht in ihrem Leben. Die 58-Jährige hat die erfolgreichen Jahre ihres Mannes Karlheinz erlebt, als der mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß auf Du und Du stand und mit einflussreichen Politikern und Managern Geschäfte machte.
Und sie ist ihm nach Kanada gefolgt, wo sich der Waffenlobbyist zehn Jahre lang dem Zugriff der Augsburger Justiz entzogen hat. Einfach war das nicht. Doch Barbara Schreiber steht zu ihrem Mann in guten wie in schlechten Zeiten.
Momentan sind die Zeiten für ihren Mann nicht so gut. Am Augsburger Landgericht muss sich Karlheinz Schreiber wegen Bestechung und Steuerhinterziehung in Höhe von zwölf Millionen Euro verantworten. Am Montag hätte "Bärbel", wie ihr Mann sie nennt, als Zeugin aussagen sollen. Doch sie schweigt.
Der Vorsitzende Richter Rudolf Weigell redet ihr ins Gewissen: "Der Angeklagte ist in einem Alter, wo man sich überlegen sollte, wie der Lebensabend aussieht." Ein kaum verhohlener Hinweis darauf, dass ihren 17 Jahre älteren Mann eine mehrjährige Haftstrafe erwarten kann. Sie soll intensiv nachdenken, ob sie nicht doch aussagen will.
Das Werben ist vergeblich. Zu groß ist offenbar das Risiko, dass sie ihren Mann belastet. Zu groß ist auch die Gefahr, dass sie sich selbst trotz Begleitung eines Anwalts in Schwierigkeiten bringt. Bankunterlagen belegen, dass Barbara Schreiber selbst Inhaberin mehrerer Konten war, die im Prozess eine Rolle spielen. Ihr Mann war jeweils als Verfügungsberechtigter eingesetzt. Sie hat Konten in der Schweiz aufgelöst und in Liechtenstein welche eröffnet. "Wir gehen davon aus, dass sie Insiderwissen haben", versucht es der Richter noch einmal. Erneut vergeblich.
Barbara Schreiber, die angibt, wieder in Kaufering zu wohnen, verzichtet auf die Auslagenentschädigung. Ihr Mann weiß, was er an ihr hat: Zur Verabschiedung strahlt der gewiefte Waffenlobbyist und sagt: "Ich seh dich morgen." Offenbar steht wieder ein Besuch im Augsburger Gefängnis an.
Ansonsten läuft der Prozesstag nicht so günstig für Karlheinz Schreiber. Nach Zeugenaussagen war er Herr über die fraglichen Scheinfirmen und über Tarnkonten. Er selbst bestreitet dies. Doch die Angaben seines ehemaligen Schweizer Geschäftspartners Giorgio Pelossi, die aus früheren Vernehmungen vorgelesen werden, sind präzise. So habe er zum Beispiel 1984 in Schreibers Auftrag eine Tarnfirma in Liechtenstein gegründet. Die Provisionen, die an die Firmen flossen, seien effektiv an Schreiber gegangen. Holger Sabinsky
Die Diskussion ist geschlossen.