Regensburg ist Welterbe - und kämpft auch mit den Schattenseiten
Die Stadt Regensburg boomt, seit sie den Unesco-Titel „Welterbe“ trägt. Für diejenigen, die in der Schutzzone leben, ist das nicht nur positiv.
Liegt es an Papst Benedikt XVI. oder an der Unesco – genau kann das heute keiner mehr sagen. Regensburg jedenfalls ist beliebt geworden bei Besuchern aus aller Welt, und eines weiß man sicher: Der Ansturm begann 2006. Der Papst stattete seiner alten Heimat in jenem Jahr einen Besuch ab, kurz vorher war Regensburg zum Welterbe ernannt worden. Beides trug dazu bei, Millionen Menschen neugierig zu machen auf diese Stadt.
Über eine Million Gäste übernachten jedes Jahr in Regensburg
Touristiker messen die Beliebtheit vor allem an einer Zahl: die der Übernachtungen. In den vergangenen 13 Jahren sind sie von 680.000 pro Jahr auf über eine Million gestiegen. Es kommen rund drei Millionen Tagesgäste, vor allem in Deutschland ist Regensburg bekannter geworden. Viele reisen dorthin, weil sie durch die Altstadt schlendern wollen. Jene Altstadt, die Regensburg gemeinsam mit dem Bezirk Stadtamhof zum Welterbe gemacht hat: 1000 Einzeldenkmäler auf engstem Raum, kleine Häuschen und schmale Gassen, die das Flair einer mittelalterlichen Stadt bis heute erahnbar machen.
Im Mittelalter war Regensburg ein bedeutender Umschlagplatz auf den Handelsrouten nach Italien, Böhmen, Russland und Byzanz. Und die Stadt war politisch einflussreich: Fast zwei Jahrhunderte lang tagte dort der Immerwährende Reichstag. Die Einflüsse verschiedener Kulturen auf die Donaustadt sind noch immer spürbar, unter anderem in der Architektur. Das alles verhalf Regensburg zum Welterbe-Titel. Die Unesco sieht in der Altstadt auch „ein außergewöhnliches Zeugnis kultureller Traditionen im Heiligen Römischen Reich“. Die Stadt hat die alte Substanz stets gut gepflegt, sagt Kulturreferent Klemens Unger. Wenn in der Altstadt saniert werden muss, gelten strenge Auflagen, aber inzwischen stehe ohnehin vieles unter Denkmalschutz.
Welterbe-Titel beschert Regensburg hohe Steuereinnahmen
Der Einzelhandel profitiert vom Welterbetitel ebenso wie von der Flusskreuzfahrt, die jedes Jahr tausende Gäste bringt. Die Gewerbesteuereinnahmen stiegen in den vergangenen Jahren auf Spitzenwerte von über 230 Millionen Euro, manche Geschäfte gäbe es ohne den Tourismusboom nicht. Doch wie in allen Dingen hat auch der Aufschwung Regensburgs seine Schattenseiten: Mancher Anwohner der schmalen Altstadtstraßen ist genervt von den Touristengruppen, die werktags wie an Wochenenden durch die Welterbestadt geschleust werden. Deshalb hat die Stadtverwaltung durchgegriffen: Keine Gruppe darf mehr größer sein als 25 Personen. Die meisten Touranbieter halten sich daran.
Bauprojekte sind seit der Aufnahme in die Welterbeliste komplexer geworden, da der Internationale Denkmalrat Icomos eingebunden werden muss. Doch Kulturreferent Unger sagt: „Der Welterbestatus heißt nicht: Käseglocke drüber und nichts mehr ändern.“ Ganz bewusst hat sich die Stadt deshalb fürs neue Museum der Bayerischen Geschichte starkgemacht, einen modernen Bau mitten in der Welterbe-Kernzone. Anders ging vor einigen Jahren die Diskussion über eine neue Donaubrücke aus, die die Altstadt vom Verkehr hätte entlasten sollen. Sie wurde abgelehnt, weil sie den besonderen Wert des Welterbes zu sehr beeinträchtigt hätte.
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