Rekordverdächtige Hitze sorgt für Probleme im Reiseverkehr
Tropische Temperaturen bringen nicht nur die Deutsche Bahn an ihre Grenzen. Diese Auswirkungen hat die Hitzewelle im Juli.
Bereits zum zweiten Mal in diesem Sommer ächzt Deutschland unter einer Phase extremer Temperaturen. TV-Meteorologen geraten schon ins Schwitzen, wenn sie darüber spekulieren, ob, wann und wo der Hitzerekord fällt. Donnerstag und Freitag soll die Fahrt auf der Hitze-Achterbahn ihren höchsten Punkt erreichen. Sorgen machen sich nicht zuletzt diejenigen, die in diesen Tagen unterwegs sind. Angesichts von Temperaturen jenseits der 35 Grad-Marke könnte sich die angespannte Lage auf Schienen, Straßen und Flüssen noch verschärfen.
Anfällig ist vor allem die Deutsche Bahn. Defekte oder fehlende Klimaanlagen führten schon in der Vergangenheit zu Ausfällen und teils dramatischen Evakuierungsaktionen aus überhitzten Zügen. Auch wenn die Bahn bei der Kühlung ihrer Flotte nachgerüstet hat, die Geräte sind an ihrer Leistungsgrenze. Erste Zugausfälle gab es bereits in Nordrhein-Westfalen. „Was die Klimaanlagen angeht, hat sich vieles verbessert. Das heißt aber noch nicht, dass es gut ist“, sagt Karl-Peter Naumann, Sprecher des Fahrgastverbands „Pro Bahn“, unserer Redaktion. „Wie es mit der Technik so ist: Wenn es zu extremer Belastung kommt, fällt mal etwas aus. Das kann passieren.“ Prophylaktisch könne die Bahn nur wenig gegen hitzebedingte Ausfälle tun. Das Hauptproblem sei nicht, dass es zu Störungen komme. Vielmehr leide die Stabilität des Zugverkehrs darunter, dass es kaum Ersatzfahrzeuge und Ausweichstrecken gebe. „Hier rächt sich der Rückbau der Gleisnetze.“
Hitzewelle im Juli: Auch in der Region kam es bereits zu erheblichen Behinderungen
Auch in der Region kam es bereits am Dienstag zu erheblichen Behinderungen auf der Strecke Augsburg-Ulm. Bei Dinkelscherben im Landkreis Augsburg dehnten sich die Schienen wegen der Hitze so stark aus, dass die Züge sehr langsam fahren mussten. Einige Regionalzüge fielen aus. In der Schweiz geht man neue Wege, um das Problem zu beheben: Die Schienen werden mit weißer Farbe bestrichen. Durch den hellen Anstrich sollen sie um bis zu sieben Grad kühler bleiben.
Straßenschäden durch sengende Hitze, die zu einer Gefahr für Leib und Leben werden können, will ADAC-Sprecher Andreas Hölzl in den kommenden Tagen, an denen starker Urlaubsverkehr erwartet wird, nicht ausschließen. Doch so genannte „Blow ups“, also Fahrbahnplatten, die sich übereinanderschieben oder bersten, seien selten geworden. „Das liegt daran, dass es nur noch wenige ältere Straßen gibt, die aus Platten bestehen. Meist handelt es sich um Asphaltdecken.“ Ein auf den ersten Blick kurioses Mittel gegen die Überhitzung der Fahrbahnen haben die Niederländer entwickelt. Sie schicken Streuwagen los, um den Asphalt an exponierten Stellen zu schützen. Das Salz nimmt Feuchtigkeit auf und kühlt so die Fahrbahn ab.
Abkühlung ist erst am Wochenende in Sicht
Der Deutsche Wetterdienst hat eine Hitzewarnung für ganz Deutschland herausgegeben – also auch für den Alpenrand und die Küsten. „Das ist ziemlich selten“, sagte der Sprecher über die normalerweise stets etwas kühleren Regionen. Abkühlung ist erst für das Wochenende in Sicht. Für die Schifffahrt auf der Donau in Niederbayern könnte der Umschwung zu spät kommen: Wegen der Trockenheit werde es voraussichtlich Ende der Woche große Einschränkungen geben, meldete das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt. 2018 hatte wochenlanges Niedrigwasser auf dem Rhein zum Anstieg der Benzinpreise geführt. Die Tankstellen hatten mit Lieferengpässen zu kämpfen.
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