Richter Baier - Arm des Gesetzes im Mordfall Brunner
Er gilt als einfühlsam, doch mangelt es seinen Urteilen nicht an Strenge. Der Vorsitzende Richter der Jugendkammer am Münchner Landgericht, Reinhold Baier, hat vor zwei Jahren die beiden sogenannten U-Bahn-Schläger zu langen Haftstrafen verurteilt.
Die beiden hatten einen Rentner lebensgefährlich verletzt, weil er sie auf das Rauchverbot in der U-Bahn hingewiesen hatte. Seit Dienstag sitzt er über die beiden jungen Männer zu Gericht, die im vergangenen September den Manager Dominik Brunner am S-Bahnhof Solln zu Tode geprügelt haben sollen. Der damals 17-jährige Sebastian und der ein Jahr ältere Markus sollen den 50-Jährigen binnen Minuten Schlägen und Tritten so verletzt haben, dass er wenig später im Krankenhaus starb.
Baier ist auch Vizepräsident des Bayerischen Fußballverbandes (BFV). Dort hat der gebürtige Münchner ebenfalls mit der Verhütung von Gewalt zu tun. Er leitet beim BFV die Arbeitsgemeinschaft "Gemeinsam und fair" mit dem Schwerpunkt Gewaltprävention. Auch auf dem Fußballplatz häufe sich Gewalt, stellte Baier fest. Fußball sei nur ein Spiegel der Gesellschaft.
Parallel zum Prozess um den Fall Brunner führt Baier die Verhandlung gegen drei Schweizer Schüler. Im vergangenen Sommer hatten die damals 15-Jährigen auf einer Klassenfahrt wahllos fünf Passanten brutal zusammengeschlagen. Seit März dauert der Prozess schon an, der wegen des jugendlichen Alters der Angeklagten nicht- öffentlich geführt wird. Da die Schüler zu der Tat schweigen, zieht sich das Verfahren hin.
Den Prozess gegen die beiden U-Bahn-Schläger vor zwei Jahren hatte Baier hingegen rasch durchgezogen. Eine Woche dauerte die Verhandlung, dann folgte das Urteil. Mit zwölf Jahren Haft für den zur Tatzeit 20-jährigen Täter und achteinhalb Jahren für den 17- Jährigen ahndete das Gericht die nach den Worten Baiers "völlig sinnlose Tat auf sittlich niedrigster Stufe". Dass er nicht die Höchststrafen verhängte, begründete der Richter damals damit, dass auch "Vereinzeltes" für die beiden Täter spreche, etwa ihre Geständnisse. Beide hätten sich außerdem entschuldigt und eine sehr schwierige Kindheit gehabt.
Baier, der die Jugendkammer seit vier Jahren leitet, sieht bei den Gewalttaten Jugendlicher eine neue Intensität. Prügeleien habe es früher auch gegeben, sagte er zu Jahresbeginn in einem Interview. Aber "wenn der Kampf gewonnen war, hat man nicht nachgetreten". Auffällig sei auch die Nichtigkeit der Anlässe: "Da geht's nicht mehr um die Freundin, die einem ausgespannt wurde. Oder um einen lang schwelenden Konflikt. Heute wird offenbar einfach Frust entladen, das entsteht aus dem Nichts." Die spektakulären Verfahren, die seine Kammer verhandelt, seien dennoch letztlich "Prozesse wie alle anderen". dpa
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