S-Bahn-Chaos in München wird immer kurioser
Tausende Pendler ärgern sich seit Tagen über eine Pannenserie der Münchner S-Bahn. Nun startet die Bahn eine ungewöhnliche Versöhnungsaktion.
Für tausende Fahrgäste war das Chaos in der Münchner S-Bahn in den vergangenen Tagen ein Ärgernis in mehreren Akten – das nun ein erfreuliches Ende finden könnte. Nachdem sich die Bahn bereits offiziell für die jüngste Häufung an Pannen entschuldigt hat, setzt sie jetzt zu einer außergewöhnlichen Charme-Offensive an: Von Mittwoch bis Freitag sollen rund 10000 leidgeplagte S-Bahn-Passagiere in den Genuss von Freikarten für die Therme Erding kommen. Mitarbeiter der Bahn werden die Tickets von Mittwoch bis Freitag verteilen, bestätigte ein Sprecher der Bahn.
Die Bahn wolle mit dieser „Geste“ ihr Bedauern über die Geschehnisse zum Ausdruck bringen, die in den vergangenen Tagen dafür gesorgt haben, dass „die Stimmung nicht gerade die allerbeste war“, so der Sprecher weiter. Wie die Aktion, die erst am Montag beschlossen worden sei, genau aussehen wird, stehe noch nicht im Detail fest.
Freikarten für Therme Erding werden entlang der Stammstrecke verteilt
Klar sei, dass die Tickets vor allem an den Bahnhöfen entlang der sogenannten Stammstrecke durch die Münchner Innenstadt und speziell in Zeiten des Berufsverkehrs verteilt werden sollen. „Wir wollen auch mit den Fahrgästen ins Gespräch kommen. Vielleicht gibt es noch einen Kaffee und eine Butterbreze dazu, erklärte der Sprecher. Um welche Art von Freikarten es sich handle, sei ebenfalls noch unklar.
Zudem – und das dürfte den meisten der Fahrgästen vermutlich noch wichtiger sein – werde die Bahn „intensiv in das Qualitätsmanagement einsteigen“, damit sich die Probleme der vergangenen Tage nicht mehr wiederholten. Seit Montag vergangener Woche war es im Münchner S-Bahn-Netz zu teils erheblichen Störungen gekommen.
Beschädigte Oberleitungen, nicht einsatzbereite Züge oder eingefrorene Weichen zählten unter anderem zu den Ursachen für diverse Verspätungen, Ausfälle und überfüllte S-Bahnen. Dazu hätten die eisige Temperaturen der vergangenen Woche die notwendigen Reparaturen erschwert. „Es war eine Mischung aus externen und internen Problemen, die wir aufarbeiten werden“, versprach der Bahn-Sprecher.
Kurioser Vorfall am Montagmorgen
Dass die Passagiere der S-Bahn deswegen aber nicht vor weiteren Ausfällen und Verspätungen gefeit sind, zeigte sich gestern Vormittag, als der Pannenserie eine weitere, kuriose, Episode hinzugefügt wurde. Ein Unbekannter hatte offenbar gegen neun Uhr die Sensoren der Lichtschranke einer S-Bahn-Tür mit Nagellack beschmiert. Das hatte zur Folge, dass die Türen der Bahn nicht schließen konnte.
Zehn Minuten lang hing der Zug der Linie S8 daraufhin am Marienplatz fest. Erst als der Lokführer den Lack wieder entfernt hatte, ging es wieder weiter. Die Folge waren Stau und weitere Verspätungen auf diversen anderen Strecken.
Während sich zahlreiche Pendler angesichts des S-Bahn–Chaos der vergangenen Tage ab morgen über die Versöhnungsaktion der Bahn freuen dürften, hagelte es gestern sogleich Kritik vom Fahrgastverband Pro Bahn.
Fahrgastverband kritisiert Versöhnungsaktion
Dessen Münchner Sprecher Andreas Barth sagte, die Aktion sei zwar eine nette Geste, stehe aber in keinem Verhältnis. „Es kann doch nicht sein, dass zufällig ausgewählt wird, wer eine Freikarte bekommt und wer nicht“, sagte Barth. „Hier muss mehr passieren, etwa gezielte Rückerstattungen, vor allem für Zeitkartenbesitzer, denn die betrifft es am meisten.“ Sinnvoll wäre laut Barth, diesen im kommenden Monat weniger Geld abzubuchen. (mit dpa)
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