Seehofer führt CSU als Spitzenkandidat in die Landtagswahl
Eigentlich stand es schon lange fest, nun ist es aber offiziell: Ministerpräsident Horst Seehofer will die CSU als Spitzenkandidat in den Kampf um die absolute Mehrheit führen.
Wie ihm das Spaß macht. Bis Mittwochnachmittag lässt Horst Seehofer die CSU zappeln. Auf jede Frage nach seiner Spitzenkandidatur antwortet der Ministerpräsident genüsslich, erst noch ein paar Gespräche führen zu wollen. Erst in seiner Grundsatzrede auf der CSU-Fraktionsklausur im Kloster Banz spricht er dann das aus, was längst sonnenklar ist: dass er im Herbst 2013 als Spitzenkandidat antritt. Niemand hatte - nachdem Seehofers Ärzte und Familie grünes Licht gegeben hatten - daran gezweifelt. Das würde nicht einmal er selbst "als überraschend betrachten", sagte der CSU-Chef noch 24 Stunden vorher. Das allerletzte, endgültige und hochoffizielle "Ja, ich will" zögert er aber noch hinaus. Seehofer kostet sie bewusst aus, diese Tage und Stunden gespielter Spannung.
Unangefochtene Führungsrolle
Seehofer hat sie in der Hand, die CSU. Er kann die Partei derzeit fast schon so beliebig steuern, wie er dies am Morgen mit einem der Fahrzeuge tut, die die Fraktion zur Demonstration ihrer Digitalisierungs-Offensive "Bayern 3.0" hat aufstellen lassen. So wie das Car-Sharing-Auto sich per Knopfdruck ausleihen lässt, so kann Seehofer derzeit seine Partei mit allerkleinsten Gesten lenken. So beschreiben es derzeit übereinstimmend zahlreiche CSU-Politiker.
Und er kann es sich leisten. Ein Jahr vor der Landtagswahl steht die CSU in Umfragen gut da. 47 Prozent sind es aktuell - damit ist die absolute Mehrheit im Landtag wieder in greifbarer Nähe. Seehofer könnte damit im Herbst 2013 in die CSU-Annalen eingehen - als derjenige, der die Partei nach fünf Jahren Koalitionsregierung wieder zurückgeführt hat zur Alleinherrschaft. Deshalb jubeln die Christsozialen auch so über die 47 Prozent - auch wenn das ein Wert ist, der sie zu früheren Zeiten in tiefe Depressionen gestürzt hätte.
Keine Konkurrenten im eigenen Lager
Und weil die Aussichten so sind, wie sie sind, ist da auch niemand in der CSU, der Seehofer akut gefährlich werden könnte - so wie das zu den besten Zeiten von Karl-Theodor zu Guttenberg noch der Fall war. Finanzminister Markus Söder nicht, Sozialministerin Christine Haderthauer nicht - und auch nicht Bundesagrarministerin Ilse Aigner, die von Seehofer für die Landtagswahl heim nach Bayern geholt wird.
Seehofer wäre aber nicht Seehofer, wenn er über seine Nachfolge nicht noch am Mittwochvormittag - und damit wenige Stunden vor seinem offiziellen "Ja" - seine Scherze machen würde. Als er nämlich - als Beifahrer neben Fraktionschef Georg Schmid - in ein Elektroauto einsteigt, witzelt er, im Fall der Fälle liege in seinem Zimmer im Kloster ein Umschlag. Und darin seien "alle Nachfolgefragen geklärt".
Keine Zusagen an Ilse Aigner
Sie ist perfekt durchchoreographiert, diese Banzer Klausur. Am Montag demonstriert Seehofer, wie er in seiner Partei alle Fäden in der Hand hält. Spekulationen, er habe Aigner für deren Wechsel nach Bayern irgendwelche Zusagen gemacht, weist er weit von sich. Von ihm gebe es keinerlei Zusagen, betont der Ministerpräsident. Und Punkt.
Am Dienstag dann präsentiert die CSU die neue 47-Prozent-Umfrage, die die absolute Mehrheit im Landtag bedeuten würde. Nur: Aussprechen darf dieses böse Wort - absolute Mehrheit - im Übrigen niemand. Und ein weiteres Ergebnis dieser Umfrage ist auch: Seehofer läge bei einer Direktwahl klar vor seinem SPD-Herausforderer Christian Ude.
Und das alles mündet dann in das offizielle "Ja" Seehofers am Mittwoch. Die offizielle Kür freilich, die folgt auf einem Parteitag voraussichtlich im Frühjahr. Doch auch das ist nur eine Formsache. dpa/lby/AZ
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