Die einträglichen Geschäfte des Münchner Nobel-Impfarztes
Weil er 120 eingeflogene Italiener in München gegen Corona durchimpfte, geriet der Mediziner Udo Beckenbauer in die Schlagzeilen. Nun ermittelt die Justiz.
Erst bayerische Politiker wie Alfred Sauter oder Georg Nüßlein, die mit Corona-Masken dicken Reibach machen, dann ein Münchner Promi-Arzt, der 120 eigens eingeflogene Mitarbeiter des sardischen Luxusresorts Forte Village – womöglich für teures Geld – am Münchner Flughafen impfte, obwohl ihnen der Impfstoff gar nicht zustand: Die Kette der Skandale und Geschäftemacherei mit der Pandemie scheint nicht abzureißen.
Beckenbauer ist nicht verwandt mit dem Fußball-Kaiser
Zunächst hatte Dr. Udo Beckenbauer (er ist nicht verwandt mit dem Fußball-Kaiser) im italienischen Fernsehen auch noch vollmundig behauptet, seine Impfaktion im Flughafenhotel sei von der Bundesregierung organisiert gewesen. Was sein Anwalt Thomas Pfister vor einigen Tagen aber dementierte. Am Freitagmorgen schritt nun die Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg zur Tat. Und durchsuchte in der Landeshauptstadt eine Arztpraxis, eine Apotheke und eine Rechtsanwaltskanzlei (übrigens nicht die Kanzlei von Beckenbauers aktuellem Anwalt Thomas Pfister).
Ob es sich bei der Razzia in der Arztpraxis um Beckenbauers Praxis handelt, wollte Oberstaatsanwalt Matthias Held, Sprecher der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG), zwar gegenüber unserer Redaktion nicht sagen. Das bestätige und dementiere er nicht. Es ist aber sicher sehr wahrscheinlich, dass die Praxis – in bester Lage zwischen Marienplatz und Odeonsplatz angesiedelt – im Fokus der Ermittler stand. Es wird insgesamt gegen sieben Personen wegen Unterschlagung von Impfstoff, der Bestechung und der Bestechlichkeit im Gesundheitswesen ermittelt, so Held. Jeweils sei Haft bis zu drei Jahren denkbar.
Hat sich Beckenbauer "vergaloppiert"?
Die Internetseite von Beckenbauers Praxis, wo bis vor kurzem noch namhafte internationale Konzerne als Referenzen genannt wurden, zeigt aktuell nur einen Blick in die Berge und den dürren Satz „Diese Seite befindet sich im Wartungsmodus“. Beckenbauer hat sich zuletzt öffentlich nur über seinen Anwalt Thomas Pfister geäußert. Doch der ließ eine entsprechende Anfrage unserer Redaktion zu seinem Mandanten unbeantwortet. Dennoch lässt sich ein Bild des Arztes zeichnen. Eines Arztes, der schon immer sehr geschäftstüchtig vorging. Sich bei der Impfaktion aber, wie sein Anwalt jüngst sagte, wohl ziemlich „vergaloppiert“ hatte.
Beckenbauer, geboren 1953 in Wickede an der Ruhr, hatte sich in Aachen und Freiburg zum Internisten ausbilden lassen. 1999 gründete er neben dem Praxisbetrieb auch eine Firma, die HMO Health Management Online mit Sitz in Oberhaching, wo er sich mit der Entwicklung von elektronischen Patientenakten befasste. Später griff er das Thema auf, sich als Patient auf unkomplizierte Weise eine Zweitmeinung zu beschaffen – und zwar bei Krebs und bei Herzerkrankungen. Dabei ging er eine Kooperation mit der Felix Burda Stiftung ein. Im Zuge der Viruskrise entwickelte Beckenbauers Firma HMO digitale Abstandswarner sowie etwa eine Kontaktkettenverfolgung. Der Münchner Arzt konnte als Experten in dieser Sache auch den bekannten deutschen Virologen Hendrik Streeck von der Uni Bonn gewinnen, der immer wieder vor zu strikten Lockdown-Maßnahmen warnte.
Des Weiteren betreibt Beckenbauer auch noch ein Zentrum für Präventivmedizin in Rottach-Egern am Tegernsee. Dort bietet er Gesundheits-Check-ups und individuelle Therapiekonzepte. Kooperationspartner dort war das „Parkhotel Egerner Höfe“, in das sich seine womöglich oftmals nicht unbetuchten Patienten gleich auch in angenehmer Hotelatmosphäre einquartieren konnten. Das Hotel ist aber derzeit geschlossen.
Gut mit der Münchner Society vernetzt
Beckenbauers Patienten berichten etwa, dass er ausgezeichnet bei der Gewichtsreduktion helfen könne. Dem Vernehmen nach soll Beckenbauer bestens vernetzt mit der Münchner Society sein, die er schon „durchgeimpft“ habe. Bilder zeigen ihn unter anderem plaudernd mit Barbara Meier, die vor Jahren in Heidi Klums Modelshow zum Topmodel gekürt worden war. Beckenbauer ist immer wieder karitativ tätig gewesen – etwa bei Einsätzen in Kalkutta und auf den Philippinen. In Forum-Einträgen wird Beckenbauer von Patienten aber auch als unfreundlich, ungeduldig, herablassend und arrogant beschrieben.
Was den Mediziner antrieb, sich an der Impfaktion der Italiener zu beteiligen, ist bisher sein Geheimnis. Womöglich hat er damit einen kapitalen Fehler begangen. Wie die Kassenärztliche Vereinigung Bayern unserer Redaktion mitteilte, wird Beckenbauer derzeit einem Prüfverfahren unterzogen – etwa, ob Abrechnungsbetrug vorliegt.
In jedem Fall ist der bekannte Promi-Arzt nun im Visier der Justiz. Ob er gar seine Zulassung als Arzt verlieren könnte? Dazu wollte Oberstaatsanwalt Held nichts sagen. „Wir sind mit unseren Ermittlungen noch ganz am Anfang.“
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Er denkt ich mach mal, passieren wird mir eh nix meine Klientel machen das schon in allen Ehren, und diese schnellen Euros kann ich leicht mitnehmen weil die Impfdosen schon kurz vor dem Verfalldatum standen.
Die strafrechlichen Ermittlungen und Schlußfolgerungen sind das eine, wie bei den Herren Sauter und Nü0lein auch, die moralische (fällt schwer dieses Wort in Zusammenhang mit solchen Typen zu gebrauchen) Komponente ist eine andere. Nämlich die in der DNA unserer Gesellschaft fest verankerte: es gibt Gleiche und Gleichere!
Kapital-Schickimicki-Politik - ja diese unselige Gemengelage wird die himmelschreiende Skandale schon wieder hinbiegen.