Staatsregierung sagt Mikroplastik in Kosmetika den Kampf an
Wenn die Kosmetik-Industrie nicht freiwillig handle, müssten Verbote her: Die bayerische Staatsregierung will den Einsatz von Mikroplastik minimieren.
Sie sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen, richten aber verheerende Umweltschäden an: winzige Plastikteilchen, sogenanntes Mikro- und Nanoplastik. Sie landen in den Gewässern dieser Welt, werden von ihren Bewohnern aufgenommen und sind über die Nahrungskette letztlich auch für Menschen eine Gefahr. Eine Quelle des Übels sind Kunststoffmikropartikel, wie sie in Beauty- und Pflegeprodukten verwendet werden. Bayern hat diesen Teilchen den Kampf angesagt und am Freitag im Bundesrat eine Initiative durchgesetzt, die der Mikroplastik-Flut ein Ende setzen soll. Das hehre Ziel: Kosmetika sollen frei von Mikroplastik werden, wie Bayerns Bundesratsminister Florian Herrmann unserer Redaktion sagte.
Mikroplastik kann durch natürliche Substanzen ersetzt werden
Die synthetischen Stoffe seien verzichtbar, denn sie könnten durch natürliche Substanzen ersetzt werden, argumentierte Herrmann. Nun solle dafür die Industrie in die Pflicht genommen werden. „Der Einsatz von Kunststoffzusätzen in Kosmetika und anderen Pflegeprodukten soll bis 2020 beendet werden“, erklärte Herrmann (CSU). Falls dies über eine freiwillige Selbstverpflichtung der Kosmetikhersteller nicht gelinge, „muss die Politik handeln“. Der Bundesrat will für diesen Fall die Bundesregierung in die Pflicht nehmen, um auf europäischer Ebene auf ein Verbot hinzuwirken. Aber auch nationale Verbote oder Produktbeschränkungen aus Gründen des Gewässer-, Meeres- und Gesundheitsschutzes möchte der Bundesrat von der Bundesregierung prüfen lassen.
Kosmetika: Über 900 Tonnen Mikroplastik in Kosmetika
Der Bundesratsminister begrüßte einen ähnlichen Antrag der Länder Hamburg, Thüringen, Berlin und Bremen. Ihr Ansinnen wurde auf Empfehlung des Agrarausschusses mit dem Antrag Bayerns zu einem gemeinsamen Text kombiniert. Der wird nun der Bundesregierung zugeleitet. Diese entscheidet, ob sie das Anliegen der Länder aufgreifen will.
Nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts werden in Deutschland pro Jahr 922 Tonnen Mikroplastik für Kosmetika verwendet. Zum Vergleich: Für Wasch-, Putz- und Reinigungsprodukte werden 55 Tonnen Mikroplastik pro Jahr eingesetzt.
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