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Interview
15.11.2018

Theo Waigel: "An Kant habe ich mir die Zähne ausgebissen"

Am Donnerstagabend wird Theo Waigel zum Ehrensenator der Hochschule für Philosophie in München ernannt. Im Interview erklärt er, wie er zu der Auszeichnung kam und was er von großen Philosophen gelernt hat.
Foto: Ulrich Wagner

Exklusiv Theo Waigel wird Ehrensenator der Münchner Hochschule für Philosophie. Ein Gespräch über wichtige Denker, schwierige Schriften und praktische Verhaltensregeln.

Herr Waigel, es geht diesmal weder um die CSU noch um den Euro. Ist das für Sie auch mal in Ordnung?

Theo Waigel: (lacht) Ja – wobei ja alles mit allem zusammenhängt!

In Ihrem Leben jedenfalls treffen sich auch CSU und Philosophie. Aber erzählen Sie doch mal, jetzt, da Sie zum ersten Ehrensenator der Jesuiten-Hochschule für Philosophie in München berufen werden. Was ist Ihre Verbindung zur Philosophie?

Waigel: Das beginnt sehr früh. Mein Religionslehrer, Hans Langhans hieß der, war Pfarrer in Billenhausen und Attenhausen und war ursprünglich Jesuit, bis er aus dem Orden austrat und weltlicher Geistlicher wurde. Und der war den anderen Pfarrern durch seine Ausbildung überlegen, das spürte man, weil auch sein Religionsunterricht anders gestaltet war als die Theologie des 19. Jahrhunderts der anderen Geistlichen. Und während des Studiums in München war ich immer wieder in philosophischen Seminaren bei den Jesuiten zu Vorträgen zu Gast, genau dort, wo heute die Philosophie-Hochschule steht. Und auch an der Universität habe ich philosophische Vorlesungen gehört. Unter anderem bei Romano Guardini. Wobei ich nie zu einem richtigen Philosophen geworden bin – es war immer nur Hobby neben der Juristerei. Wie auch später neben dem Politischen. Aber es war doch immer wieder wichtig, zu grundlegenden Überlegungen durchzudringen und das Wesentliche für die Praxis abzuleiten.

Sie konnten die Beschäftigung während Ihrer Karriere beibehalten?

Waigel: Ja, die Zeit habe ich mir immer genommen. Wenn man die nicht mehr hat als Politiker, dann geht man in die Irre. Und schon als Landesvorsitzender der Jungen Union habe ich jedes Jahr ein Grundsatzseminar veranstaltet. Dazu habe ich nicht nur Politiker wie Strauß, sondern auch Theologen, Philosophen und Literaten eingeladen. Das war wahrscheinlich der Grund, warum mich Strauß zum Vorsitzenden der Grundsatzabteilung gemacht hat, obwohl ich eher zur anderen Richtung in der CSU gehörte, zu den ja auch in Philosophie und Theologie versierten Hans Maier und Anton Jaumann. So bin ich auch in Kontakt gekommen mit vielen Denkern wie etwa Eugen Biser, mit dem dann eine tiefe persönliche Freundschaft entstand. Das alles hat mir Impulse gegeben, tiefer über die Politik nachzudenken, sie nicht nur als Karriere zu betrachten, nicht nur als eine Abfolge von zufälligen Entscheidungen. Und bis heute liegen auf meinem Nachttisch solche Bücher und ich höre zurzeit auch auf meinen Fahrten zwischen Ursberg und Seeg Philosophie-Vorlesungen von CD.

Was waren für Sie wichtige Denker?

Waigel: Ich bin Anfang der 70er Jahre auf Joseph Bernhart gestoßen, der ja aus meiner Heimat stammte. Dessen Schriften wie „Philosophische Aspekte der demokratischen Krise“ aus dem Jahr 1949 – die ich gerade auch heute aktiven Politikern zu lesen empfehlen würde für den Umgang mit Populisten ähnlich dem mit den Demokratiefeinden von damals: Das hat mich fasziniert. Und der Mut, den er hatte, als Theologe und Philosoph Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre gegen den Nationalsozialismus, der hat mir imponiert. Damals in München bin ich Max Müller begegnet, dessen Satz mir immer in Erinnerung bleiben wird: Bleib so, wie nur du sein kannst, und lass andere so sein, wie nur sie sein können. Schöner kann man Toleranz und die Notwendigkeit, in der Politik aufeinander zuzugehen, nicht beschreiben. Aber auch Robert Spaemann hat mich tief beeindruckt, dessen enge Vatikan-Bindung ich zwar nicht teile – aber dessen brillante Gedanken habe ich dann auch mal als eine meiner Sendungen zu Weihnachten an die Kollegen der CSU-Landesgruppe geschickt, um Anlass zum tieferen Nachdenken zu geben. Spaemann schreibt an einer Stelle zum Thema „Was heißt eigentlich politisch verantwortliches Handeln?“ nämlich: „Es heißt immer, unter gegebenen Bedingungen, die wir uns nicht ausgesucht haben, etwas Sinnvolles zu tun, nämlich das unter diesen Bedingungen Bestmögliche. Und dazu kann auch der Versuch gehören, die Bedingungen zu ändern.“

Hübsch. Aber hilft das im Konkreten?

Waigel: Es hat mir etwa in den Debatten um den Abtreibungsparagrafen 218 geholfen, zu erkennen, dass man ein geringeres Übel akzeptieren muss, um ein größeres Übel zu verhindern. Und das ist auch heute noch eine Grundmaxime der Politik: Sich der Verantwortungsethik bewusst zu sein, weil man mit Gewissensethik allein nichts bewegen kann. Aber zur Verantwortungsethik gehört natürlich auch ein Gewissen. So haben mir später auch Hans Jonas mit seiner Verantwortungsethik im Bezug auf die Natur und Vittorio Hösle mit seinen Gedanken über Politik und Moral geholfen… Was man generell von solchen Denkern lernen kann: den Mut, nie aufzugeben und nie zu resignieren. Und was immer für die Politik wichtig bleibt: das Denken und das Gewissen zu schärfen, sie an grundlegenden Maximen auszurichten, die der Politik auch eine tiefere Begründung geben – dass sie nicht nur pragmatisch ist, an Netzwerken oder ökonomischen Zwängen ausgerichtet und von schneller Zustimmung abhängig ist, sondern längerfristig ausgelegt sein muss. Wenn das glaubhaft und sichtbar wird, würde das auch heute seine Wirkung auf junge Menschen nicht verfehlen.

Und die Klassiker? Kant?

Waigel: Ach Gott, an dem habe ich mir die Zähne ausgebissen, der ist schwer. Aber den habe ich mir für die kommenden Jahre noch vorgenommen. Denn was ich verstanden habe, fand ich wunderbar. Zum Beispiel die Schrift „Zum ewigen Frieden“, die uns auch heute noch ein Wegweiser zu Europa und zu den Vereinten Nationen ist. Und der kategorische Imperativ. Den habe ich sogar benützt, als ich Compliance bei Siemens geprüft habe. Auf den Einwand, man käme in manchen Ländern Afrikas oder Südamerikas doch ohne Bestechung gar nicht weiter, konnte ich mit Kant antworten: Wenn es stimmt, dass man sein Handeln so ausrichten muss, dass die eigenen Prinzipien zum Gesetz für alle werden können, dann würde das im Fall der Bestechung doch bedeuten, einzuräumen, alle dürfen bestechen – was letztlich dazu führen würde, dass am Schluss der gewinnt, der am meisten besticht. Und das würde doch zum Kollaps jedes Staatswesens und jeder Volkswirtschaft führen. So hat der tiefe philosophische Gedanke wieder zu ganz praktischen Verhaltensregeln beigetragen.

Wollen Sie denn auch selber mal zur Feder greifen?

Waigel: Ich bin gerade dabei, meine Erinnerungen zu schreiben. Und da werden natürlich auch solche Fragen eine Rolle spielen: Wie kam ich zu meinem Denken? Wie kann ich meine Entscheidungen verantworten? Auch das Nachdenken über das C als eine Primär-Idee im Vergleich zu Sekundär-Ideen wie Sozialismus, Liberalismus oder Ökologie…

Bis wann ist damit zu rechnen?

Waigel: Bis Mitte nächsten Jahres muss das Buch fertig sein. Das Kapitel Strauß ist fertig und das Kapitel Kohl – auch meine Jugend und Kindheit in Oberrohr und Ursberg sind einigermaßen abgeschlossen. Aber wichtige Kapitel wie die deutsche Einheit und die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion sind noch nicht im Werden. Und auch das Thema Europa beruht ja auf grundlegenden Erwägungen, die nicht nur ökonomischem Denken entspringen.

Themen folgen

Die Diskussion ist geschlossen.

15.11.2018

Gut, dass Theo Waigel eine längerfristige Orientierung der Politik expressis verbis für wichtig hält - auch wenn das eigentlich eine Selbstverständlichkeit kluger Politik sein sollte.

Allerdings stellt sich dann auch die Frage, inwieweit er sich selbst an diese Maxime gehalten hat - etwa bei der Schaffung der Wirtschafts- und Währungsunion oder bei der Aufnahme Italiens in den Euroraum.

Franz Josef Strauß hat nicht umsonst gefordert, Politiker sollten tun, was sie sagen!

15.11.2018

Wer Kant nicht kann, kann auch nicht €uro.