Tierseuche bringt Bauern in Not
Eine neue Impfregelung macht Landwirten große Schwierigkeiten. Und es gibt ein weiteres Problem
Bisher hat die Blauzungenkrankheit Bayern nicht erreicht. Trotzdem stellt die Tierseuche, die durch winzig kleine Stechmücken übertragen wird, die Landwirte vor immer größere Probleme. Nun fordert ein breites Bündnis aus Bauernverband, Erzeugergemeinschaften, Zuchtverbänden und Tierärzten die Politik zum Handeln auf.
Seit Februar ist der westliche Teil Bayerns Sperrgebiet, darunter auch Schwaben bis auf einige Gemeinden im südlichen Ostallgäu und die Stadt Kempten. In diesem Bereich gelten massive Einschränkungen für den Transport und Handel der Tiere. Das heißt: Rinder dürfen das Gebiet nicht verlassen, außer sie sind nachweislich nicht von der Blauzungenkrankheit betroffen. Bislang reichte dafür auch, wenn die Kälber nach einem Bluttest als seuchenfrei eingestuft wurden. Seit dem 18. Mai aber gilt das nicht mehr.
Nun dürfen nur noch Kälber aus den Sperrgebieten verkauft werden, wenn die Mutterkuh gegen die Blauzungenkrankheit geimpft ist. Doch so einfach ist das nicht, sagt Iris Fuchs, Vizepräsidentin der Landestierärztekammer. Denn bis die Impfung wirkt, vergehen Wochen oder Monate.
Und das wird für die Mastbetriebe zum Problem: Denn normalerweise werden aus dem Sperrgebiet jede Woche 4000 Kälber verkauft. „Die stauen sich jetzt“, sagt Fuchs. Hinzu kommt: Die Betriebe, die ihre Kälber Woche für Woche nicht verkaufen können, haben für diese in der Regel weder genug Platz im Stall noch ausreichend Futter. Veterinäre fürchten um das Tierwohl. Völlig unklar ist zudem, was mit den zehntausenden Kälbern passiert, die in den nächsten Monaten geboren werden – ohne dass die Mutter geimpft wurde.
Und dann ist da noch eine Schwierigkeit: Das Mittel, das nötig wäre, um die Kühe gegen die Tierseuche zu impfen, ist seit einem halben Jahr schwer verfügbar. „Da gibt es ein riesiges Problem“, heißt es beim Bayerischen Bauernverband. Umweltminister Thorsten Glauber hat angekündigt, dass kurzfristig mehrere zehntausend Impfstoffdosen zur Verfügung stehen. Eine weitere Million ist für bayerische Tierärzte reserviert, sobald das Mittel wieder verfügbar ist.
Das Bündnis aus Bauernverband, Rinderzüchtern und Landesvereinigung für den ökologischen Landbau ist damit nicht einverstanden. Es fordert in einem Brief, der unter anderem an das Bundeslandwirtschaftsministerium und das bayerische Umweltministerium ging, eine Rückkehr zum vorherigen Modell – dem Bluttest. Bisher seien in Bayern bereits 42000 Rinder negativ auf die Blauzungenkrankheit untersucht wurden.
Tierärztin Fuchs dagegen fordert von der Politik, Druck auf die Bauern auszuüben. „Es ist wichtig, dass diese Impfung durchgeführt wird.“ Nur so lasse sich eine weitere Ausbreitung der Tierseuche, die für Rinder und Schafe tödlich sein kann, für den Menschen aber keine Gefahr darstellt, verhindern. In Bayern sind bislang nur sechs Prozent der Rinder geimpft, in Baden-Württemberg, wo es mehrere Fälle gab, 40 Prozent. (sok)
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