Verheiratet, weiblich, fester Job: So sieht der Durchschnitts-Bayer aus
Lederhosen, Dirndl und Schweinsbraten: Über die Bayern geistern jede Menge Vorurteile in der Welt herum. Wer aber sind die Bayern eigentlich. Die Statistik verrät Interessantes.
Alle Welt kennt die Wiesn und den FC Bayern. Weither Gereiste, oft asiatischer Herkunft, knipsen malerische Schlösser – und nicht nur Touristen von der britischen Insel schätzen das Münchner Hofbräuhaus. Aus all diesen zufällig gesammelten Eindrücken und kunterbunten Sehenswürdigkeiten-Geschichten resultiert das Bayernbild in der Welt. Wer aber sind wir wirklich? Auf der Suche nach dem landsmannschaftlichen Ich ist in jedem Fall das Stöbern in statistischen Nachschlagewerken hilfreich.
Mehr Frauen als Männer
Ein wichtiger Hinweis gleich am Anfang: Er, also der Bayer, repräsentiert im Freistaat das Minderheitengeschlecht. 51,1 Prozent der Bürger sind nach Angaben der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder 2014 weiblich. Dies ist eine wertneutrale Feststellung und lässt keinen weiteren Schluss zu. Ganz ohne Belang ist diese Zahl jedoch auch nicht. Was im Zahlenwerk marginal wirken mag, hat durchaus Gewicht: In Bayern leben summa summarum 272 212 mehr Frauen als Männer, das entspricht immerhin etwa der Einwohnerzahl der drittgrößten Stadt Bayerns – Augsburg.
Zum besseren Kennenlernen noch ein paar grundsätzliche Fakten zur Heimaterde der Bayern. Die Gesamtfläche des Freistaates beträgt 70 550 Quadratkilometer. Es ist das größte Bundesland in Deutschland – sogar größer als Togo, leider aber kleiner als Österreich. Hier leben nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung 12 549150 Menschen (Stand 30. Juni 2013). Nach Nordrhein Westfalen (17,84 Millionen) ist es das bevölkerungsreichste Bundesland.
Und der Durchschnitts-Bayer persönlich? Den ermitteln Beamte für das Statistische Jahrbuch, zum letzten Mal 2013. So sieht er aus: Der Bajuware ist im Schnitt 43,2 Jahre alt. Männer bringen 82,9 Kilo auf die Waage, Frauen wiegen durchschnittlich 67,1 Kilo. Es lässt sich also feststellen: Man ist leicht übergewichtig, aber so g’wampert nicht, wie man allgemein annimmt. Wahrscheinlich heißt der Otto-Normal-Bayer Thomas, Andreas, Stefan, Michael oder Sabine, Petra, Susanne, Claudia. Das waren zumindest die Lieblingsnamen in den 1960er Jahren.
Durchschnittliche Bayern hat einen festen Job und ist verheiratet
Zudem hat der Durchschnitts-Bayer einen festen Job und ankert im Schnitt seit zehn Jahren im Hafen der Ehe. Das heißt: Ein Windhund in Sachen Beziehungen ist er nicht, sondern eher grundsolide, was zwei andere Zahlen bestätigen: 61 768 Paare gaben sich 2012 im Freistaat das Ja-Wort, geschieden wurden 25 644. Insgesamt in der Überzahl sind sie die Verheirateten – über 700 000 mehr als die Ledigen. Das allseits beschriebene moderne Patchwork- und Single-Dasein findet wohl eher in Köln, Frankfurt oder Berlin statt als in Dorfen oder Dillingen.
Ein Vorurteil scheint aber zuzutreffen: Der durchschnittliche Bayer stirbt noch immer in erster Linie an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies könnte man als einen Hinweis auf falsche Ernährung, möglicherweise mit fetten Schweinsbraten und zu viel Knödel interpretieren. Dazu muss man sagen, dass insbesondere der Allgäuer in einer ähnlichen Kategorie positiv hervorsticht. Er ist gesünder als der Rest, nur knapp zwölf Tage im Jahr krank. Warum? Der Allgäuer lebt bekanntlich da, wo andere Urlaub machen ...
Die Angaben des Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung sind übrigens umfassend. Wem abends Langeweile droht, der kann sich den Ausführungen widmen. Da erfährt man beispielsweise, dass bayerische Hühner im letzten Jahr mehr als eine Milliarde Eier legten. Das entspricht durchschnittlich 300 Eiern pro Henne – eine enorme Legeleistung, wenn man bedenkt, dass die konventionelle Käfighaltung seit 2010 verboten ist. Ob der Ausdruck „Krampfhenne“ daher stammt, darf indes bezweifelt werden.
In Bayern wird der meiste Käse produziert
Ach ja, in Bayern produzieren wir auch den meisten Käse und beherbergen die meisten Rindviecher. Aber das nur nebenbei. Kehren wir zurück zum Menschen, dessen Rindviecher-Anteil im Freistaat noch nicht statistisch erfasst ist.
Allen amerikanischen Annahmen zum Trotz, der Bayer tummelt sich nicht ständig in Bierzelten. Im Gegenteil: Er ist gern „daheim“, wie Befragungen zeigen. Und das ist nachvollziehbar: Denn bezogen auf die Einwohnerzahl lebten in Bayern den offiziellen Quellen zufolge Ende 2013 rein rechnerisch jeweils zwei Personen in einer Wohnung, und zwar auf 97 Quadratmeter. Jeder Freistaatler verfügt also rein rechnerisch über 47,6 Quadratmeter Wohnfläche – doppelt so viel als vor 50 Jahren, was die Folgerung zulässt, er lebt deutlich kommoder als seine Legehennen.
Eine andere Tatsache kommt nicht ganz unerwartet: Auf dem Land ist es geräumiger als in der Stadt: Durchschnittlich 106,5 Quadratmetern stehen Paaren da zur Verfügung, während sie sich in kreisfreien Städten auf 77,2 Quadratmeter tummeln. Der Vorteil: Man muss nicht so viel putzen. Das scheint in Niederbayern nicht als Problem angesehen zu werden. Denn dort residiert man mit 51,3 Quadratmetern Wohnfläche je Einwohner opulent. Der Oberbayer drängelt sich hingegen auf einer durchschnittlichen Wohnfläche von 45,2 Quadratmetern. Das hat er vermutlich München zu verdanken.
Oberbayern bei Touristen am beliebtesten
Von CSU-Politikern wird oft erzählt, in Bayern herrschten paradiesische Zustände – auch auf dem Gehaltszettel. Das ist falsch. Tatsächlich betrug das monatliche Einkommen von immerhin über 1,3 Millionen Bayern weniger als 500 Euro. Zwischen 3200 und 4500 Euro pro Monat verdiente gut eine halbe Million Menschen. In Einkommens-Stratosphären bewegen sich allerdings nur (oder doch immerhin) 284 000 Menschen. Sie bringen es laut Statistischem Jahrbuch auf ein Nettogehalt von 4500 Euro oder mehr.
Und noch eine Zahl, die uns dem Durchschnitts-Bayer näher bringen soll: Das oft als schwierig beklagte Bayern-Abitur haben 19 Prozent, die meisten einen Mittel-, Haupt- oder Volksschulabschluss (43,3 Prozent). Mehr als 82 Prozent sind Angestellte und Arbeiter, Beamte nur fünf Prozent. Was sagt uns das? Er ist weder übermäßig intelligent, noch sehr bürokratisch, der Durchschnitts-Bayer.
Man kann nun darüber spekulieren, ob das vielleicht der Grund ist, warum das südlichste Bundesland das populärste Urlaubsziel in Deutschland ist. Auf jeden Bayern kommen demzufolge zwei Touristen. Die meisten „Kurzzeit-Zuagroasten“ kehren laut Statistik übrigens in Oberbayern ein. An zweiter Stelle steht – für manche überraschend – Schwaben.
Alles in allem lässt sich sagen: Der Durchschnitts-Bayer mag übergewichtig sein und kein Superhirn, ein Sympathieträger ist er allemal.
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