Verkehrsminister plant bessere Radl-Parkplätze und Schnellwege
CSU-Verkehrsminister Hans Reichhart will den Freistaat fahrradfreundlicher machen. Der Fahrrad-Verband ADFC erhöht derweil den Druck auf die Kommunen.
Ein Logo für „Radschnellwege“ in Bayern gibt es schon. Was noch fehlt, sind die Strecken: Die ersten der weitgehend kreuzungsfreien Stadt-Umland-Verbindungen sollen im nächsten Jahr in München und Nürnberg fertig sein. Für Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart ist dies aber nur ein Anfang auf dem Weg zum „Radl-Land“ Bayern: Bis 2025 will der Minister den Anteil des Fahrrads am Gesamtverkehr von derzeit elf Prozent auf zwanzig Prozent anheben.
Angesichts des stetig steigenden Verkehrs gerade in den Ballungszentren sei dies nur ein logischer Schritt, sagte der Minister bei einer Veranstaltung des Fahrrad-Verbandes ADFC in München: „Denn das Fahrrad ist vielleicht das zuverlässigste Verkehrsmittel.“ Während der Autoverkehr allzu oft im Stau ersticke und der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) an seine Kapazitätsgrenzen stoße, sei das Fahrrad für viele Menschen längst eine kostengünstige, ökologische und auch gesunde Alternative für die alltägliche Fortbewegung, findet Reichhart.
Um das ehrgeizige Ausbau-Ziel erreichen zu können, seien aber auch die Bürger gefordert: „Wir brauchen dafür neue Infrastruktur, aber auch Akzeptanz in der Bevölkerung.“ So könnten Firmen etwa mit Dusch- und Umkleideräumen die Fahrrad-Begeisterung ihrer Mitarbeiter fördern.
Radl-Parkplätze an Bahnhöfen sollen besser werden
In Sachen Infrastruktur möchte der Minister neben den Radschnellwegen vor allem bessere Radl-Parkplätze etwa an Bahnhöfen fördern. Auch eine bessere Vernetzung von Leih-Fahrrad-Angeboten mit dem ÖPNV ist seiner Meinung nach dringend nötig. Die Mobilität in Bayern ändere sich nämlich gerade gravierend, beobachtet Reichhart: „Das ist ein Wandel, wie es ihn vielleicht in den letzten hundert Jahren nicht mehr gegeben hat.“
Bayerns ADFC-Chefin Bernadette-Julia Felsch gehen die Radl-Initiativen der Staatsregierung aber längst nicht weit genug: So fordert der ADFC etwa ein bayerisches „Radl-Gesetz“, um einheitliche Standards für Bau und Planung von Radwegen und Abstellflächen zu bekommen. „Selbst der teuerste Radweg ist gegen eine Standardstraße spottbillig“, warb Felsch.
Zudem könnten „gut ausgebaute Fahrradwege mehr Leben retten, als Fahrradhelme“, sagte sie mit Blick auf eine umstrittene Werbekampagne von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Politisch will der ADFC den Druck pro Fahrrad erhöhen – etwa mit dem gerade gestarteten „Bürgerbegehren Radentscheid“ in München. Die Landeshauptstadt sei dabei erst der Anfang, kündigte Felsch an: „Es werden weitere Städte in Bayern folgen.“
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.
Die Diskussion ist geschlossen.