Ein Wettrennen im Namen der Natur
Drei Volontäre suchen nach der besten Methode, durch den Verkehr in Augsburg zu kommen. Sie wollen herausfinden, welches Fortbewegungsmittel gewinnt: Auto, Tram oder Fahrrad?
Wie kommt man schnell, bequem und umweltschonend durch Augsburg? Diese Frage hat sich wohl schon jeder einmal gestellt. Vor allem Anwohner müssen sich oft entscheiden: Schwinge ich mich jetzt aufs Rad, entspanne in der Tram oder versuche ich mit dem Auto mein Glück? Michael Lindner, Benjamin Reif und Wolfgang Holzhauser wollten es genau wissen und endlich eine Antwort geben. Ein Selbstversuch vom Augsburger Rathausplatz zur Universität.
Fahrrad Das Thermometer zeigt sieben Grad an, ein eisiger Wind weht am Rathausplatz und dann fängt es auch noch zu regnen an. Die äußeren Voraussetzungen könnten deutlich angenehmer sein, denn in wenigen Minuten startet das „Wettrennen“ zwischen Auto, Straßenbahn und Fahrrad.
Tram Vier Minuten muss ich die Hände in den Jackentaschen vergraben und dem eiskalten Wind trotzen. Dann steige ich in die angenehm leere Tram ein. Man könnte annehmen, mittags wollten mehr Menschen zur Uni.
Auto Beim Autofahren trifft man irgendwie immer neue Leute. Natürlich steht mein Wagen im Halteverbot, natürlich begegne ich einer freundlichen Dame mit strenger Miene, die mich darauf hinweist, dass ich hier nicht stehen bleiben kann. Aber was soll ich tun? Rund um den Rathausplatz sind Parkplätze begehrter als Wasser in der Wüste! Aber so kommen wir wenigstens ins Gespräch. Ist ja auch mal schön.
Fahrrad Der Startschuss ist gefallen. In den ersten Minuten muss ich meine Vorteile nutzen und einen Vorsprung auf meine beiden Kontrahenten herausfahren. Ich habe ein gutes Gefühl, weil ich zügig durch die engen Gassen komme und keinen Umweg fahren muss. Doch angenehm ist etwas anderes. Das Kopfsteinpflaster in der Maxstraße schüttelt mich gehörig durch und der Sattel auf meinem 15 Jahre alten Rad gehört nicht zum bequemsten seiner Art. Mühsam geht das Gehoppel voran. Über das Wetter möchte ich mich nicht weiter äußern, auf meiner Seite ist es an diesem Tag definitiv nicht.
Tram Nach nur zwei Haltestellen muss ich wieder raus und drei Minuten auf die Anschlusstram warten. Ich fühle mich nicht besonders schnell unterwegs, meine Konkurrenten sind sicher schon näher am Ziel als ich. Es windet immer noch, und am Königsplatz schreit eine Frau einem Tramfahrer recht kreative Ausdrücke hinterher, weil er sie nicht mehr hat einsteigen lassen.
Auto Kreative Ausdrücke würden auch mir einfallen. Von einer roten Ampel zur nächsten geht es. Immer wieder drängen Autos auf meine Fahrbahn und Passanten beschließen spontan, meine Reaktionen und die Bremsen des Dienstwagens zu testen. Ich bin gestresst. Kurzzeitig springt der Verbrauch des Autos durch das Stop-and-go auf über 7,5 Liter an. Ich reise weder schnell noch gemütlich und, ganz sicher, nicht umweltfreundlich.
Fahrrad Mit unaufmerksamen Autofahrern, roten Ampeln und schlechtem Wetter habe ich rechnen müssen, aber nicht mit diesem orangen Hindernis, das wenige Meter vor mir auftaucht: Ein Müllauto blockiert den Weg in der Peter-Kötzer-Gasse. Schnell runter vom Rad, an dem Gefährt vorbeigezwängt und wieder auf den Sattel geschwungen. Wertvolle Sekunden sind verstrichen im Duell gegen das Auto und die Straßenbahn.
Auto Das Radio läuft, die Heizung lässt es angenehm warm werden. So lässt es sich aushalten. Im Stau auf der Haunstetter Straße.
Fahrrad Es läuft ganz gut, abgesehen von den beiden roten Ampeln an der Hochfeldstraße. Über die Dr.-Lagai-Straße geht es auf den Alten Postweg. Ab jetzt geht es nur noch geradeaus Richtung Uni. Reicht der Vorsprung vom Start?
Tram Vom Königsplatz schleppt sich die Tramlinie 3 gemächlich Richtung Uni. Auf dem Weg füllt sie sich, bis es schließlich ziemlich eng wird.
Auto Nach gut 20 Minuten im Auto für 6,5 Kilometer zirkle ich inzwischen in Kreisen um die Universität. Es ist Vorlesungszeit und Parkplätze sind auch hier Mangelware. Teilweise stehen die Studenten in doppelten Parkreihen. Nicht einmal in den Nebenstraßen ist ein Parkplatz zu finden. Ich erinnere mich an ein Parkhaus, welches zumindest etwas Entlastung bringen soll. Schade nur, dass es eine Baustelle ist.
Fahrrad Es hat gereicht: Nach genau 14 Minuten stehe ich vor der Mensa und von meinen Kontrahenten ist nichts zu sehen. Das ist der Sieg, zumindest zeitlich. Aber ich kann mir Schöneres vorstellen, als mich jetzt mit feuchten Klamotten und etwas außer Atem in eine Vorlesung zu setzen. Schnelligkeit ist eben nicht alles.
Tram Immerhin Zweiter bin ich geworden. Zwei Minuten nach meinem Fahrrad fahrenden Kollegen komme ich an der Mensa an und werde von einem Siegergrinsen empfangen.
Auto Gut fünf Minuten später als meine Kollegen komme auch ich am Treffpunkt an. Der Wagen steht auf der anderen Seite des Campus, daher hatte ich am Ende noch meine Bewegung. Ich sehe ein, dass das Auto verloren hat. Es ist langsamer als das Rad und anstrengender als die Tram. Parkplätze suchen ist die Hölle und meine Ökobilanz sieht mit einem Verbrauch von durchschnittlich 6,8 Litern auf 100 Kilometer auch nicht so toll aus. Und dabei ist der Dienstwagen eigentlich noch sehr sparsam.
Das sagen die Experten zum Ergebnis unseres Wettlaufs.
Grüne Wellen und Fahrradautobahnen gegen den Verkehrskollaps
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