Wann Gaffen strafbar ist - und welche Strafen drohen
Gaffer stehen heute in Niedersachsen vor Gericht, da sie Einsatzkräfte behindert haben sollen. Auch in der Region kommt es oft zu solchen Vorfällen. Wann ist Gaffen strafbar?
Es kracht auf der Autobahn, der Verkehr staut sich und schon halten die ersten Autofahrer ihre Smartphones in Richtung Unfall. Sie gaffen. Das stört nicht nur die Einsatzkräfte, sondern ist auch moralisch fragwürdig, nicht selten gefährlich - und in manchen Fällen sogar strafbar.
Ab wann Gaffen strafbar ist
Tatsächlich ist das, was man umgangssprachlich als "Gaffen" bezeichnet, rechtlich nicht näher definiert, erklärt Monika Krawehl, Sprecherin beim Präsidium Schwaben Nord. Neugierige Blicke nach einem Unfall seien völlig normal und menschlich. Gefährlich und damit auch verboten sei Gaffen, wenn die Arbeit von Polizei oder Rettungsdiensten aktiv behindert wird - etwa, wenn Verkehrsteilnehmer ihr Auto auf der Fahrbahn abstellen und Rettungswege blockieren. Auch wer Videos oder Fotos vom Unfallort veröffentlicht und somit Persönlichkeitsrechte von Beteiligten verletzt, kann sich strafbar machen. Gleiches gilt fürs Gaffen statt Helfen. Das sei unterlassene Hilfeleistung, erklärt Krawehl.
Welche Strafe Gaffern droht
Das unerlaubte Filmen oder Fotografieren von Unfällen, bei denen die Hilflosigkeit einer Person gezeigt wird, kann mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren bestraft werden. Menschen, die Unfallopfern nicht helfen und stattdessen gaffen, können zudem wegen unterlassener Hilfeleistung mit bis zu zwei Jahren Gefängnis oder einer Geldstrafe belangt werden. Wer sein Fahrzeug auf der Autobahn stoppt und die Einsatzkräfte bei der Arbeit behindert, muss mit 35 Euro Strafe rechnen. Mehrere Gesetzesinitiativen sind auf dem Weg, durch die sich diese Strafen noch einmal verschärfen könnten.
Warum Gaffen gefährlich ist
Monika Krawehl erklärt, wie sich Autofahrer nach einem Unfall am besten verhalten sollten: "Falls man als Erster zu einem Verkehrsunfall kommt, gilt es die Unfallstelle abzusichern, sich zu vergewissern, ob die Unfallbeteiligten Hilfe benötigen und ob die Hilfe bereits angefordert wurde. Im Bedarfsfall ist Verletzten Erste Hilfe zu leisten." Nicht anhalten sollten Autofahrer, wenn Rettungdienst, Polizei und Feuerwehr bereits bei der Arbeit sind. "Steht man im Stau, ist es lebenswichtig, rechtzeitig eine Rettungsgasse zwischen den Fahrstreifen zu bilden."
Kampagnen gegen Gaffer oder Schutzzäune wie in Nordrhein-Westfalen, gibt es im Landkreis Augsburg nicht. "Allerdings ist häufig zu beobachten, dass es bei Unfallfällen auf der Autobahn auch in die Gegenrichtung zu einem Stau kommt. Viele Autofahrer bremsen ab, um zu schauen, was passiert ist. Solches Verhalten erhöht das Risiko für Auffahrunfälle enorm", sagt die Polizistin.
Friedhelm Bechtel von der Berufsfeuerwehr Augsburg erklärt, dass Schaulustige oft die Gefahrenlage unterschätzen und verletzt werden. Kritisch sieht er in diesem Zusammenhang die Rolle der Sozialen Medien. "Gaffer wollen etwas Schreckliches sehen oder erleben und davon als Erste berichten". Er fordert einen stärkeren Schutz der Unfallopfer. Bilder, die etwa Verletzte oder gar Tote zeigen, sollten von Facebook und Co. nicht veröffentlicht werden.
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