Können begrünte Betonwände für bessere Luft in Städten sorgen?
Mexiko-Stadt bepflanzt 700 Betonpfeiler an Brücken und Hochstraßen, um die Luftqualität zu verbessern. Der richtige Ansatz? Das sagt ein Augsburger Experte.
Mexiko-Stadt ist bekannt für starkes Bier, pikante Salsa und verseuchte Luft. Seit Jahren versucht die Millionenmetropole gegen den Smog vorzugehen, der bereits mehrere tausend Menschen das Leben gekostet hat. Sämtliche Maßnahmen aber blieben nahezu erfolglos – bis die Belastung mit Stickoxiden derart hoch war, dass die Regierung im Jahr 2016 den Notstand verhängte. Ein Ausweg musste her. Und diesmal glaubte man, einen endgültigen gefunden zu haben: den grünen Ausweg.
Durch „la Vía Verde“, 700 begrünte Betonpfeiler an Hochstraßen und Brücken der mexikanischen Hauptstadt, wächst die städtische Grünfläche um 40.000 Quadratmeter an. 27.000 Tonnen Luft sollen die grünen Pfeiler jährlich filtern, sie sollen Feinstaub und ebenso Schwermetalle aufnehmen. Jedenfalls haben das Berechnungen jener mexikanischen Bürgerinitiative ergeben, die das Projekt um so genanntes Vertical Gardening gegründet hat. Könnte dieses Modell auch deutschen Großstädten zu besserer Luft verhelfen?
Innerstädtische Begrünung trägt zu einer besseren Luftqualität bei
Christian Hahn vom Umweltreferat der Stadt Augsburg ist skeptisch. Innerstädtische Begrünung trage sicherlich zu einem behaglicheren Klima und besserer Luftqualität bei, sagt er. Auch in Augsburg werde das Straßenbegleitgrün als einer von vielen Bausteinen zur Verbesserung der Luftqualität betrachtet. Es sei sogar als Maßnahme im Luftreinhalteplan enthalten, erläutert Hahn. Allerdings spielen seiner Ansicht nach Sauerstoffproduktion und Kühlungseffekte der vertikalen Gärten wohl eine größere Rolle als die Bindung von Luftschadstoffen.
Bei mehreren Versuchen – selbst an dichten mit Moos bewachsenen Flächen – habe man die Feinstaubbindung messtechnisch nicht nachweisen können. Verglichen mit der eines gesunden Baumes, sei die Wirkung dieser Strukturen überschätzt: „Bäume und Sträucher haben insgesamt ein höheres Volumen.
Auch Tiere, Vögel und Insekten haben mehr vom Lebensraum Baum“, sagt Hahn. Zwar könnten vertikale Gärten, grüne Fassaden und grüne Dächer eine sinnvolle Ergänzung sein - allerdings kein Ersatz. Vorteile dieser Begrünung, so glaubt der Umweltreferent, lägen daher mehr in der optischen Natur. „Weniger in ihrer tatsächlichen Wirkung für den Klimaschutz.“
Rein technisch, sagt er, sei die Bepflanzung sowieso umstritten. Denn sie kann die Bausubstanz von Brücken und Pfeilern, Straßen und Wänden zerstören. Ob sich die Bepflanzung schlecht auf den Beton auswirkt, erklärt Hahn, hänge indes von mehreren Faktoren ab: der Qualität des Betons, den verwendete Pflanzenarten und der Art der Pflanzausführung.
Auch in Augsburg ist Vertical Gardening möglich
In Augsburg sei Urban Gardening nach mexikanischem Vorbild theoretisch denkbar. Praktisch gesehen habe das Konzept aber zum Beispiel die Bepflanzung von Lärmschutzwänden an der B17 bereits zu Problemen geführt, „weil die Statik der Wände aufgrund des dichten Bewuchses nicht mehr geprüft werden konnte“. Der komplette Bewuchs musste also entfernt werden, damit Statikprüfungen auch weiterhin reibungslos stattfinden können.
Mexiko zumindest scheint weiter überzeugt von seinem Konzept: So forciert etwa die Umweltbehörde die Begrünung von Dächern in der Hauptstadt. Öffentlich geförderte Leihräder sollen dabei helfen, den Verkehr zu reduzieren, während alle öffentlichen Buslinien einen Rußfilter besitzen. Autofahrer müssen besonders hohe Geldstrafen zahlen, sollten sie im Straßenverkehr an einem Tag erwischt werden, an dem eigentlich Fahrverbot herrscht.
Jenes Fahrverbot kommt zum Tragen, wenn die Schadstoffbelastung der Luft Grenzwerte überschreitet. Bis 2025 sollen Autos, Lastwagen und andere Gefährte, die mit Diesel betrieben werden, vollständig aus der Stadt verbannt werden. Das hatte Mexiko-City im Dezember gemeinsam mit Paris und Madrid beschlossen - Städte, die ebenfalls unter der Haube aus Smog leiden.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Vielleicht sollte sich Herr Hahn mal etwas tiefer in die Materie einarbeiten, bevor er unsachgemäße Beurteilungen abgibt.
Den angesprochenen Beitrag aus Mexico habe ICH bereits letztes Jahr bei den Augsburger/Bayerischen Grünen - und dieses Jahr (vor der Europa-Wahl) bei den Bundes-Grünen mehrfach auf der FB-Seite gepostet; und gefragt, warum sie alles nur verteuern wollen, anstatt was produktives zu machen !
Aber zurück zu Herrn Hahn.
Schäden an Gebäuden: die Begrünung/Bepflanzung findet in einem (übrigens aus geschreddertem Kunststoffabfall hergestellten !) Soil statt; dieser Soil liegt, gehalten von Gewebe, in einer Art Wanne - und diese erst wird am Bauwerk befestigt - es kann also gar kein Wasser ans Bauwerk !
Filterleistung: Herr Hahn sollte sich dann schonmal irgendwann entscheiden, ob wir nun eine COs-Krise oder eine Feinstaubkrise haben ! Definitiv wahr ist, dass derartige Bepflanzungskonzepte den CO2-Gehalt in der Luft extrem verringern (logisch: bitte unter Photosynthese googlen *haha*) und den O2-Anteil erhöhen !
Nebeneffekte: 1. Bindung von Regenwasser im Luft-Boden-Kreislauf - 2. Jede Menge neu enstehende Arbeitsplätze (Produktion, Montage, Wartung, Pflege).
Zusatz: Mal abgesehen vom eindeutig postitiven Luftreinigungseffekt und (nachgewiesenen Kühleffekt >> Verdunstungskälte), stellt eine Mehrbegrünung in dieser Größenordnung def. einen positiven Faktor für den allgemeinen Gemütszustand dar. Man stelle sich einfach die Frage, wo man sich wohler fühlt: in der Betonschlucht oder im Wald (simpel).
Parallel könnte man auch alle (ALLE !) Grünflächenbesitzer gesetzlich zu einem "Pflicht-Wildwiesen-Anteil" verpflichten.
Z.B. bis 1000m² 10%, ab 1000m² 5%.
Viele Landwirte machen das schon freiwillig (z.B. als refreshing der Monokulturböden).
Noch `ne Idee (auf Kommunal- o. Landesebene): Alle freiliegenden Süd- und Flachdächer versuchen anzumieten und mit Solar-Panels belegen.
Auch hier gilt: Jede Menge neu enstehende Arbeitsplätze (Produktion, Montage, Wartung, Reinigung).
Was einen Bekannten von mir (Spanier) immer wieder aufregt: Es gibt keine Mexico-City! Entweder in deutsch Mexiko-Stadt oder wie sie richtig heißt Ciudad de México. Gerade als Verlag sollte man auch auf solche Kleinigkeiten achten finde ich ....