Waffenrecht: Dürfen Trachtler bald kein Messer mehr tragen?
Zur Lederhose gehört für Männer auch eine Klinge mit Hirschhorngriff. Doch nun könnte das Waffenrecht verschärft werden. Die Hüter des Brauchtums sind in Sorge.
Woran man den Möchtegern-Trachtler erkennt? Zum Beispiel am pinkfarbenen Modedirndl und an High Heels. Oder an der Lederhose mit Turnschuhen und Baseballkappe. Dagegen gibt es aber auch jene Dinge, die verdeutlichen, dass es ein Bayer ernst meint mit der Tradition. Ein Trachtenmesser mit Hirschhorngriff etwa, das in der Seitentasche der Krachledernen steckt. So ist es Brauch. Doch eine neue Gesetzesinitiative versetzt nun bayerische Traditionalisten in Aufruhr.
Die Länder Bremen und Niedersachsen haben im Bundesrat Anfang Mai einen Vorschlag zur Verschärfung des Waffenrechts eingebracht. Demnach könnten Landesregierungen per Verordnung für bestimmte Plätze, auf denen sich viele Menschen bewegen, ein absolutes Waffenverbot verhängen. Außerdem dürften Klingen demnach nur noch sechs Zentimeter lang sein statt bisher zwölf. Max Bertl, Vorsitzender des bayerischen Trachtenverbands, sagt: „Von einem drohenden Verbot aller Messer wären wir Trachtler extrem betroffen.“ Doch geht es den Trachtlern tatsächlich ans Messer?
Der Trachtenverband will für das Messer kämpfen
„Das Messer ist ein Bestandteil von Tracht und Tradition. Da gibt es nichts zu diskutieren“, stellt Bertl klar. „Und wir wollen, dass das Gesetz bleibt wie bisher.“ Bislang garantiert das Waffenrecht Ausnahmen für die Brauchtumspflege – das sieht auch die Gesetzesinitiative vor. Doch Bertl sagt, der Verband wolle rechtzeitig dafür kämpfen, dass eine unkomplizierte Ausnahmeregelung tatsächlich erhalten bleibt. Er fürchtet rechtliche Schikanen: „Dann bräuchten wir womöglich immer eine Ausnahmegenehmigung beim Landratsamt. Und das entscheidet von Kreis zu Kreis unterschiedlich.“ Auch die Kürzung der maximalen Klingenlänge ärgert Bertl. „Das trifft ja schon Brotzeitmesser. Wir wollen nicht, dass ein unnützes Gesetz Probleme heraufbeschwört, die es nicht gibt.“ Trachtler gingen mit den Messern verantwortungsvoll um, sagt Bertl.
Früher waren die Messer Teil eines Fuhrmannsbestecks, heute sind sie kunstvolle Schaustücke. Für Bertl ist klar: „Wenn es im Sommer warm wird und ich mit der kurzen Lederhose rausgehe, dann ist das Messer mit dabei.“ Wie viel Veränderung der Gesetzentwurf bringen würde, bleibt unklar. „Veranstalter konnten bisher schon von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und Messer verbieten“, erklärt Benjamin Castro vom Polizeipräsidium München. Sogar beim Schützen- und Trachtenumzug der Wiesn sind Hirschfänger nicht erlaubt.
Polizei: Bisher kein Angriff mit einem Trachtenmesser
Einen Angriff mit einem Trachtenmesser habe er bisher nicht miterlebt, sagt Castro. „Meistens sind es Alltagsgegenstände in Griffnähe. Bierflaschen oder auch mal ein Teppichmesser.“ Er stellt aber ganz grundsätzlich klar: „Ein Messer kann eine Waffe sein. Die Gefährlichkeit liegt in der Materie an sich.“ Wie oft Messer als Tatmittel missbraucht werden, darüber führt der Freistaat bislang keine Statistik. Die Innenministerkonferenz der Länder hat aber 2018 beschlossen, Messer als Tatmittel in die Polizeikriminalstatistik aufzunehmen.
Am Dienstag trug Bertl sein Anliegen in der Bayerischen Staatskanzlei vor, und fand bei Florian Herrmann (CSU) Zustimmung. „Was würde das bedeuten: kein Mehr an Sicherheit, dafür ein deutliches Mehr an Bürokratie und vor allem völlig ungerechtfertigtes Misstrauen gegenüber Traditionsvereinen. Das lehnen wir ab.“ Messerverbotszonen könnten bereits heute, nach geltendem Recht, festgelegt werden. Bürger, die Brauchtum pflegen, sollten nicht kriminalisiert werden. Die Entscheidung liegt nun beim Bundesrat. Der Ausschuss für innere Angelegenheiten entscheidet am 5. September.
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>> Die Länder Bremen und Niedersachsen haben im Bundesrat Anfang Mai einen Vorschlag zur Verschärfung des Waffenrechts eingebracht. Demnach könnten Landesregierungen per Verordnung für bestimmte Plätze, auf denen sich viele Menschen bewegen, ein absolutes Waffenverbot verhängen. Außerdem dürften Klingen demnach nur noch sechs Zentimeter lang sein statt bisher zwölf. <<
Man kann fast meinen, dass die rot-grün regierten Bundesländer Bremen und Niedersachsen politisch Andersdenkende kriminalisieren wollen. Einfach mal ein paar mutmaßliche CSU Wähler in den Knast bringen.
Seriöse Politik würde zuerst die Messerangriffe der letzten Jahre statistisch auswerten, die Ergebnisse demokratisch diskutieren und dann passende Maßnahmen in den parlamentarischen Prozess einbringen.
Nur "herumdoktern" an Symptomen - wie immer halt.
Dem Volk muss Angst und Respekt eingeflößt werden!
Bald hat man Angst einen spitzen Kugelschreiber in der Tasche zu haben - um mal zu überspitzen?
Jahrzehnte ist bekannt, dass Deutschland ein Rückzugsort für die Mafia ist - und? Was passiert? Nahezu nichts? Wäre nicht der "Betriebsunfall" mit den Morden in Duisburg passiert - hätte man noch weniger gemacht.
Denn die Mafia-Jungs verhalten sich ruhig und gehen brav bürgerlichen Geschäften nach - so mit Geldwäsche etc. und da fällt so Manches für Viele ab - bei ca. 30 Milliarden Immobilienkauf im sicheren Deutschland mit Geld aus Drogen, Erpressung, Prostitution.
etc.
Also warum die Kreise stören, die dem Geldfluss so gut tun?
Aber den Trachtlern sein Messerle nehmen - das soll zeigen, wie die Staatsmacht für die Sicherheit der Bürger sorgt!
So sorgt auch die Sicherheitslobby für gutes Geschäft - denn der Bürger soll viel Geld für die Sicherheit seines Hauses ausgeben, während die organisierten Einbrecherbanden kaum Existenzprobleme haben.