Schweine füttern mit dem PC: So sehr hat sich die Landwirtschaft verändert
Plus Weniger Arbeiter, mehr Tiere, mehr Technik: Eine Geschichte über Roboter im Stall, Jalousien für Schweine und die Frage, was von früher noch übrig ist.
Die Tür, die in den düsteren Raum führt, ist – wenn man so will – auch ein Tor in die Vergangenheit. Wer über die Schwelle tritt, der reist zurück in eine Zeit, von der nicht mehr allzu viel übrig geblieben ist. Doch der Lanz Glühkopf D7506 hat all die Jahre überdauert. Der Traktor aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts steht in einer alten Scheune auf dem Bauernhof von Roland Naß. Die Maschine ist eine Art mechanisches Fossil, konserviert im schummrigen Licht der Scheune. Ein Relikt, ein stiller Zeuge der Zeit, der, könnte er sprechen, Geschichten erzählen würde. Über einen Krieg, den er hat kommen und gehen sehen, entbehrungsreiche Jahre, kalte Winter und trockene Sommer. Und über die Menschen, über das Leben auf einem schwäbischen Bauernhof, das heute so anders ist als damals. "Auf diesem Traktor hat schon mein Opa gesessen", sagt Naß und tritt näher an den alten Lanz ran. Er hält einen Moment inne, als würde er der Vergangenheit noch ein wenig Zeit in der Gegenwart gönnen wollen – dann dreht er sich um und geht. Ins Heute. Und irgendwie auch in die Zukunft. Denn dieser Hof erzählt eben auch ein bisschen die Geschichte von morgen.
Landwirtschaft in Bayern: Früher war man nicht so spezialisiert wie heute
Der Bauernhof, der inmitten von Wiesen und Feldern in der Nähe von Gosheim im Landkreis Donau-Ries liegt, hat sich verändert. Ist moderner geworden, digitaler. Das trifft natürlich längst nicht nur auf den Hof von Roland Naß zu. Kleine Bauernhöfe, auf denen noch alles per Hand erledigt wird, verschwinden immer mehr. In den Ställen passiert heute vieles vollautomatisch, Feldarbeiter wurden durch gewaltige Maschinen ersetzt, Äcker werden intensiver bewirtschaftet, in den Ställen stehen mehr Tiere. Wie kam es zu diesem Wandel? Was bedeutet er für die Landwirte? Und ist überhaupt noch etwas übrig, vom Bauernhof wie er früher einmal war? Das Anwesen von Roland Naß gibt es schon seit dem 18. Jahrhundert und war immer in Familienbesitz. Vor 18 Jahren hat Naß den Hof von seinem Vater übernommen. "Früher haben wir Kühe, Schafe, Schweine und Hühner gehalten. Man hatte sich damals noch nicht so spezialisiert wie heute", erzählt Naß. Der 41-jährige Landwirt – blonde Haare, Jeans, blaues Hemd – steht an diesem sonnigen Herbstvormittag vor einem seiner vier Schweineställe. In jeden passen 250 Tiere. 2016 begann er, den Hof umzubauen. Eine gute Million hat er in die neuen Ställe und all die Technik, die darin steckt, investiert. Naß tritt ein Stück näher an die Tiere heran, durch die Gitterstäbe drängen sich feuchte Schnauzen. Dann deutet er auf die Boxen, in denen die Schweine stehen. Ganz vorne befindet sich der Mistbereich, wo die Tiere ihre Nase in den Dreck stecken können. In der Mitte gibt es etwas zu fressen und ein paar Spielsachen, im hinteren Bereich der Boxen können sich die Schweine hinlegen. Das Besondere: Der Stall ist komplett offen. "Die Schweine haben die Möglichkeit, das ganze Jahr im Freien zu sein", erzählt Naß. Für heiße Sommertage oder kalte Winternächte gibt es Jalousien, die per Knopfdruck heruntergelassen werden. Und das ist längst nicht die einzige technische Raffinesse: Das Futter kommt über lange Rohre direkt in die Boxen. Die Zeiten, in denen Naß mit einem Schubkarren durch den Stall gefahren ist, sind längst vorbei. Naß dreht sich um und sagt: "Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen etwas."
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