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Hitze
30.07.2018

Warum in diesem Jahr so viele Menschen ertrinken

Jörg Meyer von der DLRG passt am Ufer des Niedersonthofener Sees auf die Badegäste auf.
Foto: Martina Diemand

Es ist eine Bilderbuchzeit, die wir derzeit erleben. Doch es ist nicht alles schön. 280 Menschen sind in diesem Jahr schon ertrunken. Warum passiert das so oft?

Es ist ein Sommer, der sich anfühlt, als würde er nie zu Ende gehen. Als wären da ewig diese samtige Luft, der seidenblaue Himmel, die Sonne, das Licht, die sanften Wellen, die ans Ufer des Niedersonthofener Sees branden. Hier bei Waltenhofen im Oberallgäu, zwischen grünen Hügeln, Wiesen mit gelben Butterblumen und dem klaren Wasser des Sees wird es besonders deutlich: Es ist ein Sommer wie aus dem Bilderbuch. Zum Draußensein, zum Zeitvergessen und Genießen. Aber auch ein Sommer, in dem bundesweit schon mindestens 280 Menschen ertrunken sind.

Wenn man so will, ist das die Schattenseite dieser so schönen, sonnigen Tage. Ein Schatten, der in diesem Jahr deutlich düsterer ist als noch 2017. Nach den Zahlen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), die am Freitag vorgestellt wurden, gibt es in den ersten sieben Monaten 38 Badetote mehr als im Vorjahreszeitraum. Die meisten Menschen, nämlich 45, ertranken in Bayern – weil sie sich überschätzten, zu viel Alkohol getrunken hatten oder schlechte Schwimmer waren.

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Vorige Woche passierten innerhalb weniger Stunden gleich drei tödliche Badeunfälle im Freistaat. Zwei ältere Männer, 76 und 69 Jahre alt, und ein 32-Jähriger starben. Und erst am Sonntag ist ein 13-jähriger Junge am Elchinger Schützensee im Landkreis Neu-Ulm ertrunken. Der Bub war mit seinen Geschwistern und einer Nachbarin am See und allein ins Wasser gegangen. Er kehrte nicht mehr zurück. Ein Rettungstaucher fand ihn wenig später leblos im Wasser. Der Bub konnte zwar wiederbelebt werden, er starb aber später im Krankenhaus. Wenn man all diese Schicksale liest, dann fragt man sich: Warum passiert so etwas immer wieder?

Der Niedersonthofener See liegt an diesem Vormittag so still da wie eine blassblau schimmernde Glasscheibe, in der sich das Morgenlicht spiegelt. Ein paar Enten quaken, ein Rentnerpaar döst unter einem gelben Sonnenschirm dem Tag entgegen. Im Morgendunst sieht man die Gipfel der Alpen. Das ist Bayern pur. Sommer in Reinform. Aber die Idylle trügt. Es ist nicht lange her, dass es auch hier beinahe zu einem Todesfall gekommen wäre.

Den 18-Jährigen verließen im Wasser die Kräfte 

Ein heißer Tag Anfang Juli. Ein junger Mann, gerade 18 Jahre alt, will sich nach einer siebenstündigen Radtour im See abkühlen. Er krault hinaus, doch auf dem Rückweg verlassen ihn die Kräfte. Er schlägt mit seinen Händen aufs Wasser und droht unterzugehen. Die Ehrenamtlichen der DLRG hören am Ufer einen Hilferuf. Sie fahren mit dem Boot hinaus und ziehen den völlig entkräfteten Mann aus dem Wasser. Er kollabiert. Aber er überlebt.

Christine Lang, die Betreiberin des Kiosks am Strand, hat alles mitangesehen. Sie steht in einer roten Schürze auf der Wiese, gleich neben den Bierbänken ihres Imbisses. Etwa zwei Wochen ist der Unfall nun her. „Ich habe gesehen, wie der Mann auf einer Trage an Land gebracht wurde“, sagt Lang. Dann deutet sie hinaus auf den See. „Er wollte wohl ziemlich weit hinausschwimmen. Ich schätze, dass das etwa 50 Meter waren.“ Dann hält sie kurz inne, so, als würde sie sich jenen Tag noch einmal ins Gedächtnis rufen. „Es war ein bisschen windig, der See hatte leichte Wellen. Da kann das Schwimmen schon anstrengend werden.“

Es war nicht der erste Unfall am Niedersonthofener See. Nur wenige Tage bevor der 18-Jährige beinahe gestorben wäre, war ein 78-jähriger Mann fast ertrunken. Er war mit einer Begleiterin auf den See hinaus- geschwommen. Dann erlitt er einen Schwächeanfall. Die Frau, die mit ihm im Wasser war, schrie laut um Hilfe, andere Badegäste eilten vom Ufer aus mit einem Rettungsring zu ihnen. Gemeinsam gelang es ihnen, den Mann an Land zu bringen.

Gleich neben Christine Langs Kiosk steht das Haus der DLRG. Die Rollläden sind geschlossen, auch der Rettungsschwimmer-Turm, vorne am Wasser bei einem kleinen Holzsteg, ist verwaist. Der Grund dafür ist simpel: Nur am Wochenende gibt es Rettungskräfte an diesem Abschnitt des Sees. Unter der Woche nicht. Christine Lang zuckt mit den Schultern. „Ich kann das schon verstehen. Das sind Ehrenamtliche. Wenn es einen festen Bademeister gäbe, dann müsste man für den Strand ja Eintritt verlangen“, sagt sie.

Jörg Meyer hat viele schreckliche Unfälle erlebt

Einer, der viele Wochenenden hier verbringt, ist Jörg Meyer, der stellvertretende Vorsitzende des DLRG-Kreisverbands Oberallgäu/Sonthofen. Er hat in den 43 Jahren, in denen er sich als Retter engagiert, viele schreckliche Unfälle miterleben müssen. Einer ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben. Meyer war noch ein Teenager, 17 Jahre alt. Es war ein windiger Tag. So windig, dass ein Segler mit seinem Boot verunglückte. Meyer weiß noch, dass der Sportler einen gelben Regenmantel trug. Der Mann ging unter und verschwand spurlos. „Man hat neun Wochen nach ihm getaucht“, erzählt Meyer. Er spricht leise, man merkt ihm an, dass ihn der Vorfall auch nach all den Jahren nicht losgelassen hat. Schließlich wurde der verunglückte Segler gefunden. Den Anblick der Wasserleiche, die wochenlang im See gelegen hatte, wird Meyer nie vergessen.

Friede, Freude, Ausgelassenheit: An den Niedersonthofener See kommen an schönen Sommertagen hunderte Menschen.
Foto: Martina Diemand

520 Mitglieder hat der Kreisverband der DLRG. Davon leisten allerdings nur etwa 30 regelmäßigen Wachdienst. „Es sind leider wenige, die bereit sind, alle drei Wochen ein Wochenende zu opfern“, sagt Meyer. „Es wäre schön, wenn wir mehr Mitglieder hätten, die sich für diese Aufgabe zur Verfügung stellen würden.“ Es sind aber nicht nur die personellen Probleme, die Meyer Kopfzerbrechen bereiten. Sondern vor allem auch das: Immer weniger Menschen sind sichere Schwimmer. Und so ist es auch kaum verwunderlich, dass es oft zu dramatischen Unfällen kommt. Mit dem Seepferdchen-Abzeichen sei es längst nicht getan, sagt Meyer. Erst mit dem Jugendschwimmabzeichen in Bronze, bei dem man 200 Meter schwimmen und 1,8 Meter tief tauchen muss, gelte man als sicherer Schwimmer. Wie schlecht es um die Schwimmfähigkeiten von Kindern steht, hat die DLRG vor kurzem in Zahlen gefasst. Und die sind erschreckend. 59 Prozent der Zehnjährigen können demnach nicht sicher schwimmen. Und das Problem ist: Wer das Schwimmen als Kind nicht lernt, lernt es oft nie mehr.

Der Grund dafür, warum viele Kinder nicht mehr richtig schwimmen können, liegt auf der Hand: Immer öfter fällt der Unterricht ins Wasser. Nur 36 Prozent der heute 14- bis 29-Jährigen haben das Schwimmen in der Grundschule gelernt. Bei den über 60-Jährigen waren es noch 56 Prozent. Nach Angaben der DLRG haben 25 Prozent der Grundschulen in Deutschland keinen Zugang zu einem Schwimmbad. Das ist kaum überraschend, wenn man sich vor Augen führt, dass es immer weniger Bäder gibt. Seit dem Jahr 2000 ist jedes Zehnte in Deutschland geschlossen worden. Mehr als 40 haben seit 2005 in Bayern dichtgemacht. Und noch etwas kommt hinzu, das die Situation verschlimmert: „Das Traurige ist, dass es auch manchen Eltern nicht wichtig ist, ob das Kind schwimmen lernt“, sagt Meyer.

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Auf den tiefblauen Niedersonthofener See brennt die Mittagssonne. Es riecht nach Pommes und Sonnenmilch. Ein Mädchen mit Schwimmflügeln planscht im seichten Uferwasser. Man hört das Schnaufen einer Luftpumpe, die gerade ein Plastik-Einhorn aufbläst. Auf einem kleinen, schattigen Holzbänkchen sitzt Marlies Will und schaut hinaus aufs Wasser. Sie trägt eine bronzefarbene Sonnenbrille und eine schwarz-weiße Tunika. Will kommt aus Düsseldorf und macht mit ihrem Mann Urlaub im Allgäu. Seit 30 Jahren kommen die beide hierher, es ist wie eine zweite Heimat für sie. Dass es hier vor kurzem zu zwei Badeunfällen gekommen ist, kann sie sich gar nicht vorstellen, an diesem wunderbar windstillen Tag, an dem der See so friedlich inmitten der bezaubernden Voralpenlandschaft liegt.

Der Schwimmer im Rhein überschätzte sich

Respekt vor dem Wasser hat sie trotzdem, vor allem auch deshalb, weil es bei ihr zu Hause immer wieder schwere Badeunfälle im Rhein gibt. Die Menschen, sagt sie, unterschätzen die gefährlichen Strömungen des Flusses, auf dem ja auch noch große Frachtschiffe unterwegs sind. Es sei noch nicht lange her, da hätten Rettungskräfte eine Wasserleiche gefunden. Zwei Tage lang hatten sie nach dem Mann gesucht, der sich nur kurz im Rhein hatte abkühlen wollen. Wie tückisch der Fluss ist, zeigt auch ein Unfall vor wenigen Tagen. Ein 38 Jahre alter Mann hatte in Baden-Württemberg versucht, den Rhein zu durchschwimmen. Doch auf halber Strecke verließ ihn die Kraft. Jugendliche eilten vom Ufer herbei und holten ihn aus dem Wasser. Wenig später aber starb er im Krankenhaus. Er habe seine Fähigkeiten und die Strömung des Rheins falsch eingeschätzt, teilte die Polizei später mit.

Romantische Stimmung: Sonnenuntergang am Niedersonthofener See im Oberallgäu.
Foto: Martina Diemand

Mittlerweile ist es am Niedersonthofener See Abend geworden. Ein paar Mücken schwirren durch die träge Luft, eine ältere Dame holt ein paar Mini-Salamis aus einer Plastikbox und macht sich eine Dose Bier auf. Noch immer ist es heiß, knapp 30 Grad. Dass es bei den hohen Temperaturen, die derzeit in Deutschland herrschen, so viele Menschen an die Seen und Flüsse zieht, ist kaum verwunderlich. Der bittere Beigeschmack ist: Je mehr Menschen zum Schwimmen gehen, desto mehr Unfälle wird es zwangsläufig geben. So kann im Übrigen auch erklärt werden, warum es ausgerechnet in Bayern die meisten Badetoten gibt: „Es liegt zum einen an der hohen Einwohnerzahl. Wo mehr Menschen leben, können auch mehr ertrinken“, sagt ein Sprecher der DLRG Bayern. Hinzu komme, dass der Freistaat enorm viele Seen, aber auch gefährliche, reißende Flüsse habe. Außerdem: „Bei uns ist meist auch das Wetter schöner.“

Und ein Ende der Schönwetter-Periode ist nicht in Sicht. Das sagt zumindest Meteorologe Jürgen Schmidt. „Die langfristige Vorhersage ist, dass es warm weitergeht. Vielleicht sogar bis Oktober.“ Der Bilderbuchsommer, er bleibt also. Ein Sommer, der sich anfühlt, als würde er nie zu Ende gehen. Ein Sommer zum Draußensein. Und ein Sommer, in dem schon so viele Menschen ertrunken sind.

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