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Wetter
31.08.2017

Warum sich ein Königsbrunner in gefährliche Gewitter stürzt

„Mein Wunsch war schon als Kind, dort zu stehen, wo das Gewitter ist“: Tobias Hämmer, 31 Jahre alt, aus Königsbrunn.
3 Bilder
„Mein Wunsch war schon als Kind, dort zu stehen, wo das Gewitter ist“: Tobias Hämmer, 31 Jahre alt, aus Königsbrunn.
Foto: Sandra Liermann

Heute endet für die Meteorologen der Sommer. Ein Sommer mit ungewöhnlich viel Blitz und Donner. Wie geschaffen für Leute wie Tobias Hämmer. Denn dann schlägt seine Stunde.

Wenn sich jeder vernünftige Mensch am liebsten verkriecht und die Bettdecke über den Kopf zieht, beginnt für Tobias Hämmer der größte Spaß. Wenn schwarzgraue Wolken am Himmel hängen, der Wind pfeift, Blitze zucken und Donnerschläge die Ruhe durchbrechen, steht der 31-Jährige aus Königsbrunn bei Augsburg mittendrin und justiert seine Kameras. Tobias Hämmer ist ein sogenannter „storm chaser“, ein Sturmjäger. Macht sich irgendwo über Europa eine Gewitterfront auf den Weg Richtung Deutschland, beginnt er zu planen. Dann recherchiert Hämmer, verfolgt auf Radarkarten und in Wettermodellen, wohin das Unwetter zieht und macht sich dann, wenn es nur noch wenige hundert Kilometer entfernt ist, auf den Weg.

In diesem Sommer, der meteorologisch gesehen heute endet, hatte Tobias Hämmer viel zu tun. Er war so gewitterreich wie schon lange nicht mehr. Bis Ende August gab es in diesem Jahr in Bayern schon mehr Blitze als im gesamten Jahr 2016: mehr als 157.000. Im Vorjahr waren es knapp 137.000, wie beim Münchner Unternehmen Nowcast zu erfahren ist, das ein weltumspannendes Blitzortungssystem betreibt.

Das Gewitter, auf das Hämmer es an diesem Augusttag abgesehen hat, soll in wenigen Stunden über Nördlingen hinwegziehen. Über die B2 geht es von Augsburg aus Richtung Norden. Kurz hinter Mertingen fährt er ab. Er lenkt seinen silbernen Opel auf einen holprigen Feldweg. Der Himmel ist strahlend blau, die Sonne brennt. Keine Spur von Gewitter. Nur ein paar Schönwetterwölkchen treiben am Horizont. Doch Hämmers geschulter Blick erkennt: „Da ist so ein leichter Dunst vor den Wolken. Das ist ein Zeichen für bodennahe Feuchtigkeit, die nachher zum Gewitter wird.“

Zunächst ist aber Warten angesagt. Immer wieder kontrolliert Hämmer auf seinem Smartphone die Radarkarte. Drei Tage zuvor hat er erste Anzeichen für eine Unwetterfront entdeckt, die sich von Westen nähert. „Zuletzt war die Wetterfront immer schärfer gezeichnet. So sieht man, dass das Potenzial für schwere Gewitter vorhanden ist. Ob die eintreffen, kann man aber selbst jetzt nicht sicher sagen“, erklärt der sonst eher wortkarge Mann. Der Blick gen Norden zeigt nun dicke Wolkenballen, die sich immer höher auftürmen – das Zeichen, weiterzufahren.

Die Radarkarte ist sein ständiger Begleiter

„Mein Wunsch war schon als Kind, dort zu stehen, wo das Gewitter ist“, sagt Tobias Hämmer. 19 Jahre alt war der Königsbrunner, der sich unkompliziert als „der Tobi“ vorgestellt hat, als er das erste Mal ein Gewitter jagte. Nun, zwölf Jahre später, ist es fast Routine. Unzählige Gewitter hat er in all den Jahren gesehen. „Ich fahre circa dreißig Mal im Jahr raus“, sagt er. 15.000 Kilometer legt er dafür zurück. Zuletzt verschlug es ihn nach Rumänien, Polen und in die Niederlande. Seine wichtigsten Utensilien sind Handy, Foto- und Videokamera. Das Smartphone hängt während der Fahrt in einer Halterung an der Mittelkonsole, ein orangefarbenes Kabel versorgt es mit Strom, während sich die Radarkarte ständig aktualisiert.

Irgendwo blitzt und donnert es immer. Über die gesamte Erdoberfläche verteilt ereignen sich gleichzeitig etwa 3000 Gewitter, heißt es beim Deutschen Wetterdienst. Tobias Hämmer ist nicht der einzige, der davon fasziniert ist. Ursprünglich kommt das „storm chasing“ aus den USA, aber auch in Deutschland wächst die Fangemeinde. Etwa 150 Sturmjäger gebe es hierzulande, schätzt Hämmer, 30 davon in Bayern. „Auf dem flachen Land, freie Sicht, eine Gewitterfront zieht auf dich zu – das sind die besten Momente für einen Stormchaser“, erklärt er den Reiz. Ihn begeistern „coole Wolkenformationen“. Andere sind spezialisiert auf Blitzfotografie, wieder andere wollen mitten hinein ins Gewitter und möglichst große Hagelkörner niederprasseln sehen. Trotz unterschiedlicher Vorlieben sind die meisten Sturmjäger untereinander vernetzt. Mal treffen sie sich an Stammtischen, mal gehen sie gemeinsam auf Unwetterjagd.

Blitzentladungen bei Mindelheim: Für Fotos wie dieses wagt sich Tobias Hämmer tief hinein in ein Gewitter.
Foto: Tobias Hämmer

Auch gerade schicken sie sich über Whatsapp Sprachnachrichten und Bilder von der Gewitterzelle über einem Feld bei Gunzenhausen in Mittelfranken, dem zweiten Stopp der heutigen Jagd. Die Sonne ist hinter Wolkenbergen verschwunden, windig ist es geworden. Die Luft wird eingesogen und zieht in Richtung der rotierenden Gewitterzelle, erklärt Hämmer, als er die Kameras auf den dunkelgrauen Wolkentrichter richtet, „eine wunderschöne freistehende Gewitterwolke ohne viele Begleitwolken“. Hämmer, hauptberuflich Fahrradkurier, wirft mit Begriffen wie Kumulanten, Orografie und labile Luftmassen um sich, referiert über Luftdruck und Bodenwinde. Für Laien quasi unverständlich. Er kann aber auch einfacher: „Es gibt nichts Geileres, als wenn der ganze Himmel mit Wolken ausgefüllt ist.“

Eines seiner Videos heißt: Monster-Superzelle bei Jena

Etwa 24 Stunden Arbeit bedeutet ein Gewitter für ihn. „Das ist schon aufwendig, aber das Ergebnis ist cool“, sagt er. Die Fotos stellt er auf seine Homepage wetteraction.de, die Zeitraffer-Videos veröffentlicht er auf YouTube. Er erzählt von seinem neuen Kanal, der seit Mai schon mehr als 30.000 Aufrufe verzeichnen konnte. Sein meistgeschautes Video, das den klangvollen Namen „Monster-Superzelle bei Jena“ trägt, hat 14.000 Aufrufe. „Das ist quasi ein ganzes Stadion voller Menschen, die das schon geschaut haben“, verdeutlicht er. Stolz schwingt in seiner Stimme mit. Inzwischen verdient Hämmer mit seinem Hobby sogar Geld, wenn er Fotos oder Videos an Zeitschriften oder Fernsehsender verkauft. „In guten Jahren kommen da 2500 Euro zusammen“, sagt er.

Die Gewitterzelle über Gunzenhausen ist mittlerweile vorbeigezogen. Aber: „Da hinten, wo der Himmel noch ruhig aussieht“ – Hämmer zeigt zum Horizont – „ist noch ein richtiges Monster drin.“ Das will er sich nicht entgehen lassen. Auf einem Feldweg bei Wechingen im Kreis Donau-Ries gibt es die beste Sicht, entscheidet er. In der Ferne zucken Blitze am Horizont, dumpf dröhnt Donnergrollen herüber. Die Grillen zirpen aufgeregt.

Tobias Hämmer jagt Gewitter nicht nur zum Spaß. Er engagiert sich zudem bei „Skywarn“, einem Netzwerk von Ehrenamtlichen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, über Unwetter zu informieren. Damit helfen sie dem Deutschen Wetterdienst und der Unwetterzentrale, ihre Warnmeldungen zu präzisieren. „Die Wetterdienste bekommen so Informationen von dort, wo keine Messstationen sind“, erklärt Hämmer. Denn Gewitter sind kleinräumige Wetterphänomene. „Es kann sein, dass in der Augsburger Innenstadt die Dächer wegfliegen, während es an der Messstation am Flughafen nur ein wenig windig ist.“

Dunkle Gewitterwolken bei Harburg. Auf der rechten Bildseite geht ein dichtes Niederschlags-Bündel zu Boden.
Foto: Tobias Hämmer

Für die perfekten Aufnahmen der prallen, dunklen Wolken schwingt sich Hämmer erneut in seinen Wagen, um noch ein paar hundert Meter weiter zu fahren. „Jetzt brauche ich auch kein Radar mehr, so habe ich alles im Blick.“ Die Wolkenspirale kommt näher, mit ihr das Grollen und die Blitze. Die Grillen haben aufgehört zu zirpen und getan, was jetzt jeder vernünftige Mensch tun würde: sich verkriechen. Die dunklen, schweren Wolken scheinen zum Greifen nah. „Alter, ist das schön“, sagt Hämmer mehr zu sich selbst. Mit seiner kurzen khakifarbenen Hose, mit Käppi, Flipflops und Sonnenbrille auf dem Kopf wirkt er hier seltsam deplatziert – eher, als wolle er gleich baden gehen. Bloß das Shirt mit dem gelb gezackten Blitz auf der Brust ist passend. Während erste schwere Tropfen zu Boden platschen, sagt er: „Das ist jetzt schon ein wenig gefährlich. Aber man will ja auch was sehen.“ Einmal habe ein Blitz hinter ihm eingeschlagen: „Es gab einen Knall, dann war es nur noch hell.“ Passiert ist nichts.

Unweigerlich stellt sich die Frage, warum sich Menschen freiwillig in Gefahr begeben. Alexander Strobel, Professor für Persönlichkeitspsychologie an der TU Dresden, beschäftigt sich mit dem „sensation seeking behaviour“, auf deutsch: sensationssuchendes Verhalten. Menschen mit diesem Persönlichkeitsmerkmal suchen Spannung und Abenteuer und sind bereit, dafür Risiken einzugehen. Die Gründe liegen in der Gehirnrinde, dem Kortex, wie es in der Fachsprache heißt: „Die Theorie geht davon aus, dass diese Menschen eine geringere kortikale Aktivierung erleben, die auch mit einer Verringerung des Wohlbefindens und des Leistungsvermögens einhergehen kann. Sie streben danach, dieses mangelnde Erregungsniveau durch gefährliche Aktivitäten auszugleichen“, erklärt Strobel. Das können Extremsportarten sein, ein Abenteuerurlaub, ein Horrorfilm – oder auch die Suche nach Unwettern. „Allein die Naturgewalt eines Gewitters, die Großartigkeit dieses Naturereignisses, kann ein Belohnungsgefühl erzeugen“, sagt Strobel.

Dann noch eine Frage: Hat er denn keine Angst?

Angst hat Tobias Hämmer so gut wie nie. „Man will ja aussteigen, damit man mehr aufsaugen kann“, sagt er. „Aber wenn ich sehe, dass das Zentrum der Gewitterzelle genau auf mich zuzieht und jeder Blitz in den Boden einschlägt, dann ist das Auto natürlich Pflicht.“ So auch jetzt. Der Regen ist stärker geworden, die Wolken rollen wie eine große, graue Walze über ihn hinweg. Zeit, noch ein paar Kilometer weiter zu fahren. „Das ist gerade ein Chaser-Traum“, sagt er, während im Zehn-Sekunden-Takt Blitze den Himmel erhellen und Donnerschläge knallen. Immer wieder lacht er ungläubig auf und reckt die Arme gen Himmel. Er strahlt übers ganze Gesicht, wie ein kleiner Junge. „Zu geil!“, ruft er.

Als der Regen noch stärker wird, rafft er Kameras und Stativ zusammen. „Den Niederschlag warte ich im Auto ab“, ruft er durch das Prasseln, bevor er die Autotür zuzieht. Nur das Fenster an der Fahrerseite, abgewandt vom Regen, lässt er herunter, um weiter filmen zu können.

Der Regen knallt wie Peitschenschläge aufs Autodach. Der Scheibenwischer kommt selbst auf höchster Stufe nicht hinterher, rundherum scheint es nur noch Wasser zu geben und Donner und Blitz. Ganz sicher: Das muss der Weltuntergang sein.

Dann plötzlich wird es leiser. Der Regen wird zum Plätschern, es wird wieder hell. Und zwischen den dunklen Wolkenbergen bricht ein kleines bisschen Blau hervor – wie langweilig für Menschen wie Tobias Hämmer.

Unsere Karte: Der Blitz-Atlas zeigt, wie viele Einschläge es 2016 wo gab.

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