Was tun, wenn mein Auto brennt?
Es ist die Horrorvorstellung eines jeden Autofahrers: Das Fahrzeug fängt zu brennen an. Experten erklären, warum und wie oft das passiert und was dann zu tun ist.
Semir Gerkhan kann das rauchende Auto gerade noch am Standstreifen abstellen, ehe es Feuer fängt und er sich mit einem Hechtsprung auf die Straße rettet. Dann explodiert der Wagen. Und all das in Sekundenschnelle. Semir Gerkhan ist Ermittler bei einer berühmten Fernseh-Autobahnpolizei und Held in den Szenen, über die Alois Steinberger, Fahrzeugtechniker beim ADAC Südbayern, oft lachen muss. Das „Cobra 11-Syndrom“ nennt er es – und gibt Entwarnung: „Ein brennendes Auto explodiert nicht.“
Trotzdem ist es eine Horrorvorstellung, dass das eigene Auto brennend am Straßenrand steht, wie in den vergangenen Wochen häufiger auf der A8 geschehen, zum Beispiel bei Dasing oder Leipheim. Was ist in so einem Fall zu tun? Alois Steinberger erklärt unter anderem, warum Autos anfangen zu brennen, wie man das rechtzeitig merkt und sich im Brandfall richtig verhält.
Warum beginnen Autos zu brennen? Kann das auch mir passieren?
Steinberger stellt klar: „Einfach so brennt kein Auto.“ Im Regelfall seien ein technischer Defekt oder leicht brennbare Flüssigkeiten wie Öl oder Kraftstoff, die auf den Auspuff tropften, die Ursachen. Denn der Auspuff ist die heißeste Stelle am Fahrzeug. Auch Kunststoffabdeckungen seien anfällig, wobei die Steinberger zufolge eher schmoren. Ein Fahrzeugbrand ohne Fremdeinwirkung kann also jederzeit und jedem passieren.
Zum Thema Fahrzeugbrand veranstalteten die Automobilclubs ADAC, ÖAMTC und TCS aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bereits vor einigen Jahren ein Symposium mit Unfallforschern, Brandbekämpfern, Kriminologen und Technikern. In einer Zusammenfassung hält der ADAC fest, dass sich Fahrzeugbrände üblicherweise vom Motorraum her ausbreiteten und vom Tank kaum Gefahr ausgehe. Denn die meisten Fahrzeuge schalteten die Kraftstoffzufuhr nach einem Crash ab.
Wie merke ich, dass mein Auto anfangen könnte zu brennen?
Alois Steinberger nennt als mögliche Anzeichen ungewöhnlichen Leistungsabfall, dass der Motor zu stottern beginnt oder ausfällt. Auch ein Schmorgeruch, den man in der Regel über die Lüftung wahrnimmt, ist ein Warnsignal. „Meistens sehen Sie’s und riechen Sie’s“, sagt er.
Wie verhalte ich mich richtig, wenn mein Auto raucht oder brennt?
Fahrzeugtechniker Steinberger rät, rechts ranzufahren, den Warnblinker anzuschalten und die Zündung abzustellen. Auf keinen Fall sollte man gleich panisch aus dem Auto springen, das sei gefährlich aufgrund der vorbeifahrenden Lkw. Und dann: Unfallstelle absichern. Außerdem sollte man Polizei und Feuerwehr verständigen.
Die Motorhaube empfiehlt er nur so weit aufzumachen, dass sie hochspringt. Wer einen Feuerlöscher hat, sollte nur durch den Spalt kurze Sprühstöße hineingeben. Denn öffnet man die Motorhaube komplett, gelangt dem Fachmann zufolge Sauerstoff hinein und es brennt schneller.
Wie viel Zeit bleibt mir, aus dem Auto herauszukommen?
Es dauert laut Alois Steinberger schon eine Weile, bis Flammen ins Fahrzeuginnere übergreifen. „Zwischen fünf und zehn Minuten“, sagt er – genug Zeit, um noch Papiere und Wertsachen herauszuholen. Und, er wiederholt es nochmals: „Ein brennendes Auto explodiert nicht.“
Kann man vorbeugend etwas gegen Fahrzeugbrände tun?
Mehr, als das Auto regelmäßig in die Wartung zu bringen, kann man Steinberger zufolge nicht tun. Vorbeugen kann man als Autobesitzer also kaum.
Was passiert, wenn gasbetriebene Autos beginnen zu brennen?
Alois Steinberger gibt Entwarnung: Auch gasbetriebene Fahrzeuge explodieren nicht. Den Experten des Symposiums zufolge geht von ihnen auch kein erhöhtes Brandrisiko aus. Gastanks und -leitungen seien crashgeschützt und spezielle Sicherheitsventile verhinderten, dass Gas aus dem Tank ausströme. Im Brandfall werde eine Schmelzsicherung aktiviert und das Gas könne kontrolliert entweichen und abbrennen.
Bei welchen Unfällen fangen Autos am ehesten zu brennen an?
Insgesamt überwiegen nach Erkenntnissen des Fachsymposiums „Fahrzeugbrand“ unter allen Kollisionen die Auffahrunfälle. Brände würden vor allem bei Frontalkollisionen ausgelöst.
Fahrzeugbrände zählen bei weitem nicht zu den häufigsten Unfallarten: Das Risiko für einen Fahrzeugbrand liegt bei unter einem Prozent. Sollte es doch passieren, ist es beruhigend zu wissen, dass sich "bis zu einem gewissen Maß verletzte Insassen nach einem Unfall selbst befreien können, weil die Sicherheitszellen heutiger Fahrzeuge genügend Überlebensraum bieten und sich die Türen mit eigener Kraft öffnen lassen“, wie der ADAC in der Zusammenfassung des Expertentreffens schreibt.
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Fast sehr gut und auf jeden Fall wert, es zu teilen! Aber warum 110 Polizei und 112 Feuerwehr anrufen? Durch 110 zuerst vergeht unnötige Zeit bis Meldung bei Feuerwehr ankommt und ggf. relevante Angaben/Rückfragen fehlen. Richtig ist 112 Feuerwehr anrufen, die Polizei wird immer automatisch mit alarmiert.
Gas betriebene Fahrzeuge explodieren grundsätzlich nicht. Es gibt jedoch Ausnahmen. Daher bei Gas betriebenen Kfz immer Sicherheitsabstand mind. 50 Meter!
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/toedlicher-unfall-mit-gas-auto-explosion-eines-ford-focus-a-986381.html