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Region
16.01.2018

Wenn die Feuerwehr nicht mehr da ist

In diesem Haus wurde jahrelang der Anhänger der Feuerwehr von Fern- und Nähermittenhausen gelagert. Mittlerweile ist die Wehr aufgelöst.
Foto: Ulrich Wagner

Früher träumten viele kleine Buben davon, Feuerwehrmann zu werden. Das ist heute anders. Es gibt immer weniger Aktive. Wie schlimm die Situation ist – und wie düster die Prognose.

Mit einem sanften Zuckeln schiebt sich der Zeiger der Uhr nach vorne. Es ist zwei Minuten vor elf an diesem wolkig-grauen Januartag. Die Uhr an der Wand des Feuerwehrhauses zeigt aber mehr als nur die Zeit. Mehr als die Gegenwart. Sie zeigt auch die Vergangenheit. Zu ihrem 100. Geburtstag bekam die Freiwillige Feuerwehr von Fern- und Nähermittenhausen – zwei winzige Orte im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen – die Uhr geschenkt. 2004 war das. Seither hängt sie im Feuerwehrhaus. Mit einer aufgemalten Kirche auf dem Ziffernblatt. Mit messingfarbenen Zeigern. Und mit dem Schriftzug „Zum 100-jährigen Gründungsfest“. Die Feuerwehr aber, die gibt es nicht mehr.

Ludwig Appel ist ein großer Mann mit grauen Haaren, einer randlosen Brille und einem festen Händedruck. Er sitzt auf einem der Holzstühle im ehemaligen Gemeinschaftsraum der Feuerwehr. Gegenüber der Uhr, die ihn an früher erinnert. An die Zeit, in der er Kommandant war, ein Feuerwehrler durch und durch. Appel faltet die Hände vor sich auf dem Tisch. „Wir hatten dieselben Probleme wie viele anderen Feuerwehren auch“, sagt er. „Es hat sich seit Jahren abgezeichnet, dass es so enden wird.“ Die jungen Leute blieben heutzutage nicht mehr im Dorf, sondern gingen zum Studieren oder Arbeiten in die Großstädte. „Die Jugend geht weg. Und die Alten werden zu alt“, sagt Appel. In seiner Stimme schwingt ein wenig Bitterkeit mit.

Mehr als 100 Feuerwehren sind verschwunden

Das Schicksal der Feuerwehr von Fern- und Nähermittenhausen ist kein Einzelfall. Seit Anfang der 80er Jahre sind mehr als 100 Freiwillige Feuerwehren im Freistaat verschwunden. Vor Kurzem etwa die in Eckarthausen bei Schweinfurt. Nach fast 140 Jahren war Schluss. Immer weniger Mitglieder waren zu den Übungen gekommen. Ein Kommandant fand sich auch nicht mehr. Auch in Anhofen im Unterallgäu hatte sich vor einigen Jahren kein Kommandant mehr gefunden. Die Feuerwehr wurde deshalb aufgelöst und als Löschgruppe der Feuerwehr Oberneufnach weitergeführt. Auch die Mitgliederzahlen in Bayern sind gesunken: Im Jahr 2000 gab es noch 331.211 Aktive bei der Freiwilligen Feuerwehr. 15 Jahre später nur noch 319.409.

Eine müde Sonne scheint sanft durch die Fenster des kleinen Feuerwehrhauses. 1982 wurde es gebaut, davor war die Wehr im Nachbarort stationiert, erzählt Ludwig Appel. 1974 trat er in die Feuerwehr ein. „Auf dem Dorf war in den 70er Jahren nicht so viel los. Der einzige Anhaltspunkt war die Feuerwehr“, sagt er. Viel los ist auch heute nicht. In den beiden Dörfchen Fern- und Nähermittenhausen leben zusammen gerade einmal rund 80 Einwohner. Aber selbst in solch kleinen Ortschaften gehörte die Feuerwehr eben über Jahrzehnte dazu – jetzt haben nicht nur sie Probleme, sondern auch weitaus größere Gemeinden.

Appel hält kurz inne, so, als würde er gedanklich noch einmal 30 Jahre zurückreisen. Sein Blick streift die kleine Küche, die Limokästen auf dem Boden, die roten Gardinen, die hellbraune Holzvertäfelung an den Wänden. Dann sagt er: „Früher hat jede Gemeinde eine Feuerwehr gehabt. Heute ist das anders.“

In Nähermittenhausen wurde es 2014 anders. 30 Jahre war Appel Kommandant gewesen, 18 Jahre erster, 12 Jahre zweiter. Aber niemand wollte seine Nachfolge antreten. Die Wehr wurde aufgelöst und einige der Aktiven wechselten zur Feuerwehr nach Hollenbach. In Nähermittenhausen blieb immerhin der Feuerwehrverein bestehen. Ein paar Mal im Jahr trifft man sich in dem kleinen Häuschen, in dem so viele Erinnerungen stecken.

15 Prozent weniger Mitglieder bis 2031

So wie in Nähermittenhausen könnte es in Zukunft in einigen bayerischen Gemeinden aussehen. Denn die Prognose ist düster. In einer Studie der Sozialwissenschaftlerin Annette Franzke mit Unterstützung des Bayerischen Landesamtes für Statistik soll es 2031 fast 15 Prozent weniger Mitglieder geben als es 2011 waren. Die Gesamtzahl werde sich um etwa 55.000 Menschen verringern, heißt es in der Arbeit. In Oberbayern soll die Zahl nur um 3,7 Prozent zurückgehen. In Schwaben sollen es 14,2 Prozent sein. In Oberfranken sogar 23,4 Prozent. Die Berechnungen basieren auf dem immer mehr spürbaren demografischen Wandel. Die geburtenstarken Jahrgänge sind mittlerweile über 60 Jahre alt und scheiden aus dem aktiven Dienst aus. „Und weil heute einfach weniger Kinder geboren werden als früher, kann diese Wegfall nur schwer kompensiert werden“, sagt Silvia Darmstädter, Sprecherin des Deutschen Feuerwehrverbandes. Für den Moment gibt sie noch Entwarnung: „Wir müssen keine Angst haben, dass wir in fünf Jahren keine Feuerwehr mehr haben.“ Aber: „Die nächsten zehn, 20, 30 Jahre müssen wir im Blick haben. Vor allem in den strukturschwachen Regionen.“

Ludwig Appel steht auf, zieht den Reißverschluss seiner schwarzen Jacke nach oben und öffnet die Tür. Dann geht er nach draußen. Es ist kalt, ein paar Grad über Null. Die Felder, die gleich hinter dem Feuerwehrhaus beginnen, dampfen in der Kälte, das feuchte Gras schimmert in der Wintersonne. Appel schließt ein kleines graues Garagentor auf. Ein großes Feuerwehrauto stand hier noch nie drin, stattdessen ein Feuerwehranhänger mit Pumpe und Schläuchen, der im Alarmfall vom Traktor eines Bauern aus dem Ort gezogen wurde. Jetzt ist der Raum leer. Aber auch hier lebt die Erinnerung. Etwa in dem großen roten Plakat an der hinteren Wand. Aufgehängt zum 100. Jubiläum. Auch der kleine graue Kasten neben dem Tor ist ein Blick zurück. Früher kamen hier die Funksprüche an. Nun sind die Stecker gezogen. „Dieser Raum wird jetzt vermietet“, sagt Appel, dreht sich um, geht nach draußen und schließt das Tor wieder ab.

Einer, der die Veränderungen bei der Feuerwehr genau beobachtet, ist Uwe Peetz, Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbandes Bayern. „Die Zahl der Wehren ist rückläufig, aber die Zahl der aktiven Mitglieder ist noch im grünen Bereich“, sagt er. Denn wenn eine Feuerwehr aufgelöst wird, wechseln viele Mitglieder in eine andere Wehr und hängen nicht gleich ihre Uniform an den Nagel. Weil man aber nicht wissen könne, wie sich die Mitgliederzahlen weiterentwickeln, hat der Verband mehrere Kampagnen gestartet, um wieder mehr Menschen für den Feuerwehrdienst zu begeistern. „Das Problem ist: Alle fischen im selben Teich. Das Rote Kreuz, das THW, die Fußballvereine und die Feuerwehr“, sagt Peetz.

Die Situation ist „katastrophal“

Diese Erfahrung macht auch Robert Scherer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Meitingen im Landkreis Augsburg. „Das Angebot ist zu groß“, sagt er. Scherer sitzt im Obergeschoss des Meitinger Feuerwehrhauses an einem hellen Holztisch. Auf die Wände in dem großen Raum wurden rote Flammen gemalt. Scherer trägt einen schwarzen Kapuzenpulli mit weißen Kordeln. Er redet schnell und energisch. Und er findet deutliche Worte: „Wenn da niemand nachkommt, können wir zusperren. Die Leute sagen, sie haben keine Zeit. Es kommt niemand, um sich unsere Arbeit wenigstens mal anzuschauen.“ Vor fünfzehn, zwanzig Jahren sei das noch anders gewesen. Jetzt, sagt Scherer, sei die Situation „katastrophal“.

In letzter Zeit wurde immer wieder über zunehmende Gewalt gegenüber Feuerwehrleuten berichtet. Über Helfer, die angepöbelt und bespuckt wurden. Die Deutsche Feuerwehrgewerkschaft drehte sogar einen Film, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Dass Gewalt gegen Einsatzkräfte ein Grund sein könnte, warum sich nicht mehr so viele Freiwillige finden lassen wie früher, glaubt Scherer aber nicht. „Das schreckt niemanden ab.“ Und zumindest in Meitingen hätten sich Angriffe oder Pöbeleien bisher noch in Grenzen gehalten.

39 Aktive gibt es in der Meitinger Feuerwehr. Das reiche aber bei Weitem nicht. „Wir müssten 60 Aktive haben“, sagt Scherer, trinkt einen Schluck und schüttelt den Kopf. Man merkt ihm an, dass ihm die ganze Sache ein bisschen an die Nieren geht. Und er glaubt, dass die offiziellen Zahlen des Feuerwehrverbandes noch weitaus schlechter wären, wenn man nicht vor Kurzem die Altersgrenze von 63 auf 65 Jahre erhöht hätte.

Robert Scherer (links) und Pius Rau wünschen sich mehr Aktive in der Meitinger Feuerwehr.
Foto: Stephanie Sartor

Neben Scherer sitzt Pius Rau, der Vorsitzende des Meitinger Feuerwehrvereins. Vor allem tagsüber gebe es ein Riesenproblem, weil die Menschen nach Augsburg oder München in die Arbeit pendeln. „Und manche Firmen lassen die Mitarbeiter auch nicht ohne Weiteres gehen, wenn es einen Einsatz gibt“, sagt Rau. Er glaubt, dass sich heutzutage viele Menschen vor der Verpflichtung scheuen, die die Arbeit als Feuerwehrmann mit sich bringt. Früher sei das anders gewesen.

Wie knapp das Personal ist, zeigt ein einfaches Beispiel. Bei einem Verkehrsunfall müssen zwei Einsatzgruppen der Feuerwehr vor Ort sein. Meitingen hat tagsüber aber nur eine Gruppe mit neun Leuten verfügbar gemeldet. Bei einem Notfall wird dann nachalarmiert und eine Gruppe einer anderen Wehr muss zusätzlich ausrücken. „Das geht zu Lasten von dem, der Hilfe braucht. Denn der wartet“, sagt Rau. Manche Feuerwehren in der Region hätten sogar solch große Probleme, dass sie gar keine Gruppe gemeldet haben, fährt Rau fort.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Gemeinden, die nicht über zu wenige Aktive klagen können. In Langweid am Lech etwa, rund 15 Minuten von Meitingen entfernt, gebe es mehr als 80 Einsatzkräfte, erzählt Kommandant Scherer. Auch in Augsburg gibt es wenig Probleme. Dort gibt es neben einigen Stadtteilfeuerwehren auch eine Berufsfeuerwehr. Im Stadtteil Lechhausen soll sogar eine neue Feuerwehr gegründet werden.

Kann ein Schockvideo helfen?

Scherer will nicht weiter tatenlos zusehen. Es werde ein Gremium gebildet, dass sich für die Jugend- und Aktivenwerbung einsetzt, erzählt er. Manchmal spricht Scherer auch selbst junge Leute auf der Straße an. Erst vor Kurzem versuchte er, zwei Jungs zu überzeugen, doch mal vorbeizuschauen. Vergebens. Scherer könnte sich auch vorstellen, ein Schockvideo zu drehen. In dem man etwa ein Auto sieht, das im See versinkt. Zu hören sind die verzweifelten Schreie der Opfer. Aber niemand hilft. „Damit könnte man zeigen, was passiert, wenn niemand kommt. Wir müssen in die Köpfe der Menschen.“ Scherer blickt zum gekippten Fenster, durch das man das Rattern eines Zuges hört. Er trinkt aus und sagt: „Ich prophezeie eine düstere Zukunft für die Feuerwehr.“

Sollte er recht behalten, werden in den nächsten Jahren wohl noch einige Wehren aufgelöst. Fälle wie der in Nähermittenhausen werden sich häufen. Es wird noch mehr Feuerwehren geben, für die die Zeit abläuft.

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