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Erntedank
05.10.2018

Wie Landwirte nach diesem Dürrejahr umdenken

Die Bäume hängen voll. Trotzdem ist Andreas Jäger nicht zufrieden mit der Ernte. Auf dem Obsthof von Andreas Jäger
Foto: Matthias Becker

Für viele Landwirte war dieser Dürresommer ein Problem. Zwei Bauern erklären, warum die geforderte Anpassung an den Klimawandel nicht so einfach ist.

Andreas Jäger braucht keine Statistiken. Keine Meldungen, wonach die Obstbauern vom Bodensee in diesem Jahr nur knapp eine Rekordernte verpasst haben. Und sich in vielen Gärten die Apfelbäume unter der Last der Früchte nach unten gebogen haben. Jäger weiß, dass es in seinem Fall anders ist. Er muss nur auf seine Felder schauen. Der Landwirt aus Lindau, der Polohemd zur Arbeitshose trägt, sagt: „Ich werde heuer im Produktionsbetrieb vermutlich Verlust machen.“ Er hatte einfach Pech, dass der Hagel ausgerechnet über seinen Flächen niederging und 60 bis 70 Prozent seiner Äpfel beschädigte. „Zum Teil sind von zehn Äpfeln sieben schlecht, einer ganz gut, einer zweite Qualität und einer zumindest zweifelhaft.“

Jäger weiß, dass Jammern ihn nicht weiterbringt. Er hat auch keine Zeit dafür, jetzt, wo die Ernte auf Hochtouren läuft, wo die Saisonarbeiter Äpfel und Birnen von den Bäumen holen und in Kisten schichten. Vor knapp zehn Jahren hat der 38-Jährige den Hof von seinem Vater übernommen, er weiß, dass seine Ernte vom Wetter abhängig ist. „Wir sind draußen. Wir müssen in der Natur, mit der Natur und vor allem von der Natur leben“, sagt er.

Die Äpfel bekommen Sonnenbrand und lassen sich dann nicht mehr verkaufen

Und doch wird das immer schwieriger für die Bauern. Schon wegen der Wetterextreme. Hagel, hat Jäger beobachtet, gehe zwar nicht unbedingt häufiger nieder, aber wenn, dann umso stärker. Oder die Hitze, die bei Äpfeln Sonnenbrand verursacht, was wiederum zu weichen Stellen führt – und die Äpfel ebenso unverkäuflich macht wie mit Hagelschäden. Oder der späte Frost im Frühling 2017, durch den viele Blüten erfroren sind. „Da war ich zeitweise auch nicht sicher, ob wir alle Kredite bedienen können“, sagt Jäger. Am Ende aber kam es doch weniger dramatisch. Seine Kunden haben die höheren Preise mitgetragen.

Hagel hat einen Großteil der Äpfel beschädigt.
Foto: Matthias Becker

Aber Jäger weiß auch, dass es anderen Bauern schlechter ergangen ist. Erst recht in diesem Jahr, erst recht nach diesem Dürresommer, in dem die Getreideernte so niedrig ausfiel wie zuletzt vor 24 Jahren, in dem das Futter vor allem im Norden und Osten des Landes knapp wurde. Nothilfen von 340 Millionen Euro sagte Agrarministerin Julia Klöckner schließlich den Betrieben zu, die in ihrer Existenz bedroht sind. Seither mahnen längst nicht nur Naturschützer, sondern auch viele Verbraucher, dass auch die Landwirte ihren Beitrag leisten müssen. Nachhaltiger wirtschaften. Sich besser auf den Klimawandel einstellen. Und auf die Zukunft. Nur: Wie?

Landwirt Götz: So gestaubt hat es bei der Ernte im Ries noch nie

Karlheinz Götz zieht erst einmal das Handy aus der Arbeitshose und sucht das Bild, das er gestern gemacht hat. Der Kartoffelroder auf dem Feld, daneben der Traktor samt Kipper, auf dem die Kartoffeln landen, umgeben von einer dichten, braunen Wolke. „So gestaubt hat es noch nie bei der Ernte“, sagt Götz. „Aber es war auch noch nie so trocken.“ Das Getreide hat der Landwirt aus Birkhausen im Ries in diesem Jahr 14 Tage eher eingefahren, den Mais so früh wie noch nie. An diesem Septembertag sind die Kartoffeln dran. Und Götz weiß schon jetzt, dass er zu wenig ernten wird.

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Erntehelfer aus Polen pflücken Birnen und Äpfel von den Bäumen.
Foto: Matthias Becker

Drinnen, in der Lagerhalle, riecht es nach kühler Erde. Das Förderband rattert unablässig, transportiert die Knollen Meter für Meter Richtung Lagerboxen. Die Frauen, die sich um den Verlesetisch scharen, sortieren aus, was nicht hineingehört: Steine, Unkraut, beschädigte Exemplare. „Wachstumsrisse sind das“, sagt Götz und zeichnet sie mit den Fingern nach. Und das ist ja nicht das Einzige. Es gibt weniger Kartoffeln in diesem Jahr und kleiner sind sie außerdem. Zu wenig Regen, zu viele heiße Tage, erklärt Götz. „Mehr als 30 Grad mag die Kartoffel gar nicht.“

Industrie sichert sich auf Kosten der Bauern ab: Acht Zentimeter Mindestlänge bei Pommes

Götz ist Kreisbauer im Donau-Ries, er kennt die Forderungen, dass die Landwirte sich doch auf den Klimawandel einstellen müssten. Zukunftsorientierter wirtschaften. Rücklagen bilden. Schlagworte, einfach gesagt. „Das Geld, um Rücklagen zu bilden, muss man erst mal verdienen“, sagt er und zählt auf: 2015 und 2016, „katastrophale Jahre“. 2017, „ein super Jahr“. Und heuer? Wird er die Menge, die er der Kartoffelfabrik in Rain am Lech zugesagt hat, im besten Fall gerade so schaffen. Da hilft es ihm auch nichts, dass die Preise für Verarbeitungskartoffeln zuletzt gestiegen sind. Oder die Industrie angekündigt hat, Pommes würden wegen der miserablen Ernte teurer. Den Vertrag samt Preis für seine Kartoffeln musste Götz bereits im Februar abschließen, als sie noch nicht einmal gepflanzt waren. Weniger oder kürzere Kartoffeln sind da ein Problem, denn Pommes müssen mindestens acht Zentimeter lang sein, sagt die Industrie. „Die sichern sich auf Kosten der Bauern ab“, schimpft Götz.

Verkauft wird die Ware auch im eigenen Hofladen.
Foto: Matthias Becker

Auf seinem Hof mästet er Bullen und Schweine, baut Zuckerrüben, Getreide und Mais an. Die Kartoffeln machen ein Viertel seines Umsatzes aus. 40.000 Euro, schätzt er, dürften allein dadurch fehlen. Ein schlechtes Jahr müsse man verkraften können, sagt Götz, der nicht zum Jammern neigt. Warum auch, wo die Dürre andere Regionen weit schlimmer getroffen hat? Und wo das Förderband rattert und die Halle voller Leute ist, die bei der Ernte mithelfen – seine Mutter, der Schwager, die Tante, die Bekannte aus dem Nachbarort. „Darum können wir auch solche Krisen überstehen.“

Obstbauer Jäger will nicht der letzte Bauer in 14 Generationen sein

Obstbauer Jäger sitzt in seiner Gartenlaube, unten der Bodensee, dahinter die Berge, und überlegt, was er anders machen muss, was er überhaupt anders machen kann. Der 38-Jährige will nicht der Letzte in 14 Generationen sein, der den Hof bewirtschaftet. Sein Vater hatte ihn 1976 mit sieben Hektar Land und ein paar Kühen übernommen und sich dann auf Obstanbau spezialisiert. Heute sind es 22 Hektar, auf denen hauptsächlich Äpfel, aber auch Birnen, Erdbeeren, Zwetschgen und Kirschen angebaut werden.

Die Familie hat versucht, eine Nische zu finden. Das Obst vom Jägerhof geht längst nicht mehr an eine der Genossenschaften, die den Großteil des Bodensee-Obsts vermarkten. Stattdessen beliefert Jäger kleine Lebensmittelhändler in der Region. Einen Teil verkauft die Familie auch im Hofladen. Das bedeutet mehr Arbeit, es bleibt aber auch mehr Geld hängen.

Karlheinz Götz aus Birkhausen erntet in diesem Jahr weniger Kartoffeln. Für ihn bedeutet das Verlust.
Foto: Sonja Krell

Nur: Was heißt das schon für die Zukunft? Eine Zukunft, in der die Wetterextreme zunehmen? Lieber andere, wetterfestere Sorten anbauen, wie von vielen Seiten vorgeschlagen wird? Jäger trinkt einen Schluck Apfelsaft, natürlich aus eigenem Anbau, und sagt: „So einfach ist das nicht.“ Schon wegen der Vermarktung. „Im Laden gibt es vielleicht fünf Regalflächen. Da sind viele mit beliebten Sorten wie Elstar, Boskop und Pink Lady belegt. Solche muss ich liefern.“ Auch die Forschungsstationen, die an neuen Sorten arbeiten, haben eine lange Liste mit Eigenschaften, die mindestens so wichtig sind wie gute Wetterbeständigkeit: Sie müssen gut schmecken, lagerfähig sein, eine lange Blühdauer für einfache Befruchtung haben und widerstandsfähig gegen Pilze sein.

Und im Grunde hat Jäger auch drängendere Probleme. Wie er die steigenden Lohnkosten zahlen soll, etwa. Jedes Jahr arbeiten auf dem Hof bis zu 15 polnische Saisonkräfte. Um einen Hektar Land zu bestellen, müsse man mit 400 Arbeitsstunden kalkulieren. Beim aktuellen Mindestlohn macht das pro Hektar allein 3400 Euro Lohnkosten.

Und dann ist da noch die Frage, ob sich das alles rechnet. Jäger spricht von einer „Wachstumsfalle“, weil er zu viele Flächen gepachtet hat. Das Dilemma: Soll er investieren, wenn er nicht sicher sein kann, ob der Pachtvertrag verlängert wird? Soll er die Fläche neu bepflanzen und zehntausende Euro für Hagelnetze ausgeben oder stattdessen mit alten, weniger ertragreichen Bäumen weitermachen? „Bei einer neuen Obstanlage dauert es sowieso immer fünf bis sechs Jahre, bis sich das rechnet“, sagt Jäger. Künftig muss er vielleicht auch Bewässerungsanlagen installieren. Bisher gebe es zwar hier, nah an den Bergen, noch genug Regen. „Aber bei der Hitze hat man schon gemerkt, dass die Bäume gestresst sind.“

In der Land- und Viehwirtschaft fehlen die Zukunftsimpulse

Ja, die Sache mit dem Wasser, sagt Götz, ist auch bei den Kartoffeln gar nicht so einfach. Feste Beregnungsanlagen sind auf großen Äckern nicht möglich. Stattdessen müsse man Schläuche aufbauen, beregnen und wieder abbauen für den nächsten Acker. „Und wenn man erst die Wasserpreise rechnet, dann müssten die Kartoffeln das Doppelte kosten.“ Der schwere Boden im Ries, sagt er, hätte in diesem Jahr ohnehin das Schlimmste verhindert. Weil er Wasser speichert. Und man immer wieder Gewitter abbekommen hat.

Die Trockenheit hat den Kartoffeln zu schaffen gemacht. Viele haben Wachstumsrisse.
Foto: Sonja Krell

Draußen, auf dem Acker, lässt Götz die Erde zwischen seinen Fingern hindurchrieseln, erzählt von Lehmböden und Zwischenfrüchten, von Humus und organischem Dünger. „Landwirtschaft muss man langfristig denken“, sagt er. Und was ist mit all den Vorwürfen? Dass die Landwirte das Bodenleben schädigen, zum Artensterben beitragen? Oder den Forderungen nach einem Agrarwandel, so wie an diesem Wochenende in München, wo viele unter dem Motto „Mia hams satt“ demonstrieren werden? Götz ist einer, der mit Argumenten punkten will, der zu Feldführungen einlädt, auch mit Naturschützern diskutiert. „Die Ökologie in der Landwirtschaft ist so komplex, da machen es sich viele zu leicht.“ Und dann sagt er noch: „Wir überlegen jeden Tag, was wir anders machen können.“

Ob er weiter Kartoffeln anbaut? „Ich kann nicht einfach aufhören.“ Er hat investiert – in die Halle, in Maschinen. So geht es vielen Bauern. „Was uns in der Branche fehlt, sind Zukunftsimpulse.“ Die Schweinemäster wüssten nicht, welche Ställe sie bauen sollten – Stichwort Tierwohl. Die Ackerbauern nicht, was sie ändern sollen.

Eine Idee aber hat er noch. Auf der Fläche hinter seinem Aussiedlerhof, da könnte er sich Apfelbäume vorstellen, vielleicht in ein paar Jahren. „Dann mach ich halt das, was die Lindauer bisher getan haben.“

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