Wie der Förster Georg Meister die Zukunft vorhersagte
Seit Jahrzehnten setzt sich Georg Meister für Bergwälder ein. Nun bekommt er den Deutschen Alpenpreis. Dass es Wäldern heute schlecht geht, überrascht ihn nicht.
Es ist zwölf Jahre her, dass der Förster Georg Meister in Thüringen einen Vortrag hielt, in dem er über die Zukunft des Waldes sprach. Damals hat er den anwesenden Förstern geraten, keine Fichten mehr zu pflanzen, da diese den klimatischen Veränderungen nicht standhalten würden. „Meine Zuhörer brachen in schallendes Gelächter aus“, sagt Meister, der in Kaufering (Landkreis Landsberg) lebt. Heute wird das überall propagiert. Doch Meister war war seiner Zeit voraus.
Sein Leben lang setzte sich der promovierte Förster für den Erhalt von Bergwäldern ein und stieß dabei auch auf Widerstand. Mit 90 Jahren wird er an diesem Dienstag für sein Engagement ausgezeichnet und erhält den Deutschen Alpenpreis.
Der Alpenpreis kam für Meister überraschend
Zum sechsten Mal verleiht die Internationale Alpenkommission Cipra mit ihren Mitgliedsverbänden in München den Deutschen Alpenpreis. „Georg Meister erwarb sich bedeutende Verdienste in Naturschutz, Tourismus und Entwicklung der Infrastruktur im gesamten deutschsprachigen Alpenraum“, begründet die Kommission ihre Entscheidung. „Völlig überraschend“ kam für Meister die Nachricht, dass er den Preis erhält. „Ich dachte, in meinem Leben passiert nicht mehr viel“, sagt er.
Schon früh entdeckte Meister seine Liebe für die Natur. Er wuchs als Sohn eines Försters in der Oberpfalz auf. „Schule war für mich etwas Schreckliches. Wenn ich mit meinem Vater in den Wald gehen durfte, war das für mich das Leben.“ Dort lernte Meister viel über den Umgang mit Tieren. Mit vier Jahren schoss Meister das erste Mal mit einem Stöpselgewehr – „mit dem Mittelfinger, da mein Zeigefinger zu schwach war“, erzählt der 90-Jährige. Nach seinem Abitur entschied er sich für ein Studium der Forstwirtschaft. „Ich wusste alles über die Tiere, aber nichts über den Wald.“
Förster Meister: „Wir sind Diener der Natur“
Später entwarf Meister ein Konzept, wie sich Natur und Tourismus vereinbaren lassen. „Naturnahen, sanften Tourismus“, nennt er es. Er konzipierte Wanderwege, auf denen sich Touristen bewegen konnten, ohne die Natur und ihre Bewohner zu stören. Eine Arbeit, die nicht bei allen gut ankam. „Die Förster wollten keine Touristen in ihren Wäldern haben.“ Später, als Meister das Forstamt in Bad Reichenhall leitete, forderte er die Förster dazu auf, freundlich zu Touristen zu sein. „Es ist wichtig, dass auf beiden Seiten Verständnis vorhanden ist“, sagt er.
Die Berufslaufbahn des Försters wurde von einer internen Debatte geprägt: Jäger und Förster stritten darüber, wie viel Wild für einen Wald gut sei. „Dabei gibt die Natur das beste Verhältnis vor“, sagt Meister. Er warnt vor dem menschlichen Eingreifen gegen den Lauf der Dinge. „Viele glauben, dass sie Herr über die Natur sind.“ Dabei sei das Gegenteil der Fall. „Wir sind Diener der Natur und können nur so unsere Wälder der Zukunft sichern“, sagt Meister.
Den Klimawandel betrachtet der 90-Jährige mit Sorge. „Fichten leiden unter den Temperaturen am meisten“, sagt er. Deshalb müssten Bedingungen geschaffen werden, unter denen die natürliche Artenvielfalt ohne Schutzmaßnahmen aufwachsen kann. Bestimmte Dinge tun und andere unterlassen: „Wir können es versuchen, aber so gut wie die Natur werden wir nie sein.“
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