Wie die AfD ein Dorf spaltet
Rund 500 Menschen besuchten am Wochenende in Breitenthal eine AfD-Wahlkampfveranstaltung mit Alice Weidel - während mehr als 300 dagegen demonstrierten.
Die Gemeinde Breitenthal im Landkreis Günzburg ist eigentlich ein Musterbeispiel für das Wort „Landidylle“: 1200 Einwohner, malerische Landschaft, reges Vereinsleben. Doch vom friedlichen Idyll ist seit diesem Monat wenig zu spüren. Der Ort war am Wochenende Schauplatz einer AfD-Wahlkampfveranstaltung, bei der sich auch die Co-Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Alice Weidel, präsentierte. Rund 500 Menschen besuchten die Veranstaltung, während mehr als 300 dagegen demonstrierten. Menschen aus demselben Dorf standen sich auf beiden Seiten gegenüber.
Vereine verweisen auf finanziellen Interessen und politische Neutralität
Der Ärger begann schon vorher. Die AfD hatte im südlichen Landkreis Günzburg zunächst vergeblich nach einem Veranstaltungsort gesucht. Dann fragte sie im Vereinsheim von Breitenthal an. Dort sind drei Vereine untergebracht: die DJK Breitenthal, der Musik- sowie der Schützenverein. Ein Gremium aus Vertretern der Vereine stimmte ab, ob die AfD kommen darf – und die Befürworter der Veranstaltung setzten sich mit fünf zu zwei Stimmen durch. Musik- und Schützenverein erklärten es mit finanziellen Interessen, für die DJK sei es ein Zeichen politischer Neutralität.
In den Vereinen kam es daraufhin zu Protesten. Das frühere DJK-Mitglied Claudia Snehotta trat zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern aus dem Verein aus. Ehemann Richard Snehotta, der für die ÖDP für den Bezirkstag antritt, kündigte zudem das Sponsoring des Vereins durch seine Pflege-Firma. „Die AfD wird wieder gehen, aber im Dorf wird von all dem etwas zurückbleiben“, sagt Claudia Snehotta, die lange Übungsleiterin in der DJK war.
Bürgermeisterin Wohlhöfler hofft, dass die Menschen wieder zusammenfinden
Die Snehottas sind nicht die Einzigen, die mit der Entscheidung ein Problem haben. Der Pächter des Vereinsheims, Georg Ruef, spricht von einer vergifteten Stimmung: „Das Leben um das Vereinsheim herum hat Schaden genommen.“
Die Bürgermeisterin von Breitenthal, Gabriele Wohlhöfler, sieht bisher keinen Riss durch das Dorf. „Zumindest ich konnte mit allen Beteiligen sachlich diskutieren“, sagt sie. Das sei für sie wichtig – nicht auf die emotionale Ebene abzurutschen. „Allerdings weiß ich nicht, wie es die einzelnen Bewohner von Breitenthal handhaben“, sagt sie. Doch sie hofft darauf, dass die Menschen in der Gemeinde wieder zusammenfinden.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Wurde nicht immer beklagt, dass sich das Bürgertum immer mehr entpolitisiere? Scheint ja doch nicht so schlimm zu sein - immerhin ein Pluspunkt, den diese Regierung erreicht hat. Außerdem: jeder hat das Recht, zu einer politischen Veranstaltung zu gehen oder dagegen zu demonstrieren. Und Demokraten tolerieren die Ansichten des anderen, ohne "dass irgend etwas zurückbleibt".