Wie die Dürre den Bauern in der Region zusetzt
Erst der trockene Winter, dann der heiße Juni: Das Wetter macht vielen Bauern zu schaffen. Wie sich das auf die Ernte niederschlagen wird.
Landwirt Johann Drexl steht am Rande seines Ackers und blickt auf das Getreide und die Zuckerrüben. „Bislang stehen die Bestände eigentlich recht gut da“, sagt der Bio-Bauer aus Kaufering (Kreis Landsberg). Und der Mais und die Kartoffeln auf seinen Feldern haben bis zur Ernte im Herbst sogar noch Zeit zum Wachsen.
Warum die Bauern in Südbayern zufriedener sind als im Norden
Damit ist Drexl zufriedener als manch anderer seiner Kollegen im Freistaat. Insgesamt dürfte die Ernte voraussichtlich nur durchschnittlich ausfallen. Vor allem im Norden Bayerns blickten die Landwirte mit Sorge auf ihre allzu trockenen Böden und schwachen Bestände, sagte Bayerns Bauernpräsident Walter Heidl auf der diesjährigen Ernte-Pressefahrt, bei der auch die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) zu Gast ist.
Drexl ist sich im Klaren, dass es auch anders hätte ausgehen können. Schließlich war der Mai kalt, der Juni extrem heiß und dann waren da noch die Unwetter, wie sie gerade in der Landsberger Region niedergingen. Durch die immer extremeren Wetterbedingungen wird die Arbeit für die Landwirte völlig unberechenbar, sagt er: „Bei jedem Gewitter müssen wir mittlerweile Angst haben, dass es den halben Bestand zusammenhaut.“
Nichtsdestotrotz müsse man derzeit „froh über jeden Tropfen Regen sein“, sagt Drexl. In Südbayern haben es die Bauern dabei erneut etwas besser erwischt als in Franken, wo die anhaltende Trockenheit für massives Kopfzerbrechen sorgt. Doch auch für Drexls Hackfrüchte ist es derzeit entscheidend, dass es noch regnet. Vor allem, weil die Wasservorräte im Boden nach der extremen Trockenheit aus dem Vorjahr sowieso schon viel zu gering waren. Somit hatten die Pflanzen keine Möglichkeit, sich aus tieferen Bodenschichten zu versorgen, erklärt er.
„Das Volksbegehren hat uns weh getan“, sagt der Bio-Bauer.
Das Wetter ist jedoch nicht das Einzige, was die Landwirte derzeit umtreibt. Hinzu kommen die Düngeverordnung und das Volksbegehren für mehr Artenvielfalt, das noch im Juli in ein Gesetzespaket münden soll: „Das hat uns Landwirten schon sehr weh getan“, sagt Bio-Bauer Johann Drexl. Er bemängelt die fehlende Anerkennung der Bevölkerung. Denn viele Landwirte engagierten sich längst für den Artenschutz und hätten bereits vor dem Volksbegehren Blühstreifen auf freiwilliger Basis angelegt. Beim Thema Artenschutz sieht der Bio-Bauer ohnehin die gesamte Gesellschaft in der Verantwortung.
So sieht das auch Bauernpräsident Heidl. „Die Landwirtschaft ist weder alleiniger Verursacher des Problems, noch können wir dieses Problem alleine lösen. Umwelt- und Artenschutz geht alle an.“ Kaniber mahnt zudem: „Wenn wir die gesellschaftlichen Ansprüche an die Landwirtschaft immer weiter in die Höhe schrauben, werden sich bedeutsame Teile unserer Lebensmittelerzeugung ins Ausland verlagern.“ Als Beispiel nennt sie den Rapsanbau in Bayern, der im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Viertel auf 84000 Hektar eingebrochen ist.
Um regionale Produkte sowie deren Erzeuger für die Zukunft zu rüsten brauche es Unterstützung aus der Politik, sagt Kaniber. Besonders angesichts der zunehmenden Wetterextreme spielt die Forschung eine wichtige Rolle, fügt sie an. Hitze- und trockenheitstolerante Pflanzen, wassersparende Bewässerungstechnologien und intelligente Lösungen für die Wasserspeicherung seien Themen, an denen derzeit gearbeitet werde. Außerdem drängt Kaniber auf eine Mehrgefahrenversicherung. Sie appelliert an Berlin, eine staatliche geförderte Dürreversicherung voranzutreiben. Nach ihrem Vorschlag sollte die Hälfte der Versicherungsprämie der Landwirt zahlen, 30 Prozent der Bund und 20 Prozent das Land.
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