Wie ein 1500-Einwohner-Dorf im Allgäu seinen Skilift retten will
Trotz Rekordzahlen droht einem Allgäuer Lift das Aus. Der Bürgermeister sagt: „Das ist unser Lift, das ist ein Stück Heimat“. Nun packen die Bürger selbst an.
30.000 Besucher bescherten im vergangenen Winter den Skiliften Thaler Höhe im Oberallgäu die umsatzstärkste Saison seit Bestehen. Dennoch wäre es fast die letzte gewesen. Denn es gab lange keinen Nachfolger für die Betreibergesellschaft und somit auch keine Perspektive für die im Jahr 1967 errichtete Anlage. Doch jetzt haben die Bürger der 1500-Einwohner-Gemeinde Missen-Wilhams einen Weg gefunden, wie sie ihrem Dorflift eine Zukunft geben können. Sie gründeten eine Genossenschaft.
„Das ist unser Lift, das ist auch ein Stück Heimat“, sagt Hans-Ulrich von Laer. Der Bürgermeister sitzt dem Aufsichtsrat der neuen Genossenschaft vor. „Alle wollen, dass es dort weitergeht.“ Im Zuge der Ausarbeitung des Tourismuskonzeptes für die zur „Alpen-Modellregion“ ernannte Gemeinde konnte mit Förderung des Freistaats eine Genossenschaftsgründung vorbereitet werden.
Das Ziel der 33 Gründungsmitglieder ist der Erhalt und die Modernisierung des gesamten Skiliftes und der Gastronomie. Wer einen Anteil für 1000 Euro zeichnet, erhält neben einer Gewinndividende jährlich fünf Lift-Tageskarten.
Hotelier und Brauer unterstützten das Vorhaben in Missen-Wilhams
Betreiben wird den Lift Aron Holterman ten Hove. Der ehemalige Profi-Snowboarder und studierte Ökonom, der gerade ein Baumwipfel-Hotel neben der Anlage plant, wurde zum Vorsitzenden gewählt. Unterstützt wird er von Sebastian Graßl, dem Geschäftsführer der örtlichen Brauerei Schäffler.
Wichtig war aus der Sicht von Rathauschef von Laer, dass schnell eine Lösung gefunden wurde. „Wenn der Lift erst mal ein Jahr gestanden hätte, wäre es schwer geworden, ihn wieder in Gang zu bringen.“ So konnten die Mitarbeiter übernommen werden.
Insgesamt arbeiten etwa 75 Menschen im Winter am Lift – vom Parkeinweiser bis zum Skiverleih. „Wenn wir den Lift die kommenden zehn Jahre erhalten, haben wir unser Ziel erreicht“, sagt von Laer. Der glaubt, dass das Modell der Genossenschaft auch anderen Orten helfen könne, wichtige Infrastruktureinrichtungen wie Lifte und Bäder zu erhalten.
Große Pläne in Missen-Wilhams
Um den bei Einheimischen und Gästen gleichermaßen beliebten Lift zu retten, braucht die neue Gesellschaft aber noch viele Teilhaber. Zwar kamen bei der Gründungsversammlung 87.000 Euro zusammen. Aber langfristig sind 444 Genossenschaftsanteile notwendig, um den Lift zu erhalten.
Mit dem so eingesammelten Geld, soll das Grundstück der Talstation gekauft, ein Beschneiungsteich errichtet, die Flutlichtanlage verbessert, eine Rodelstrecke gebaut und die Gastronomie renoviert werden. „Unser Ziel ist ein ganzjährig attraktives Angebot“, sagt Vorsitzender Holterman ten Hove. „Aber wir wollen keinen Rummelplatz da oben.“
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