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Bayern
16.01.2015

Wie sich Wildschweine alte Lebensräume zurückerobern

"Wildschweine, die in manchen Regionen ausgerottet waren, haben sich alte Lebensräume zurückerobert", sagt Wildbiologin Christine Miller.
Foto: Symbolbild dpa/ David Ebener

Was hat uns dieses Tier im letzten Jahr nicht für Geschichten beschert. Lustig waren die wenigsten. Der Schwarzkittel hat sich so stark vermehrt, dass man ihm kaum noch Herr wird.

Diese Wildsau. In Augsburg verirren sich zwei Rotten in Panik geratener Schwarzkittel innerhalb kurzer Zeit ins Stadtgebiet. Zwei Menschen werden verletzt, die Bahnstrecke nach München muss im morgendlichen Pendlerverkehr gesperrt werden. In Würzburg verlässt ein Gast ein Lokal und sieht sich einem angriffslustigen Keiler gegenüber. Der Mann kann gerade noch ins Haus flüchten. In Bad Brückenau in Unterfranken beißt ein Wildschwein einen Jogger ins Bein.

Und es geht weiter: In Hirbishofen im Kreis Neu-Ulm flüchtet ein angefahrenes Tier in ein Maisfeld. Bei der Suche steht der 160 Kilogramm schwere Keiler plötzlich den Jägern gegenüber und bläst wutschnaubend zum Angriff. Mit einem gezielten Schuss wird die Sau getötet. Und dann der traurige Höhepunkt: In Schrobenhausen stirbt eine 43-Jährige, als sie mit ihrem Auto in ein Wildschwein kracht.

Es sind diese Fälle aus jüngster Zeit, die Anfang der 1980er Jahre noch kaum denkbar waren. Damals erlegten die Jäger in ganz Bayern ganze 2900 Schwarzkittel im Jahr. In der Jagdsaison 2013/2014 betrug die Strecke immerhin 68679 Stück. Und allein diese Zahlen sind Anhaltspunkt für die Größe der Population. Auf die man – zumindest gefühlt – aus den Erzählungen der Bauern auch schließen könnte. Sie berichten von verwüsteten Feldern und großen Schäden.

"Wildschweine sind die Gewinner des Ökosystems"

Die Steigerungsrate der Tiere ist immens. „Wildschweine, die in manchen Regionen Mitteleuropas ähnlich wie Wolf und Luchs ausgerottet waren, haben sich alte Lebensräume zurückerobert“, sagt die Wildbiologin Christine Miller aus Rottach-Egern. Von einer „explosionsartigen Vermehrung“ will die Oberbayerin, die selbst seit 30 Jahren auf die Pirsch geht, gleichwohl nicht sprechen. Der Begriff stamme aus der „Propaganda-Kiste des Bauernverbandes“, sagt sie. Aktuelle Forschungen, etwa in Niedersachsen, hätten gezeigt, dass die Tiere heute in von ihnen einst verlassene Gebiete vorstoßen, in denen sie nun hervorragende Lebensbedingungen vorfinden. „Die steigenden Jagdstrecken kommen also in erster Linie durch eine Arealausweitung zustande“, sagt Christine Miller.

„Wildschweine sind die Gewinner des Ökosystems“, schlussfolgert Jürgen Vocke, Präsident des Bayerischen Jagdverbandes (BJV). Die Sauen würden mittlerweile paradiesische Verhältnisse, ja geradezu ein Dorado, vorfinden. Die riesigen Maisfelder oder Rapsschläge, in denen sie Deckung, Ruhe und Nahrung suchen, sind im Sommer ein Schlaraffenland. Bei Buchen und Eichen werden die Abstände, in denen sie besonders viele Früchte tragen, immer kürzer. Das sind Leckerbissen für das Schwarzwild.

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Satt gefressen pflanzen sich die Borstentiere immer früher fort und sind schon im ersten Jahr geschlechtsreif. Und dann ist da der Klimawandel. Die Winter werden wärmer, der Frühling beginnt früher und selbst schwache Frischlinge, für die die nasse und kalte Witterung das Todesurteil sein kann, überleben immer häufiger. Natürliche Feinde – Raubtiere wie Bär, Wolf und Luchs – gibt es sowieso kaum mehr. Vocke sagt: „Wildschweine reagieren auf die verbesserten Bedingungen mit unglaublichen Vermehrungsraten.“

So erobern Sauen Revier um Revier. Und die Jäger liegen nächtelang auf der Lauer, um die wachsenden Bestände zu reduzieren. Häufig ohne Erfolg. Dass eine Rotte im Schutz der Dunkelheit wieder mal eine Wiese nach Würmern durchpflügt oder ein Maisfeld verwüstet hat, sehen Jagdpächter oft erst im Lichte des nächsten Tages. Die Probleme wurden erkannt, und Förster, Jäger und Bauern gehen sie gemeinsam an. Mit effektiveren Jagdmethoden sollen die Schützen möglichst viele Tiere vor die Büchse bekommen. Etwa bei revierübergreifenden Drückjagden, bei denen Treiber und Hunde losgeschickt werden, um die Sauen zu beunruhigen. Das Schwarzwild „kommt so auf die Läufe“, wie es in der Fachsprache heißt, und die Jäger versuchen, zum Schuss zu kommen.

Die Bestände steigen weiter an

Die Erfolge sind zum Teil beachtlich und große Strecken erlegter Tiere keine Seltenheit. Erst kürzlich wurden bei drei Bewegungsjagden in den Westlichen Wäldern rund um Augsburg 54 Schwarzkittel geschossen. „Richtig Schwein“ habe man gehabt, sagte damals der Betriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten in Zusmarshausen, Hubert Droste. Von April 2014 bis heute seien allein in seinem 14000 Hektar großen Amtsbereich 200 Sauen erlegt worden. Damit werde der Abschuss im Jahr zuvor übertroffen. „Diese Zahlen belegen, dass die Bestände weiter ansteigen“, sagt Droste.

Viele Ansitze draußen im Revier bei Vollmond bis tief in die Nacht, aufwendige Drückjagden – das alles reicht jedoch längst nicht aus, um die Wildschwein-Problematik tatsächlich einzudämmen. „Brennpunkt Schwarzwild“ lautete deshalb das Motto eines Symposiums im November mit Jägern, Bauern und Waldbesitzern im Bayerischen Landwirtschaftsministerium. Minister Helmut Brunner sprach sich dafür aus, neben herkömmlichen Bejagungsmethoden auch den Einsatz von Nachtzielgeräten ins Auge zu fassen. Deren Verwendung ist derzeit sowohl waffen- als auch jagdrechtlich untersagt. In vier Modellregionen wurde in den vergangenen Jahren getestet, ob die Technik praktikabel ist. Das Ergebnis, sagt Brunner, sei positiv gewesen. Der CSU-Politiker macht sich nun für eine Ausnahmeregelung stark, dass Nachtzielgeräte ab Mai bei der Schwarzwild-Jagd eingesetzt werden können. Damit könnten die nachtaktiven Tiere auch in der Dunkelheit erlegt werden. Eine endgültige Entscheidung soll bis Ende März fallen.

Jagdverbands-Präsident Vocke hält nichts davon und spricht von einem „jämmerlichen Kurieren an den Symptomen“. Er weist darauf hin, dass „militärische Hilfsmittel“ wie Nachtzielgeräte und Restlichtaufheller an Waffen seit Jahren strengstens verboten sind und nur von Sondereinsatzkommandos der Polizei und Bundeswehr verwendet werden dürfen. Allein der Besitz werde bisher mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet, so Vocke.

Eine großzügige Freigabe der Nachtzielgeräte widerspreche den Grundsätzen der Waidgerechtigkeit und des Tierschutzes. In keinem anderen Bundesland gebe es eine derartige Forderung. Den Sauen werde damit Tag und Nacht nachgestellt, auf die Ruhebedürftigkeit der Tiere werde keinerlei Rücksicht mehr genommen. Vocke: „Die Wildschweine sind außerordentlich schlau. Und eine Bache wird mit ihrer Rotte sehr schnell dahin wandern, wo sie sicher ist.“ Die Schwarzkittel würden nur noch vorsichtiger, die Bejagung noch schwieriger, es komme zu einem Vergrämungseffekt, glaubt auch die Wildbiologin Christine Miller. „Die Bestände werden wir damit sicher nicht reduzieren.“

Schweine sind intelligent

Richard Kraus, stellvertretender Vorsitzender der Kreisjägervereinigung Dillingen, ist dagegen kein „absoluter Gegner“ der Nachtzielgeräte. Sauen seien bevorzugt nach Mitternacht unterwegs. Bei zweifelhaften Lichtverhältnissen könne der „verantwortungsvolle Einsatz“ punktuell eine Hilfestellung sein. Kraus: „Wir dürfen jedoch nicht vergessen, wie intelligent die Schweine sind. Sie werden sich sehr schnell auf die neue Gefahr einstellen und zum Rückzug blasen.“

Es ist ein Politikum, ein „Machtkampf“, wie es Vocke nennt. Dabei sperre sich sein Verband keineswegs gegen „moderne, rechts- und tierschutzkonforme Jagdmethoden“. So habe sich der BJV den vom Ministerium geforderten weiträumigen Bewegungsjagden nie widersetzt. Um die hohen Schwarzwildbestände langfristig auf tragbare Höhen zu reduzieren, müsse jedoch auch die Landwirtschaft einen aktiven Beitrag leisten. Vocke plädiert schon lange für Schussschneisen in großen Maisschlägen, um die Jagd zu erleichtern. Noch widersetzen sich viele Bauern dieser Forderung. Und er pocht auf eine „faire Lösung“, wenn eine Rotte Sauen wieder mal in einem Feld oder auf einer Wiese gewütet hat. In Bayern muss der Revierinhaber für die angerichteten Schäden aufkommen, und das geht schnell in die Tausende. In Norddeutschland, so Vocke, würden sich Jagdpächter, Jagdgenossenschaften und Grundstückseigentümer die Summe zu je einem Drittel teilen. „Das halte ich für gerechter.“

Christine Miller kann den „gebetsmühlenhaft wiederholten Ruf“, Wildschweine würden riesige Schäden anrichten, nicht mehr hören. Dies halte einem auch nur halbwegs kritischen Blick nicht stand. Vielmehr hätten mehrere Studien bewiesen, dass Schäden nicht flächendeckend vorkommen, sondern sich punktuell konzentrieren. Auf den gesamten Lebensraum der Wildschweine bezogen seien die Schadflächen äußerst gering. Die Sauen seien ein Teil des Ökosystems, so Miller. „Und wir sollten uns fragen, wo sie sein dürfen.“

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