Wird das Rote Kreuz auf der Wiesn verdrängt?
Es gibt einen neuen Bewerber für den Sanitätsdienst auf dem Oktoberfest in München. So reagiert das Bayerische Rote Kreuz.
Der eine bekommt bei einer Schlägerei einen Maßkrug gegen den Kopf gedonnert, andere fallen im Rausch von der Bierbank und prellen sich die Rippen oder der Kreislauf macht wegen der stickigen Bierzeltluft schlapp. Seit mehr als 130 Jahren, seit 1885, kümmert sich das Bayerische Rote Kreuz auf dem Münchner Oktoberfest um solche Fälle. In diesem Jahr könnte das anders sein.
Weil es beim Wiesn-Sanitätsdienst um einen hohen Auftragswert geht, muss er nach Angaben von Wolfgang Nickl vom Münchner Referat für Arbeit und Wirtschaft EU-weit öffentlich ausgeschrieben werden. Neben dem BRK bewirbt sich auch ein privater Sanitätsdienst um die Notfallversorgung auf dem Oktoberfest. Beide Bieter müssen ihre Eignung anhand einer Eigenerklärung zu Ausschlussgründen und zur Leistungsfähigkeit nachweisen. Ist die Eignung erfüllt, ist das alleinige Kriterium der Preis. Die Vergabe gilt dann von 2018 bis 2021.
Der zweite Bewerber ist seit 30 Jahren im Geschäft
Bei dem zweiten Bewerber handelt es sich um die Aicher Ambulanz Union aus München. Die hatte sich auch schon bei der Ausschreibung für die Jahre 2011 bis 2013 beworben, damals hatte aber das BRK den Zuschlag erhalten. Nun gibt es einen neuen Versuch. In einer Pressemitteilung des Unternehmens heißt es: „Die Aicher Ambulanz Union ist mit ihren heute 969 Mitarbeitern seit über 30 Jahren fester Bestandteil der Rettungsdienstlandschaft der Landeshauptstadt München. Dies sowohl in der Notfallrettung als auch im Bereich Krankentransport und Sanitätsdienst.“
Das Unternehmen ist eigenen Angaben zufolge für den Sanitätsdienst der Messe München zuständig, außerdem werden am Münchner Flughafen Gäste mit eingeschränkter Mobilität betreut. „Mit unseren zwölf Rettungswagen in der Stadt sowie im Landkreis München sind wir der zweitgrößte Dienstleister in der Notfallrettung im Rettungsdienstbereich München“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Kreisverband ist kritisch
Beim Münchner Kreisverband des BRK sieht man die ganze Sache kritisch: „Eine Entscheidung der Stadt München für ein möglicherweise unterfinanziertes Angebot beim Sanitätsdienst wäre eine Entscheidung gegen das Ehrenamt. Für uns und die zahlreichen ehrenamtlich aktiven Helferinnen und Helfer ist der Wiesn-Dienst mehr als nur Engagement: Er ist unsere Herzensangelegenheit, die nicht ‚verramscht‘ werden darf“, äußert sich Kreisverbandssprecher Martin Prankl in einer schriftlichen Stellungnahme auf Anfrage unserer Zeitung.
Derzeit läuft die Ausschreibung noch, eine Entscheidung soll aber bald fallen.
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