Interaktive Karte: Hier gibt es Wölfe in Bayern
2006 wurde erstmals wieder ein Wolf in Bayern gesichtet. Danach immer wieder. Die meisten Tiere wandern nur durch. Doch manche bleiben. Eine Chronik der Wolfssichtungen.
Lange Zeit waren die Wölfe aus Bayern verschwunden. Dann aber siedelte sich 2006 erstmals wieder ein Wolf im Freistaat an. Seitdem tauchen die Raubtiere immer wieder auf. Zuletzt sichtete eine Frau am Waldrand des Kaufbeurer Ortsteils Kemnat einen Wolf. Bei den Tieren handelt es sich hauptsächlich um Wölfe, die auf der Durchreise sind. Sie nutzen die optimalen Lebensbedingungen in Alpennähe aus. Damit sind vor allem die großen Wälder gemeint, in denen sich die Wölfe zurückziehen, auf Reviersuche gehen und reichlich Nahrung finden, wie das Landesamt für Umwelt mitteilt. Aber wo wurden in den vergangenen Jahren eigentlich Wölfe gesehen? Ein Überblick.
Wölfe in Bayern: Diese wolfsähnlichen Tiere wurden in den letzten fünf Jahren gesichtet
Im Februar 2015 wurde ein Wolf im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn gesichtet. Allerdings wurden nicht genügend genetische Proben gefunden, um eindeutig festzustellen, ob es sich wirklich um einen Wolf gehandelt hatte. Mehr Spuren hinterließ ein Wolf im März 2015. Im Landkreis Rosenheim, zwischen Oberaudorf und Branenburg, riss der Rüde eine Hirschkuh.
In Schwandorf wurde im Mai 2016 ein toter Wolf gefunden, der bei einem Autounfall starb. Im November 2016 fand man im Unterallgäu ein gerissenes Reh. Zudem wurde der Wolf auf einer Wildkamera festgehalten. Laut dem zuständigen Landesamt wiesen die Genspuren an dem Reh darauf hin, dass der Wolf aus den Südwestalpen zwischen Frankreich und Italien kam.
Eine Wildkamera machte im April 2017 bei Ohnsang in der Unterallgäuer Gemeidne Oberriesen Bilder von einem wolfsähnlichen Tier. Der Experte vor Ort wollte sich allerdings nicht festlegen, ob es tatsächlich ein Wolf war. Die Qualität des Bildes sei zu schlecht gewesen.
Im Ostallgäuer Halblech wurden im Juli 2018 zwei gerissene Kälber aufgefunden. Der Tierarzt fand jedoch keine Anzeichen, die auf einen Wolfsangriff deuteten. Ebenso sorgte im Juli 2018 ein totes Kalb in Burgberg im Allgäu für Spekulationen. Letztendlich konnte nicht herausgefunden werden, ob das Tier von einem Wolf oder Hund getötet worden war. Im August 2018 fand eine Bäuerin bei Wertach im Oberallgäu ein ausgeweidetes Kalb auf einer Wiese. Zwei Tage später wurde ein zweites Kalb gerissen. Die Auswertungen der Genspuren ergab, dass es sich bei dem Räuber um einen Wolf handelte.
Im März 2019 wurde eine Wölfin in Erlangen tot aufgefunden. Drei Monate später, im Juni 2019, bestätigte das Landesamt für Umwelt, dass ein Wolf im Landkreis Main-Spessart aufgetaucht war. Anhand von Speichel und Genspuren fanden Experten heraus, dass es sich um einen Rüden aus der alpinen Population handelte. In ganz Europa gibt es mehrere Wolfspopulationen. Nach Bayern hat es bisher nur Tiere aus der alpinen - die im Alpenraum angesiedelt ist - und der zentraleuropäischen - die in Polen lebt - Population verschlagen.
Eindeutige Spuren hinterließ ein Wolf, der im Januar 2020 in Hof gesichtet wurde. Nach den Aufzeichnungen des Landeamtes für Umwelt handelte es sich um ein Männchen aus der zentraleuropäischen Population. Ebenso notierte das Landesamt für Umwelt im Januar 2020 die Sichtung eines Weibchens in Neustadt an der Waldnaab. Auch sie gehörte zur zentraleuropäischen Population.
Standorttreue Wölfe haben sich an vier Orten in Bayern angesiedelt
In vier bayerischen Regionen haben sich stadorttreue Wölfe niedergelassen. Was das bedeutet, erklärt der Förster Joachim Urban aus der Rhön: "Als standorttreu gilt ein Wolf, wenn nachgewiesen ist, dass er sich mindestens sechs Monate in einer Region aufgehalten hat." Doch wo genau haben sich diese Wölfe angesiedelt?
Im Nationalpark Bayerischer Wald gibt es vermutlich gleich zwei Wolfspärchen. Dort hatte sich 2015 der erste bayerische Wolf niedergelassen. "Eineinhalb Jahre später gab es den ersten Fotonachweis, auf welchem zwei Wölfe zu sehen waren", sagt Gregor Wolf von der Pressestelle Nationalpark Bayerischer Wald. Schnell wurde mit Hilfe von Genspuren nachgewiesen, dass es sich bei dem zweiten Wolf um ein Weibchen handelte. Der erste Nachwuchs folgte 2017. Drei Jungtiere kamen zur Welt. Eines der Jungtiere wurde 2018 in Thüringen gesichtet. Ein weiteres abgewandertes Jungtier kam in Hamburg bei einem Autounfall ums Leben.
"Zudem wurden im Falkensteiner-Rachel-Gebiet des Nationalparks in den vergangenen Monaten regelmäßig Wölfe nachgewiesen", sagt Gregor Wolf. Die Nationalpark-Mitarbeiter gehen davon aus, dass drei Tiere ansässig sind. Laut dem Nationalpark waren die Wölfe zusammen unterwegs. Außerdem haben die Mitarbeiter in nächster Umgebung drei Plätze gefunden, an denen sich die Wölfe häufig aufhalten. Ob es sich bei den beiden Alttieren um die bereits bekannten Wölfe handelt oder, ob sich ein neues Paar gefunden hat, ist nicht sicher. Marco Heurich, Leiter des Wolfsmonotorings im Nationalpark, sagt: "Anhand von Fotoaufnahmen kann man Wölfe nicht unterscheiden. Mitarbeiter haben Urinproben und Kot der Tiere gesammelt und zur Genanalyse geschickt."
Auch am Truppenübungsplatz Grafenwöhr im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Walnaab hat sich 2016 ein standorttreuer Wolf niedergelassen. Im Jahr 2017 fand man dort dann den ersten genetischen Beweis eines weiblichen Wolfes. Bis heute werden Foto- und Genetiknachweise gemacht, um die Standorttreue des Wolfpärchens zu bestätigen.
Wolfsnachwuchs gab es auch 2018 im Veldensteiner Forst. Laut dem Landesamt für Umwelt lebt dort seit 2018 ein Wolfspärchen, das ein paar Monate später vier Jungwölfe zeugte. Um die Standorttreue des Pärchens zu bestätigen, sammeln die Zuständigen weiterhin Foto- und Genetiknachweise. Allerdings wurde im September 2019 ein totes Tier aufgefunden, bei dem es sich um die Wölfin handelte.
2018 wurde ein Wolf in der Rhön auf einem Foto abgelichtet. Der zuständige Förster Joachim Urban erzählt: "Die Wölfin ist im Alter von zwei Jahren zu uns ins Gebiet gekommen. Seit zwei Jahren ist sie offiziell in der Region und standorttreu." Das Wolfsweibchen sei eine Nachfahrin der zentraleuropäischen Rudel und verhalte sich, laut Urban, sehr umgänglich. "Im Dezember haben wir erstmals zwei gerissene Schafslämmer gefunden. Bisher hat sie nur Wildtiere gerissen", sagt Urban. Zur Zeit ist ein Wolf aus dem Spessart auf dem Weg Richtung Rhön. "Wenn unsere Wölfin mit dem Rüden der südlichen Population zusammenkommt, wäre das für uns eine erstmalige Verschmelzung", sagt der Förster.
Die untenstehende Karte zeigt die Wölfe in Bayern. Standorttreue Wölfe sind auf der Karte in orange markiert. Die blauen Tatzen zeigen vermutliche und bestätigte Wolfssichtungen.
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