Der Ministerpräsident wollte christliche Symbole in allen Landesbehörden. Jetzt weiß er nicht einmal genau, ob sie auch aufgehängt wurden.
Dass ausgerechnet die Kirchen seinen Kreuz-Erlass am heftigsten kritisierten, hat Ministerpräsident Söder letztes Jahr im Wahlkampf kalt erwischt. Sie warfen ihm vor, das Symbol des Christentums für politische Zwecke zu missbrauchen. Auf dem Höhepunkt des Streits lenkte Söder ein, wollte mit einem Runden Tisch die Kirchenvertreter besänftigen und gleich auch noch Experten aus Wissenschaft, Brauchtum und Kultur einladen. Doch allzu vehement scheint Söder das Treffen nicht vorangetrieben zu haben. Fast ein Jahr nach der Ankündigung ist noch immer keine Einladung verschickt. Man könnte glatt das Gefühl bekommen, dass Söder selbst das Interesse am Kreuz verloren hat.
Kritiker vermuteten im Kreuz nur ein Wahlkampf-Symbol
Das bestätigt all die Kritiker des Kreuz-Erlasses, die von Anfang an vermuteten, dass es dem Ministerpräsidenten nie ernsthaft um friedensstiftende christliche Werte ging, sondern um etwas ganz Profanes: um populistischen Wahlkampf. Darum, die bayerische Identität, zu der das Kruzifix im Herrgottswinkel gehört, abzugrenzen gegen Migration und Globalisierung.
Ob der Kreuz-Erlass der CSU Wählerstimmen gebracht hat, lässt sich natürlich nicht endgültig sagen. Fest steht, dass Söders Idee mindestens ebenso bejubelt wie kritisiert wurde. Die CSU ist zumindest wieder an der Macht, in den Behörden hängen viele neue Kreuze – auch wenn sie mancherorts unbeachtet verstauben.
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