Wo rechnet sich Solarenergie noch?
Auf der Intersolar-Messe in München geht es unter anderem darum, wie man den Sonnenstrom speichern kann. Zunehmend werden Lösungen für Privatleute angeboten.
Während in Deutschland nach den Kürzungen der Ökostrom-Förderung der Solar-Boom abflaut, beginnt in anderen Ländern erst der Aufstieg. Im Jahr 2013 verdreifachte sich die Photovoltaik-Nachfrage in Japan und China, in den USA stieg sie um 40 Prozent, berichtet der Bundesverband Solarwirtschaft.
In München versammelt die weltgrößte Branchenmesse – die Intersolar – seit gestern bis einschließlich Freitag rund 1130 Aussteller aus aller Welt. Besonders chinesische Unternehmen sind auf dem Vormarsch. Aber rentiert sich in Deutschland noch der Einstieg in die Sonnenenergie? Die wichtigsten Botschaften der Messe im Überblick:
Wie steht es um den Ausbau der Photovoltaik in Deutschland?
Der Ausbau ist stark zurückgegangen. Wurden 2012 noch Photovoltaik-Anlagen mit einer maximalen Leistung von 7,6 Gigawatt errichtet, kamen 2013 nur 3,3 Gigawatt hinzu, berichtet der Bundesverband Solarwirtschaft. Für dieses Jahr wird mit weniger als 2 Gigawatt gerechnet.
Rechnet sich für Privatleute eine Photovoltaik-Anlage noch?
Durch die gesunkene Einspeisevergütung ist es unattraktiver geworden, Strom auf dem Hausdach zu erzeugen, um ihn ins Netz einzuspeisen. Dagegen rechnet sich der Eigenverbrauch: Derzeit liegen die Erzeugungskosten für Solarstrom in Deutschland deutlich unter 20 Cent pro Kilowattstunde, berichtet der Bundesverband Solarwirtschaft.
Strom aus dem Netz ist im Regelfall viel teurer und nähert sich der 30-Cent-Marke an. „Über 90 Prozent der neuen Photovoltaik-Anlagen haben deshalb heute einen Eigenverbrauchsanteil“, berichtet Jörg Mayer, Geschäftsführer des Bundesverbandes. „Nur ein kleiner Teil rechnet sich ausschließlich über das Erneuerbare-Energien-Gesetz.“
Welche Risiken gibt es?
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel plant, auch den Eigenverbrauch von Photovoltaik-Strom aus Anlagen ab einer bestimmten Größe mit einem Teil der Ökostrom-Umlage zu belegen. Der Bundesverband Solarwirtschaft warnt vor einer Verschlechterung der Rahmenbedingungen.
Hat es Sinn, sich einen Batteriespeicher für die eigene Photovoltaik-Anlage zu kaufen, um den eigenen Strom auch abends und nachts nutzen zu können?
Batteriespeicher sind ein großes Zukunftsthema. Auf der Intersolar füllen die Anbieter mittlerweile eine ganze Halle. „Batteriespeicher erhöhen den Eigenverbrauch“, erklärt Solar-Experte Mayer. Eine Photovoltaik-Anlage mit einer maximalen Leistung von 5 Kilowatt und ein Batteriespeicher mit 5 Kilowattstunden Kapazität könnten einen Haushalt zu rund 60 Prozent mit eigenem Strom versorgen.
„Viele Speichersysteme rechnen sich heute noch nicht“, schränkt Mayer ein. Die Preise aber fallen: „Wir kommen in den nächsten Jahren mit den meisten Speichersystemen in den Bereich der Wirtschaftlichkeit hinein“, erwartet er.
Wie verbreitet sind die Speicher mittlerweile?
Dem Bundesverband Solarwirtschaft zufolge sind 2013 rund 7000 Batteriespeicher installiert worden. Es gibt ein Förderprogramm der staatlichen KfW-Bank.
Welche Entwicklungen sind bei den Batterien noch möglich?
Batterien werden kleiner und auf Ein- und Zweifamilienhäuser zugeschnitten. Ein Beispiel: Das Wildpoldsrieder Unternehmen Sonnenbatterie stellt in München ein Speichersystem vor, das für 5900 Euro netto zu kaufen ist.
Mit einer Speicherkapazität von 4,5 Kilowattstunden lassen sich abends und nachts Kühlschrank, Herd oder Fernseher versorgen, erklärt Marketing-Managerin Sarah Stanojevic. Bei den Anschaffungskosten von Photovoltaik-Anlage plus Batterie komme man auf einen Preis von rund 20 Cent pro Kilowattstunde für den eigenen Strom.
Können die Batterien in Brand geraten?
Im August 2013 hatte ein Batteriesystem in einem Wohnhaus in Filderstadt Feuer gefangen. Weitere Zwischenfälle seien aber nicht bekannt, hieß es gestern auf einer Pressekonferenz des Bundesverbandes Solarwirtschaft. Ein neuer von Verbänden ins Leben gerufener „Speicherpass“ solle künftig der Sicherheit oberste Priorität geben. Er wird vom Installateur ausgestellt.
Und wohin geht die Zukunft?
Eine immer größere Rolle spielen intelligente Netze im Privathaus: Waschmaschinen oder Geschirrspüler sollen laufen, wenn die eigene Photovoltaik-Anlage viel Strom produziert, auch ein Elektroauto kann man dann gut laden. Die Heizung soll heizen, wenn man nach Hause kommt.
Der RWE-Konzern, zu dem die Augsburger Lechwerke gehören, hat bereits rund 100 000 Einzelkomponenten für intelligente Steuerungen im Privathaushalt verkauft. „Das System rentiert sich nach zwei Heizperioden“, sagt Sprecherin Nina Henckel. „In diesem Bereich steckt viel Dynamik“, prognostiziert sie.
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