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Bachelorarbeit mit KI verfassen? In Bayern bald Realität

KI und Bildung

Studierende in Bayern dürfen ihre Bachelorarbeit bald mit KI verfassen

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    THA-Präsident Gordon Rohrmair sagt, man könne es Studierenden nicht antun, sie ohne KI auszubilden.
    THA-Präsident Gordon Rohrmair sagt, man könne es Studierenden nicht antun, sie ohne KI auszubilden. Foto: Thorsten Jordan (Archivbild)

    Nicht auf die Prüfung vorbereiten, künstliche Intelligenz (KI) alle Aufgaben erledigen lassen und mit Bestnote abschließen: Was vor einigen Jahren undenkbar schien, ist heute teils Realität. Zum Beispiel für einen 20-Jährigen, der an der Hochschule Kempten Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Bei einer Klausur im Fach Informationsverarbeitung verhalf ihm KI zur Note 1,0. „Ich habe einfach eins zu eins die Sachen gemacht, die mir ChatGPT gesagt hat.“ ChatGPT ist ein im Internet abrufbares Programm, das Fragen ähnlich wie ein Mensch beantwortet. Es verfügt über immenses Wissen, kann online nach Informationen suchen und Probleme durchdenken. Der 20-jährige Student kannte die Bewertungskriterien seiner Prüfung und trug dem KI-Sprachmodell auf, ihm die Lösungen so zu liefern, dass diese erfüllt sind.

    Gordon Thomas Rohrmair, Präsident der Technischen Hochschule Augsburg, ist sich sicher: „Ohne KI Studierende ausbilden, klappt nicht.“ Er spricht sich dafür aus, den Einsatz von KI für Studierende auszuweiten. Allerdings sagt der 48-Jährige auch, dass es Prüfungen geben muss, bei der sie nicht als Hilfsmittel zugelassen ist. Vergangene Woche tagte Rohrmair mit den Präsidenten aller bayerischen Hochschulen und der TU München. Das Ziel: eine neue, gemeinsame KI-Richtlinie für die Einrichtungen entwerfen, die ab Mitte des Jahres in Kraft treten soll. Das sind die wichtigsten Neuerungen.

    KI-Einsatz an bayerischen Unis: Die Neuerungen im Überblick

    KI bei Arbeiten zu Hause erlaubt: Der neuen Leitlinie nach wird KI bei allen Leistungen, die zu Hause angefertigt werden, vollständig zugelassen. Da seien sich alle bayerischen Hochschulen einig, sagt Rohrmair. Das betreffe Projektarbeiten, Seminararbeiten, Bachelorarbeiten oder die Vorbereitungen für Vorträge. „Da bringt ein Verbot nichts“, sagt der THA-Präsident. Die Studierenden nützten die KI sowieso.

    Prüfungen mit KI-Verbot: Anders bei Klausuren, zu denen Studierende an die Hochschule kommen: Da werde weiter festgesetzt, ob KI als Hilfsmittel erlaubt ist. Studierenden muss laut Rohrmair beigebracht werden zu erkennen, ob ChatGPT eine Falschaussage trifft oder nicht. Damit sie so viel wissen, müsse es Prüfungen geben, wo sie sich nicht auf die KI verlassen können, sagt der THA-Präsident. Andernfalls hätten die Absolventen später im Berufsleben keine Ahnung. Und: „KI kann keine Verantwortung übernehmen.“ Die hätten dann die Studierenden bei ihren künftigen Jobs.

    Bedeutung mündlicher Prüfungen wächst: Flächendeckend in Bayern werden Kolloquien wichtiger werden, sagt Rohrmair. Wenn die schriftlichen Arbeiten mit KI verfasst werden, müssten die Interviews einen signifikanten Einfluss auf die Note haben. Darin müssten Studierende die Gedanken ihrer Arbeiten verteidigen und beweisen, dass sie sie verstanden und sich damit auseinandergesetzt haben.

    Steigende Anforderungen: Die Anforderungen, um eine gute Note zu bekommen, werden wegen KI extrem nach oben gehen, sagt Rohrmair. Sein Vergleich: Seit Textverarbeitungsprogramme auf dem Markt sind, seien Tippfehler in Bachelorarbeiten inakzeptabel. Durch KI werde das erwartete Niveau wieder steigen. Die Sprachmodelle können laut dem THA-Präsidenten hervorragend formulieren und strukturieren und zum Beispiel hunderte mögliche Quellen auf einige, wirklich für das Thema relevante, eindampfen. Wenn die Recherche leichter ist, steige die Anforderung an den Text.

    Ende der Chancengleichheit: Es gibt viele verschiedene KI-Sprachmodelle auf dem Markt. Bei ChatGPT zum Beispiel setzen viele Studierende derzeit auf eine kostenpflichtige Version, die leistungsstärker und schneller ist. Das sei gerade ein heißes Thema, weil sich Studierende mit Geld einen Vorteil verschaffen können, sagt Rohrmair. Es werde versucht, eine Basisversorgung bereitzustellen. An den Hochschulen in Augsburg, Ingolstadt und München haben die Studierenden laut Rohrmair bereits Zugriff auf die generative KI von Microsoft. Lizenzen für die KI-Sprachmodelle zu erhalten, stelle die Hochschulen aber vor finanzielle Herausforderungen. Rohrmair sagt: „Wir werden das Problem nicht in den Griff bekommen.“ Denn zahlen Studenten selbst Geld, könnten sie immer auf noch leistungsstärkere KI zurückgreifen.

    Rohrmair hofft, dass das Thema KI so schnell wie möglich so viele Köpfe wie möglich erreicht. Zur Frage, ob Menschen von KI ersetzt werden, sagt er: „Nein, Menschen werden ersetzt durch andere Menschen, die KI einsetzen.“

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