Der junge Mörder von Bad Reichenhall hat möglicherweise Gewaltfantasien in Computerspielen ausgelebt. Mehrere Aussagen von Polizeibeamten weisen darauf hin. Der Angeklagte hat sich demnach in seiner Freizeit in der Kaserne intensiv mit einem Spiel beschäftigt, in dem Täter den von ihnen erstochenen Opfern immer eine Art Trophäe abnehmen.
Mörder von Bad Reichenhall: Schminkspiegel und Stoffteil als Trophäen?
Kripobeamten berichteten nun am zweiten Verhandlungstag, dass auch Christoph R., 21, von seinen Opfern Gegenstände mitgenommen hat. Dem Malermeister Alfons S. schnitt er offenbar ein Stück Stoff aus dem Hemd, nachdem er ihn mit seinem Bundeswehr-Kampfmesser getötet hatte. Der 17-jährigen Sarah F., die die Messerattacke schwer verletzt überlebte, nahm R. einen kleinen Kosmetikspiegel ab. Der Spiegel steckte in der blutverschmierten Hose, die im Spind des Soldaten gefunden wurde. Das Stoffteil ist verschwunden.
Der zur Tatzeit 20-Jährige muss sich vor der Jugendkammer wegen Mordes und Mordversuchs verantworten – begangen in der Nacht zum 14. Juli 2014, als die deutschen Fußballer Weltmeister wurden. Er griff unter Alkoholeinfluss unvermittelt zwei Menschen an. Der aus der Bundeswehr entlassene junge Mann aus Morbach (Kreis Bernkastel-Wittlich) in Rheinland-Pfalz schweigt im Prozess.
Zusammenhang zwischen Taten und Computerspiel
Hat der introvertierte junge Mann mit dem Aussehen eines Schulbuben die Spiele als Vorlage für sein grausiges Verbrechen genommen? Bereits zum Auftakt am Dienstag hatte ein Ermittler einen Zusammenhang zwischen dem Gewaltverbrechen und Computerspielen hergestellt.
Diese These wird im Prozess sicher noch häufiger eine Rolle spielen. Denn die Frage nach dem Motiv des in Heimen aufgewachsenen jungen Mannes ist ein Kernpunkt des Verfahrens. Der 21-Jährige war trotz einer schwierigen Kindheit bisher nicht durch Gewalttätigkeiten aufgefallen. (hogs, dpa)