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Bayern investiert in Wohnraum: Was bedeutet das für Mieter und Mietpreise?

Interview

Krise im Wohnungsbau: „Wir brauchen Sicherheit“

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    Hohe Kosten und Zinsen belasten Neubauprojekte.
    Hohe Kosten und Zinsen belasten Neubauprojekte. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Herr Maier, Bayern will in diesem Jahr bis zu 400 Millionen Euro zusätzlich für den geförderten Wohnungsbau locker machen. Wie groß ist die Erleichterung bei Ihren Mitgliedsunternehmen?
    HANS MAIER: Für unsere Mitglieder geht es zunächst vor allem darum, Finanzierungssicherheit für Projekte zu bekommen, für die es bereits grünes Licht gab, dann aber plötzlich keine Förderung mehr. Die Wohnungsunternehmen brauchen aber wieder Sicherheit. Sonst können sie keine weiteren Neubauten und Modernisierungen planen.

    Ihr Verband hatte ja 800 Millionen Euro zusätzlich vorgeschlagen. Wie sind Sie auf diese Summe gekommen?
    MAIER: Eine Umfrage unter den 505 Mitgliedern des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen hat Ende April ergeben, dass der Förderstopp 4.952 Wohnungen in begonnenen Neubauprojekten sowie 1.286 Wohnungs-Modernisierungen betrifft. Deshalb haben wir im Zusammenhang mit der von der Bundesregierung geplanten deutlichen Erhöhung der Wohnraumfördermittel die Summe von 800 Mio. Euro für Bayern genannt. Da geht es um die Aufarbeitung des Förderstaus aus 2024 und die vielen geplanten Vorhaben aus 2025.

    Der Förderstopp im Frühjahr kam sehr überraschend. Was hatte das für konkrete Folgen und - im Nachhinein - hätte der Freistaat die Unternehmen nicht früher über den sich abzeichnenden Geldmangel informieren müssen?
    MAIER: Das hat uns kalt erwischt, aber der Run auf die Fördermittel im Jahr 2024 war unerwartet und in dieser Dimension nicht absehbar. In der Vergangenheit wurden die Fördermittel nicht immer vollständig abgerufen und der Freistaat Bayern hat seit dem Wohnungspakt Bayern 2015 große Summen bereitgestellt. Doch die in 2024 eingereichten Anträge über 1,9 Mrd. Euro haben den Fördertopf massiv überzeichnet und das wirkte sich dann auch auf das Jahr 2025 aus. Aus der Privatwirtschaft kamen rund 50 Prozent der Förderanträge. Das hatten wir in der Vergangenheit nicht in diesem Umfang.

    Wenn es sich der Staat schon aussuchen kann, wem er die Förderung gibt, sollte er dann nicht höhere Anforderungen an die Bewerber stellen, zum Beispiel was die Dauer der Sozialbindung anbelangt?
    MAIER: Die Dauer der Sozialbindung liegt aktuell bei 25, 40 oder 55 Jahren. Aus Sicht der sozial orientierten Wohnungswirtschaft sollte die 25-jährige Bindungsdauer gestrichen werden. Dann bleiben die Mieten länger bezahlbar.

    Das Grundproblem sind die exorbitant gestiegenen Baupreise. Zeichnet sich da inzwischen eine Beruhigung ab?
    MAIER: Die aktuelle Baukrise kommt durch die Kombination aus gestiegenen Zinsen und den hohen Baupreisen. Was die Baukosten anbelangt, gibt es bereits erste Erleichterungen in Bayern, etwa durch die Obergrenze von 0,5 Stellplätzen beim geförderten Wohnraum. Die Bundesregierung möchte das Bauen wieder beschleunigen. Aus Sicht der Wohnungswirtschaft braucht es eine schnelle Umsetzung der Ankündigungen. Die Baukosten bekommen wir am besten mit einer Reduzierung der Baustandards in den Griff. Dafür ist aber Rechtssicherheit für die Wohnungsunternehmen die Voraussetzung.

    Was könnten den Bund und Land dafür tun, dass Bauen wieder erschwinglicher wird?
    MAIER: Ziel muss doch sein, dass auch künftig Mieten von zehn oder zwölf Euro für den Quadratmeter möglich sind. Um das zu schaffen, brauchen wir natürlich erstens Verlässlichkeit bei den Förderungen. Außerdem: Dort, wo Wohnungen knapp sind, muss Bauen in überragendem öffentlichem Interesse sein. Das erleichtert die Genehmigungsverfahren, bei der Windenergie hat man das auch gemacht. Die neue Bundesbauministerin Verena Hubertz setzt auf neue Technologien und Verfahren wie das serielle Bauen. Wir unterstützen das ausdrücklich. Schließlich: Eine weitere Anhebung der energetischen Standards würde den Wohnungsbau faktisch zum Erliegen bringen. Wir brauchen da dringend mehr Augenmaß.

    Jetzt hat es in diesem Jahr noch einmal mehr Geld für den geförderten Wohnungsbau gegeben. Wird der Freistaat nicht auch in den kommenden Jahren mehr tun müssen?
    MAIER: Der Freistaat investiert jährlich rund 1,1 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln für den Wohnungsbau. Es muss vor allem gelingen, den Wohnungsbau für die Privatwirtschaft wieder attraktiv zu machen, sodass diese nicht mehr auf die Fördermittel angewiesen ist. Diese sollten selbstverständlich die steigenden Baukosten mit abbilden. Ansonsten bekommt man für dieselbe Summe immer weniger Wohnungen.

    Wer auf eine günstige Wohnung angewiesen ist, hat in vielen Gegenden Bayerns auch in den kommenden Jahren einen schweren Stand?
    MAIER: Diese Frage muss ich leider mit ja beantworten. Die Situation auf den bayerischen Wohnungsmärkten ist schon lange schwierig und wird das auf absehbare Zeit auch bleiben.

    Hans Maier, Direktor des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen, VdW.
    Hans Maier, Direktor des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen, VdW. Foto: Andreas Jacob

    Zur Person

    Hans Maier ist Direktor des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW), dem mehr als 500 sozial orientierte Wohnungsunternehmen angehören, darunter viele Genossenschaften und kommunale Unternehmen. Die Mitglieder verwalten mehr als eine halbe Million Wohnungen. Die Mieten dort liegen nach Verbandsangaben im Schnitt um ein Drittel unter der durchschnittlichen bayerischen Marktmiete.

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