Nach einem warmen Frühlingsbeginn ist das Wetter in Bayern derzeit abgekühlt: Es gibt Frost, stellenweise Schnee und Niederschlag durch Regen. Auf den ersten Blick könnte man meinen, das sei eine gute Nachricht für Böden, Pflanzen und Grundwasser.
Doch der Schein trügt: Wie das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg im aktuellen Niedrigwasser-Lagebericht erklärt, war das zurückliegende Winterhalbjahr „deutlich zu trocken“ – mit Ausnahme des überdurchschnittlich nassen Januars. Der Zeitraum von November bis April brachte den Angaben zufolge insgesamt zu wenig Niederschlag, um die Defizite der Vorjahre auszugleichen.
Bayern-Wetter: Kaum Schnee im Winter – selbst auf der Zugspitze
Ein weiterer Hinweis auf die anhaltende Trockenheit in Bayern ist die Schneebilanz des vorangegangenen Winters: So meldet das LfU, dass in Städten wie Würzburg, Augsburg oder München teilweise nur wenige Tage mit einer Schneedecke über einem Zentimeter gezählt wurden.
Selbst auf der Zugspitze waren am 5. Mai nur 116 Zentimeter Schnee zu verzeichnen – laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) ein Rekordtief, das zuletzt im Jahr 1942 mit nur 85 Zentimetern unterschritten wurde.
Kritische Entwicklung bei Grundwasser und Trinkwasserversorgung
Besonders besorgniserregend ist die Lage beim Grundwasser, dem wichtigsten Reservoir für die Trinkwasserversorgung in Bayern. Mehr als zwei Drittel des bayerischen Trinkwassers stammen laut LfU aus rund 4300 Brunnen, die das Grundwasser nutzen. Doch im jüngsten Winterhalbjahr zeigte fast jede zweite Messstelle im oberflächennahen Bereich niedrige oder sehr niedrige Werte.
Auch in tieferen Grundwasserschichten sei die Situation angespannt: 41 Prozent der Messstellen verzeichneten dort weiterhin eine Niedrigwassersituation. Von einer nachhaltigen Erholung könne laut Umweltamt keine Rede sein. Auch auf die Waldbrandgefahr wirkt sich die Entwicklung im Freistaat aus.
Pegel am Bodensee: Wasserstand weiter unter Normalniveau
Ein sichtbares Beispiel für die Folgen der Trockenheit ist der Bodensee, der zu einem kleinen Teil in Bayern liegt. Zwar überschritt der Pegelstand in Konstanz Anfang Mai wieder die Drei-Meter-Marke, wie die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) mitteilte. Doch der Wasserstand liegt damit immer noch über 35 Zentimeter unter dem für diese Jahreszeit üblichen Niveau.
Erst im April 2025 war der Pegel auf 2,70 Meter gesunken, vielerorts lag der Seegrund frei – und nicht alle Häfen konnten von Passagierschiffen angefahren werden. Ursache dafür waren laut der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) in Karlsruhe sowohl fehlende Regenfälle als auch geringe Schmelzwassermengen aus den Alpen.
Zu wenig Regen – menschengemachte Ursachen verschärfen das Problem
Die anhaltende Dürre ist nicht nur ein Resultat des Klimawandels und auf das Wetter zurückzuführen. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung tragen auch menschliche Eingriffe in die Natur erheblich zur Situation bei: Flussbegradigungen, der Umbau von Naturflächen zu Ackerland und die Versiegelung durch Siedlungen führen dazu, dass Niederschlagswasser schneller abfließt, statt zu versickern.
Zudem verdichten schwere landwirtschaftliche Maschinen die Böden, wodurch sich deren Fähigkeit zur Wasseraufnahme weiter verschlechtert.
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