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Bayern setzt neue Spezialeinheit gegen Geldwäsche und Kriminalität ein

Kriminalität

Gold, Geld und Luxusautos: Verbrecher „waschen“ in Deutschland Milliarden

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    Dieser Flitzer gehört jetzt dem Staat: (von links) Hildegard Bäumler-Hösl, Leitende Oberstaatsanwältin, Justizminister Georg Eisenreich (CSU), Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und Generalstaatsanwalt Reinhard Röttle neben einem konfiszierten Sportwagen der Marke Bugatti.
    Dieser Flitzer gehört jetzt dem Staat: (von links) Hildegard Bäumler-Hösl, Leitende Oberstaatsanwältin, Justizminister Georg Eisenreich (CSU), Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und Generalstaatsanwalt Reinhard Röttle neben einem konfiszierten Sportwagen der Marke Bugatti. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Gold, Geld und sehr teure „Schlitten“: Sie haben Kriminellen gehört, jetzt stellt sie die Staatsanwaltschaft aus. Werte im Millionenbereich haben Polizei und Justiz in den vergangenen Monaten eingezogen - und es sollen mehr werden. Denn Deutschland ist ein Paradies für Geldwäscher und die Fernstraßen durch Bayern sind beliebte Schmuggelrouten. Im Freistaat soll nun eine neue Spezial-Staatsanwaltschaft gegensteuern.

    Betrüger bunkerten Millionenwerte im Freistaat

    Ortstermin am Mittwoch in München: Vor dem nüchternen Bürogebäude, in dem die Generalstaatsanwaltschaft des Freistaats sitzt, sind zwei Aufsehen erregende Sportwagen geparkt. Der Bugatti hat mehr als 1000 PS, von dem schwedischen Koenigsegg schräg gegenüber gibt es weltweit nur gut 50 Exemplare. Jeder der Supersportwagen hat einen Wert zwischen drei und vier Millionen Euro, die bayerische Justiz hat sie im Zuge der Amtshilfe sichergestellt. Eine Staatsanwaltschaft im Ausland ermittelt gegen eine internationale Betrügerbande, die offenbar auch in Bayern Vermögenswerte gebunkert hat.

    Fürs schmutzige Geschäft dagegen müssen unauffälligere Fahrzeuge herhalten. Bei Straubing zog die Polizei einen Audi A4 aus dem Verkehr. In Geheimfächern des in Dortmund präparierten Autos fanden die Ermittler fast 100 Kilo Gold im Wert von damals drei Millionen Euro und 470.000 Euro in bar. Sie waren offenbar für die Türkei bestimmt. In Pfronten wurde ein Opel Zafira auf dem Weg nach Italien gestoppt. Hinter der Stoßstange befanden sich 200.000 Euro und Spuren von Kokain.

    Woher das Geld stammt, können die Ermittler oft nur vermuten: Drogenhandel, Menschenschmuggel, Waffengeschäfte? An die Hintermänner ist schwer heranzukommen, ihren oftmals miserabel bezahlten Kurieren ist in vielen Fällen nicht einmal nachzuweisen, dass sie von der heißen Ware im Wagen wussten. Was der Justiz bleibt, ist die Vermögenswerte einzuziehen. Neulich wurde in Niederbayern ein Syrer erwischt, er hatte eine Million Euro in Plastiktüten unter dem Beifahrersitz.

    Deutschland ist ein Paradies für die Geldwäsche

    Die neue Zentralstelle Geldwäschebekämpfung und Vermögensabschöpfung (ZGV) soll nun der Spur des Geldes folgen und klären: Woher kommen die hohen Beträge, die immer wieder gefunden werden? „Was wird sehen, ist tatsächlich nur die Spitze des Eisbergs,“ bekennt ZGV-Chefin Hildegard Bäumler-Hösl. Rund 9000 Hinweisen auf Geldwäsche ging die Polizei im vergangenen Jahr nach, sagt Innenminister Joachim Herrmann. Vermögen im Wert von rund 71 Millionen Euro sei abgeschöpft worden. Das klingt nach viel, ist aber angesichts der Dimensionen illegaler Geschäfte im Land wenig. Allein in Deutschland werden nach Schätzungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht bis zu 100 Milliarden Euro im Jahr gewaschen. „Das ist leider ein Riesenproblem“, sagt Justizminister Georg Eisenreich (CSU). Die im europäischen Vergleich laxen deutschen Bargeld-Bestimmungen tragen in den Augen von Bäumler-Hösl dazu bei.

    Fast 100 Kilo Gold spürte die Polizei in einem Audi bei Straubing auf. Wem es einmal gehörte, ist unbekannt. Jetzt werden die Barren eingeschmolzen.
    Fast 100 Kilo Gold spürte die Polizei in einem Audi bei Straubing auf. Wem es einmal gehörte, ist unbekannt. Jetzt werden die Barren eingeschmolzen. Foto: Justizministerium

    Methoden, bei schmutzigen Geschäften erworbenes Geld „weiß“ zu waschen, gibt es viele - und oft müssen die Kriminellen dafür nicht einmal einen Schein in die Hand nehmen. Internetbetrüger, die ihre Opfer mit Enkeltricks oder so genanntem Love-Scamming, also dem Vortäuschen der großen Liebe, übers Ohr gehauen haben, ziehen bei der Geldwäsche gerne unbeteiligte Dritte mit hinein. Das sind Menschen, die auf der Suche nach einem Nebenverdienst leichtgläubig ihr Bankkonto zur Verfügung stellen. Am Ende haben die Kriminellen das Geld und die „Internet-Agenten“ ein Strafverfahren wegen Geldwäsche am Hals.

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    2 Kommentare
    Robert Miehle-Huang

    Ach was! Bayern kümmert sich doch um Dinge, die wahrlich wichtiger sind, wie Cannabis-Clubs das Leben schwer zu machen und flugs neue Spielplätze auszuweisen, damit Sodom und Gomorra keinen Platz haben…

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    Thomas Keller

    Man könnte sogar noch viel mehr machen, geschätzte 40 Millarden Euro gehen durch Cum-Cum und Cum-Ex-Geschäfte verloren. Das ist übrigens das Vermögen des ehemaligen Nazi-Spediteurs und Parteispenders geerbter Klaus-Michael Kühne. Steuern werden nicht bezahlt oder manche Leute können sich an etwas nicht erinnern. Zumindest ist hier ein Erfolg zu verzeichnen, von dem eingenommenem Geld kann man bestimmt diverse Schulen grundsanieren.

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