Nach der Hochwasserkatastrophe im Landkreis Augsburg steht das bayerische Umweltministerium wegen eines bislang nicht umgesetzten Hochwasserschutzes an dem Donauzufluss Zusam in der Kritik. Dinkelscherbens Bürgermeister Edgar Kalb sagte am Mittwoch, dass er bereits vor fast fünf Jahren Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) das Problem vorgetragen habe.
Trotz der damaligen Zusagen, dass schnell gehandelt werde, sei "0,0 Zählbares geschehen", kritisierte Kalb. Mehrere Medien hatten zuvor über die Kritik am Ministerium aus Schwaben berichtet. Eine Ministeriumssprecherin erklärte, dass nun voraussichtlich Anfang 2025 mit dem Bau begonnen werden könne.
Konkret geht es um ein Hochwasserrückhaltebecken, für das es bereits seit rund einem Jahrzehnt einen gültigen Planfeststellungsbeschluss gibt. Nach Angaben des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth zogen die Verhandlungen mit den Kommunen über die Finanzierung sowie die Gespräche mit den Grundstückseigentümern das Projekt in die Länge. Die Einigung mit den Kommunen sei 2018 erfolgt, wegen der benötigten Grundstücke habe ein Enteignungsverfahren eingeleitet werden müssen, sagte ein Sprecher der Behörde. Mit den Eigentümern habe keine Einigung über die Höhe der Entschädigung erzielt werden können.
Bürgermeister: Problem seit 25 Jahren bekannt
Bürgermeister Kalb kritisierte, dass nun erneut zahlreiche Häuser in Dinkelscherben überflutet worden seien, obwohl das Problem seit einem Vierteljahrhundert bekannt sei. Mit den 200 Millionen Euro, die der Freistaat jetzt für die Flutopfer zahlen wolle, hätten 30 bis 40 Rückhaltebecken in der Größenordnung des Projekts bei Dinkelscherben gebaut werden können. Das Wasserwirtschaftsamt erklärte, dass nach den bisherigen Berechnungen auch ein Rückhaltebecken die extremen Abflüsse der Zusam bei der jüngsten Flut nicht so weit reduziert hätte, dass es zu keinen Überflutungen bebauter Bereiche gekommen wäre.
Augsburgs Landrat Martin Sailer (CSU) sagte allerdings, dass seines Erachtens die Schäden in Dinkelscherben mit Sicherheit geringer ausgefallen wären, "hätte es das dort seit Jahren gewünschte Rückhaltebecken bereits gegeben". Auch die Nachbarkommunen Altenmünster und Zusmarshausen drängen auf eine schnelle Umsetzung des Projekts. "Uns ist bewusst, dass hier einige Landwirte pokern, aber wir müssen spätestens jetzt die Vermittlerrolle einnehmen, damit dieses Rückhaltebecken, welches bereits seit elf Jahren planfestgestellt ist, endlich gebaut wird", sagte Zusmarshausens Rathauschef Bernhard Uhl (CSU).
(dpa)