Mit einem breiten Lächeln klatschte Harry Kane mit seinen Mitspielern ab. Gemeinsam ging es dann in die Kurve zu den mitgereisten Fans. Auch dank des Traumeinstands des neuen Topstars ist Meister FC Bayern standesgemäß in die neue Saison gestartet. Die im Supercup noch enttäuschenden Münchner gewannen am Freitagabend zum Auftakt der Fußball-Bundesliga bei Werder Bremen mit 4:0 (1:0).
Nicht einmal eine Woche nach seiner Verpflichtung und der Einwechslung beim 0:3 gegen RB Leipzig gab Kane die Vorlage für das Führungstor durch den deutschen Nationalspieler Leroy Sané (4.) und erzielte in der 74. Minute seinen ersten Treffer. Wieder Sané (90.), der seinen ersten Bundesliga-Doppelpack feierte, und der eingewechselte Mathys Tel (90.+4) erhöhten.
"Es war eine gute Nacht. Ein hartes Spiel auf jeden Fall", sagte Kane beim Streamingdienst DAZN. "Ich war ein wenig nervös, aufgeregt. Sehr aufgeregt, in die neue Saison mit meinem neuen Club zu starten. Natürlich waren da ein paar Schmetterlinge (im Bauch)." Bremens Topstürmer Niclas Füllkrug räumte ein. "Wir haben in der zweiten Halbzeit gute Phasen gehabt, aber ja, völlig verdient, dass die Bayern gewinnen."
Die Rekordmeister-Mannschaft von Bayern-Trainer Thomas Tuchel hatte bis zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen zumindest sehr einsatzfreudige Bremer zwar mit der schwachen Chancenverwertung zu kämpfen. Kanes sechster Torschuss saß aber. In der 84. Minute wurde der Stürmer für Tel ausgewechselt - Job erledigt.
Die 61. Bundesliga-Spielzeit begann vor 42.100 Zuschauern stimmungsvoll. Die Country-Rock-Band The BossHoss spielte und sang die Nationalhymne, Rekordnationalspieler Lothar Matthäus brachte die silberne Meisterschale ins Stadion. Auf der Tribüne schaute zwischen Rudi Völler und DFB-Präsident Bernd Neuendorf auch Bundestrainer Hansi Flick zu - und er konnte sich früh im Spiel eine Notiz machen.
Sané lief nach dem Pass von Kane der Bremer Abwehr davon und überwand Werder-Torwart Jiri Pavlenka. Tuchel brach nicht in allergrößten Jubel aus, sondern holte sich Noussair Mazraoui für weitere Anweisungen an die Seitenlinie. Es deutete sich der typische Auftaktabend an: Seit der Einführung im Jahr 2002 hat der Meister noch nie ein offizielles Eröffnungsspiel verloren.
Dass Werder nach dem frühen Rückstand gleich wieder den Weg in die Offensive suchte, quittierte das Bremer Publikum mit Applaus. Der lautstarke Jubel in der neunten Minute verstummte aber schnell wieder: Der vermeintliche Torschütze Füllkrug, dessen sportliche Zukunft an der Weser weiterhin offen ist, hatte nur aus dem Abseits getroffen. Gemeinsam mit Marvin Ducksch versuchte der Torschützenkönig der vergangenen Spielzeit auch im Anschluss, für Gefahr zu sorgen, was aber nur selten gelang.
Deutlich besser kamen die Münchner ins Spiel. Auch wenn Kane in der ersten Halbzeit noch nicht oft am Ball war, hatten die Bayern weitere gute Chancen. Der Schuss von Jungstar Jamal Musiala ging knapp vorbei (21.), der Versuch von Mazraoui touchierte den Pfosten (21.). Leon Goretzka, der auf der Position neben Joshua Kimmich den Vorzug vor Neuzugang Konrad Laimer erhalten hatte, prüfte Pavlenka (34.).
Die Bayern wirkten handlungsschneller als am vergangenen Samstag gegen Leipzig, die Abwehr mit Neuzugang Minjae Kim und Dayot Upamecano bekam wenige Gelegenheiten, sich auszuzeichnen.
Werder-Trainer Ole Werner hatte kurz vor dem Spiel bei Sat.1 vor dieser "schwerstmöglichen Aufgabe" zum Auftakt gegen den Rekordmeister gewarnt, aber auch Hoffnung gemacht, weil sich beide Mannschaften "noch in der Findungsphase" seien. Sein Team hatte aber deutlich größere Mühe im Spielaufbau. Kurzfristig verzichten musste Werner auf Innenverteidiger Niklas Stark, der "aus persönlichen Gründen" fehlte, wie Werder mitteilte.
Von den vorausgegangenen 27 Bundesliga-Spielen gegen die Bayern hatte Bremen keines gewonnen. Nach der Pause kam Leonardo Bittencourt zur aussichtsreichen Chance zum Ausgleich im Bayern-Strafraum heran gerutscht, der Ball ging aber vorbei (47.). Füllkrug schoss zwei Minuten später über das Tor von Sven Ulreich. Insgesamt kamen die Bremer mutiger aus der Kabine.
In der Folge verflachte die Partie dennoch etwas - bis zum Pfostenschuss von Kingsley Coman (58.). Die Bayern machten in dieser Phase zu wenig aus ihrer Dominanz. Und dann kam Kane. Mit einem Distanzschuss prüfte der Kapitän der englischen Nationalmannschaft zunächst Pavlenka (61.) und wurde dann zu Beginn der Schlussphase von Alphonso Davies im Strafraum angespielt. Mit dem rechten Fuß entschied der Starstürmer die Partie. Kurz vor seiner Auswechslung plagten den Stürmer offensichtlich Krämpfe, Sané krönte kurz vor Schluss seinen guten Auftritt mit seinem zweiten Tor, ehe auch Tel traf.
(Claas Hennig, Jann Philip Gronenberg und Jan Mies, dpa)