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Foto: Stefan Sauer, dpa
Foto: Stefan Sauer, dpa

Ein Schild weist den Weg zu einem Corona-Impfzentrum.

Corona-Pandemie
11.11.2021

Booster-Impfung: Welcher Impfstoff ist für wen sinnvoll?

Von Simone Bronnhuber

Plus Ein Oberarzt aus der Region erklärt, worauf es bei der Booster-Impfung ankommt. Und warum die Impfpflicht aus seiner Sicht notwendig ist.

Mehr als 50.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Diesen Höchstwert seit Ausbruch der Corona-Pandemie gibt das RKI am Donnerstag bekannt. Die Inzidenz steigt und steigt. Die Top Zehn der Landkreise mit den höchsten Inzidenzen sind von Rang eins bis sechs allein mit Gemeinden aus Bayern belegt. Tendenz ebenfalls steigend.

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Das empfiehlt die Stiko Menschen unter 30 bei der Booster-Impfung

Deshalb, so betont Hubert Grundner, Oberarzt am Krankenhaus Wertingen, helfe nur eines: "Die dritte Impfung scheint ganz eindeutig notwendig, um die Welle zu stoppen. Nur dadurch wird der Weitergabeschutz verbessert.“ Zudem sei bereits erkennbar, dass der Antikörperanteil nach einer Drittimpfung noch mehr ansteige, was wiederum auch einen besseren Eigenschutz bedeute. Aber wer soll sich wann mit welchem Impfstoff boostern?

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Die Stiko, die Ständige Impfkommission, hat diese Woche ihre Impfempfehlung für Menschen unter 30 Jahren angepasst. Diese Personengruppe soll nur das Mittel von Biontech und Pfizer bekommen. Grundner, der unter anderem Pandemiebeauftragter im Wertinger Krankenhaus (Landkreis Dillingen) ist, erklärt, dass Menschen, die bisher sogenannte Vektorimpfstoffe erhalten haben, die Impfung mit einem mRNA-Impfstoff empfohlen werde. Zu den Vektorimpfstoffen zählen Johnson & Johnson oder AstraZeneca. Biontech und Moderna wiederum sind mRNA-Impfstoffe.

Vektorimpfstoffe anderen Ländern gespendet

Konkret heißt das laut Oberarzt Grundner aus Wertingen: "Meines Wissens nach wird in Deutschland immer mit einem mRNA-Impfstoff geboostert. So hat man einen sehr guten Booster-Effekt. Da die Vektorimpfstoffe besser bei Kühlschrank- oder Raumtemperatur haltbar sind als die mRNA-Impfstoffe, wurde fast der gesamte Bestand der Vektorimpfstoffe im Rahmen der Auslandshilfe an Länder gespendet, die keine oder schlechtere Kühlmöglichkeiten haben. Somit sind diese in Deutschland fast schon selten geworden und mRNA-Präparate viel leichter zu bekommen.“

Aber, und das ist dem Pandemiebeauftragten auch wichtig zu sagen: "Würden wir in einem Land leben, in dem es nur einen Impfstoff zur Auswahl gebe, dann würden wir genau den auch für alle nehmen.“ Hauptsache impfen, so sein eindringlicher Appell. Übrigens, so der Wertinger Oberarzt: Seit gegen das Coronavirus geimpft werde, habe er im Wertinger Krankenhaus weder Frau noch Mann behandeln müssen, die sicher einen nachgewiesenen Impfschaden hatten, sagt er. "Es gibt Nebenwirkungen, keine Frage, aber die sind jetzt alle bekannt und sehr selten.“

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Wertinger Oberarzt ist selbst erkrankt und geimpft

Er selbst hatte als Genesener nach seiner Auffrischungsimpfung Nebenwirkungen, er sei quasi "wieder einen Tag Covid-krank" gewesen. Es sei "aber nicht so schlimm wie bei der echten Erkrankung“ gewesen. Er sagt: "Kein bekannter Impfstoff und auch nicht die gegen Covid verursachen Spätschäden. Seit 70 Jahren gibt es das moderne Impfen. Man hat viel Erfahrung mit bedauerlichen Impfschäden, und die passieren aber alle innerhalb der ersten sechs Monate und nicht nach Jahren.“

Aktuell seien im Krankenhaus in Wertingen die Intensivbetten voll. Mit Glück könnten Patientinnen und Patienten auf die Intensivstation in Dillingen verlegt werden, sagt der Mediziner. Die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut. Aber mittlerweile sei es auch realistisch, dass kranke Menschen, die intensivmedizinisch betreut werden müssen, zu überregionalen Krankenhäusern, beispielsweise in der Oberpfalz, weitergeleitet werden. Oberarzt Grundner sagt: "Als Mensch wünscht man sich einfach, dass wir wieder unser normales Leben bekommen, klar. Aber wir hätten es selbst in der Hand und zögern es leider durch Unvernunft hinaus.“

Aus Mediziner-Sicht würde er eine Impfpflicht befürworten. Als Privatperson verstehe er aber, dass dies für viele Menschen ein Eingriff in die Privatsphäre sei, der nicht zu tolerieren ist. Trotzdem: "Mit dieser Krankheit macht man keinen Spaß. Sie verläuft gar nicht so selten tödlich.“

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