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Exen bleiben in Bayern erhalten - viele Kritiker sind entsetzt

Bildung

Schüler-Petition gescheitert: In Bayern wird es auch weiterhin Exen geben

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    Von vielen Schülerinnen und Schülern gefürchtet: Exen.
    Von vielen Schülerinnen und Schülern gefürchtet: Exen. Foto: Armin Weigel, dpa

    Die bei Generationen von Schülerinnen und Schülern verhassten Exen, die einem, wenn man unvorbereitet war, den Schweiß auf die Stirn trieben, bleiben: CSU, Freie Wähler und AfD lehnte am Donnerstag eine Petition zur Abschaffung von unangekündigten Tests, die von mehr als 60.000 Menschen unterstützt worden war, im Bildungsausschuss des Landtags ab. Schulen beziehungsweise Lehrkräfte sollen demnach weiterhin selbst entscheiden können, ob sie Exen als Prüfungsmittel einsetzen wollen.

    „Wir sind fassungslos, dass unsere Petition jetzt einfach so abgelehnt und als erledigt abgestempelt wurde“, sagte die 17-jährige Schülerin Amelie N., die Initiatorin der Petition. „Für uns ist hier gar nichts erledigt - nicht, solange Kinder mit Bauchschmerzen weiterhin zur Schule gehen, nicht, solange meine Mitschülerinnen und Mitschüler nachts nicht schlafen können, weil sie Angst vor dem nächsten Schultag haben.“ Die Petition unter dem Motto „Schluss mit Abfragen und Exen!“ wurde unter anderem vom Forum Bildungspolitik in Bayern, der GEW und dem Bayerischen Elternverband unterstützt.

    Ausschussvorsitzende: „Die Petition greift zu kurz“

    Wolfgang Fackler, CSU-Landtagsabgeordneter und Mitglied im Bildungsausschuss, sieht die Sache anders als die Verfechter einer Neuregelung: „Schule soll und muss auf das Leben vorbereiten. Die Fähigkeit, Wissen spontan abrufen zu können und in einer Prüfungssituation unter Beweis zu stellen, entspricht aus meiner Sicht lebensnahen Anforderungen und dient auch der Vorbereitung auf die spätere Studien- und Berufswelt“, sagt er gegenüber unserer Redaktion.

    Auch Ute Eiling-Hütig (CSU), die Vorsitzende des Ausschusses, lehnt die Forderungen der Petition ab. „Die Stärke unseres Bildungssystems liegt in der Balance der Aufgaben und Leistungserhebungen, nicht in der Abschaffung bewährter Instrumente. Die Petition greift zu kurz.“ Stattdessen müsse man ihrer Ansicht nach die Prüfungskultur weiterentwickeln, besonders im Hinblick auf die ‚4K‘ : Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken. „Dabei ist klar: Lehrkräfte müssen Prüfungsformate immer mit pädagogischem Augenmaß einsetzen: zur fairen Leistungsfeststellung und als Feedback, nicht als disziplinierende Maßnahme.“

    Markus Söder hatte sich früh für Exen ausgesprochen

    Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte schon im vergangenen Herbst per Machtwort das Fortbestehen der unangekündigten Tests verkündet. Damit hatte er allerdings viel Kritik auf sich gezogen, schnürte er doch einer von Kultusministerin Anna Stolz (FW) angestoßenen Debatte um zeitgemäße Prüfungsformen damit jegliche Luft ab.

    Gabriele Triebel, Abgeordnete der Grünen und stellvertretende Vorsitzende des Bildungsausschusses, findet angesichts dessen klare Worte: „Ich halte es für respektlos, wie mit der Petition umgegangen wird, auch vonseiten des Ministerpräsidenten. Er hatte sich ja schon geäußert, bevor die Petition überhaupt im Ausschuss behandelt wurde. Das ist für mich eine Basta-Politik“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch inhaltlich ist sie anderer Meinung: „Exen sind ein Instrumentarium aus der Vergangenheit. Es ist vollkommen wirklichkeitsfremd, dass Schülerinnen und Schüler später im Berufsleben in einen Raum eingesperrt sind und Aufgaben ohne Hilfe, ohne jegliche digitale Mittel und ohne Zusammenarbeit mit Kollegen lösen müssen.“

    SPD: „Angst ist kein guter Lernmotor“

    Auch bei der SPD ist man ernüchtert. „Als Lehrerin weiß ich aus eigener Erfahrung: Angst ist kein guter Lernmotor“, sagt Nicole Bäumler, die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. Die SPD steht klar an der Seite von Petitions-Initiatorin Amelie und allen Schülerinnen und Schülern, „die sich gegen überholte Methoden wie unangekündigte Abfragen und Exen wehren. Wir wollen ein Bildungssystem, das motiviert statt einschüchtert – modern und gerecht“. (AZ, dpa)

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    3 Kommentare
    Klaus Axmacher

    Die Opposition ist empört... Also alles richtig entschieden

    Franz Xanter

    "Wir sind fassungslos, dass unsere Petition jetzt einfach so abgelehnt und als erledigt abgestempelt wurde“ Fassungslos, entsetzt, zu Tode betroffen usw. usw. Scheinbar wird erwartet, dass über Wissensstand, -kenntnis demokratisch abgestimmt wird. Was Schülerinnen und Schüler heutzutage nicht alles erwarten? Was kommt als nächstes? Wird dann über die Notwendigkeit von Abschlussprüfungen diskutiert? Was hier Schüler aber auch einige Eltern sich vorstellen, entbehrt jeglicher Logik und Sinnhaftigkeit!

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    Martin Goller

    Ein echter Didaktikprofessor ist an Ihnen verloren gegangen. Warum werden eigentlich an der Uni Leistungsabfragen angesagt? Und beim Führerschein? Oder der Meisterprüfung?

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